Ingolstadt
Saubere Leistung

Audi weiht die neue Lackiererei ein die umweltschonend sein und viel Geld sparen soll

20.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Sie ist 324 Meter lang, 36 Meter breit sowie 32 Meter hoch - und für Audi ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur komplett digitalen Fabrik. Und das ist nicht das einzig Bemerkenswerte an der neuen Lackiererei im Werk, die gestern vorgestellt wurde. Es geht um Umweltschutz und richtig viel Geld.

Geradezu wehmütig blickt Rüdiger Recknagel nach vorne, dorthin, wo Andreas Lehe vor gut 100 Gästen verkündet, wie stolz er sei, als Leiter der Lackiererei das neue Gebäude einzuweihen. Fünf Jahre hat Recknagel das Projekt vorbereitet, doch bei der Eröffnung steht er nicht mehr an vorderster Front. Der Konzern hat ihn im Frühjahr zum Umweltbeauftragten ernannt, die Lackiererei ist jetzt nur noch ein Projekt unter vielen, bei denen Recknagel mit Behörden und Verbänden verhandeln muss. Ein Posten, der ihm aber vor allem wegen seines Einsatzes für die Lackiererei zugetragen worden ist. Denn das Gebäude mit dem Namen N 50.1 beherbergt wohl eine der umweltfreundlichsten Lackierereien der Welt. "Das war wirklich mein Baby", bekräftigt Recknagel, was er dem DK schon einmal im August bei seiner Vorstellung gesagt hatte.

In drei Schichten arbeiten in der Lackiererei rund 200 Mitarbeiter zusammen mit etwa 100 Robotern. Man könnte sagen, dass die Roboter in dem Zusammenspiel die Drecksarbeit erledigen, doch das würde der Arbeitsweise der Maschinen nicht gerecht. Sie tragen den Lack vollautomatisch mit elektrostatisch wirkenden Hochgeschwindigkeits-Rotationszerstäubern präzise auf das Fahrzeug auf. Überschüssig gesprühter Lack wird mithilfe von Steinmehl gebunden und kann so wiederverwendet werden. Dazu kommt beim Lackieren fast nur Umluft zum Einsatz, die immer wieder gereinigt wird, lediglich 20 Prozent Frischluft werden zugeführt. Beim Trocknen der Lacke richtet sich der Energieaufwand nach der Anzahl der zu trocknenden Karosserien, eine fertig lackierte Karosserie wird dann noch von einem Roboter an mehr als 100 Messpunkten unter die Lupe genommen. Jede noch so kleine Abweichung von den Daten, die die Maschine im System findet, fällt ihr auf.

Alles in allem bedeutet das: fünf Prozent weniger Abfall, 20 Prozent weniger Wasserbrauch, 20 Prozent weniger Energieverbrauch, 30 Prozent weniger CO2-Emissionen und 90 Prozent weniger flüchtige organische Verbindungen, die in die Luft gelangen. Das ist gut für die Umwelt, spart aber Audi auch viel Geld.

"Modernes Wirtschaften und Umweltschutz schließen sich nicht gegenseitig aus", sagte Produktionsvorstand Hubert Waltl. Das zeige die neue Lackiererei. Und sie unterstütze auch die Audi-Vision: "eine intelligente autonome Fabrik". Wohlgemerkt aber keine menschenleere Fabrik.

Der Vertreter der Arbeitnehmer, Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender Peter Mosch, lobte das Projekt dann auch als "Signal für unseren Standort Ingolstadt". Sein Betriebsratskollege Josef Beck habe sich sehr für die Arbeitsplatzbedingungen der Mitarbeiter in der neuen Lackiererei eingesetzt - mit Erfolg: Das Gebäude entspreche modernsten ergonomischen Ansprüchen. Tatsächlich sind die Arbeitsbühnen alle höhenverstellbar, es gibt Hebehilfen für Front- und Heckklappen sowie ein Fahrband für die Mitarbeiter. "Krummbuckeln" müsse keiner mehr, sagte Mosch.

Wenn die Produktion ganz hochgefahren ist, werden hier etwa 900 Karosserien am Tag lackiert, derzeit sind es 650. Den Anfang machten A4- und A5-Modelle, folgen sollen A3 und Q2. Nun wird auch die alte Lackiererei angegangen, die bisher unter Volllast lief und deswegen nicht saniert werden konnte.

"Ich hoffe, dass Audi weiter investiert", sagte der städtische Umweltreferent Rupert Ebner, der auch zu der Einweihung gekommen war. Schließlich müsse der Konzern für jede Investition auch an die Stadt zahlen - und das komme in jüngster Zeit vor allem seinem Referat zugute, erklärte Ebner zufrieden.