Ingolstadt
Die Neue soll's richten

Monika Röther leitet seit Januar in einer Doppelspitze das Ingolstädter Klinikum - Eine erste Bilanz

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr

Keine leichte Aufgabe in Zeiten der Affäre: Die Volkswirtin Monika Röther (Foto) leitet seit Januar - in einer Doppelspitze mit Andreas Tiete - das Ingolstädter Klinikum. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Eine 100-Tage-Bilanz ist das noch nicht. Monika Röther ist erst zwei Monate im Amt. Gefühlt dürfte sie die 100 Tage jedoch längst überschritten haben. Denn die Zeiten, in denen sie Anfang Januar ihren Posten in Ingolstadt angetreten ist, könnten kaum schwerer sein. Die 50-jährige Volkswirtin leitet zusammen mit Andreas Tiete das skandalgeschüttelte Ingolstädter Klinikum. Ihre Kernaufgabe: Das Schwerpunktkrankenhaus wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen.

Der frühere Klinikumschef Heribert Fastenmeier und der mit diesem eng zusammenarbeitende damalige Aufsichtsratsvorsitzende, Altoberbürgermeister Alfred Lehmann, sind die Hauptpersonen der sogenannten Klinikumsaffäre. Diese - das sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt - hatte nie etwas mit der medizinischen Versorgung der Patienten oder der Arbeit der über 3000 Mitarbeiter zu tun. Es geht vielmehr um Verwaltungsangelegenheiten, um Vetternwirtschaft und Vorwürfe der Untreue und Bestechlichkeit. Fastenmeier hat sich bekanntlich während der Untersuchungshaft im Gefängnis das Leben genommen, der Alt-OB muss sich in einem gesonderten Verfahren vor dem Landgericht Ingolstadt verantworten. Es ist zu erwarten, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt die Anklageerhebung in Kürze offiziell verkündet.

Das Klinikum wird gegen die Erben Fastenmeiers und möglicherweise auch gegen Lehmann Schadenersatzansprüche einfordern. Für die beiden aktuellen Geschäftsführer Monika Röther und Andreas Tiete, der Anfang 2017 als Ärztlicher Direktor ans Klinikum kam und sich jetzt die Führung des Hauses mit Röther in einer Doppelspitze teilt, keine leichte Aufgabe. Röther, die Volkswirtschaftlerin, ist fürs Kaufmännische zuständig, Tiete, der Herzchirurg, der vor seinem Wechsel nach Ingolstadt Ärztlicher Direktor am Klinikum Bogenhausen war, für den medizinischen Bereich.

Turbulent gehe es in Krankenhäusern immer zu, sagt Röther im Gespräch mit unserer Zeitung. Das am Ingolstädter Klinikum sei freilich eine Sondersituation. Aber als sie sich für die Leitung beworben hatte, habe sie von der Affäre ja schon gewusst. Im vergangenen Jahr, sagt sie, sei bereits vieles sorgsam aufgearbeitet worden. "Allmählich beschäftigen wir uns wieder zunehmend mit dem Tagesgeschäft."

Monika Röther ist im Raum Speyer geboren, in der Pfalz aufgewachsen und hat nach ihrem Abitur Volkswirtschaft in Mannheim und Paris studiert. Sie war zunächst bei der AOK Rheinland-Pfalz, später bei der AOK Baden-Württemberg in leitenden Funktionen für den Krankenhausbereich zuständig und kennt somit auch "die andere Seite". Wenn manche sagen, sie habe "die Seite gewechselt" mag sie das gar nicht: "Wir alle sind für Patienten zuständig. Wir arbeiten am gleichen Ziel." Nach fast zehn Jahren bei der Krankenkasse wechselte sie als Geschäftsführerin an die Vinzenz-von-Paul-Kliniken in Stuttgart, wo sie viele Jahre tätig war. Weitere Stationen in ihrem Werdegang waren private und kommunale Kliniken in Kiel und Bamberg, bis sie schließlich im Januar 2018 als Geschäftsführerin ans Ingolstädter Klinikums kam.

Ihr Weggang aus Stuttgart war 2012 in der dortigen Presse kritisch begleitet worden. Nicht genannte Quellen bezeichneten ihn als "überfällig", in einem anonymen Schreiben wurde ihr "Mobbing" vorgeworfen. Auf das Thema angesprochen, reagiert Röther sehr offen. Die "zwei Berichte" kennt sie nur zu gut: "Es fällt auf, dass darin keine Namen genannt wurden", sagt sie. Als Krankenhausmanager bleibe es eben nicht aus, auch Entscheidungen zu treffen, die nicht jedem gefallen.

Der Wechsel von Bamberg ans Ingolstädter Klinikum, das viertgrößte Akutkrankenhaus Bayerns mit etlichen Tochtergesellschaften, bedeutet für die 50-Jährige nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch einen Karrieresprung. Ihr Ziel in diesem Jahr: Konsolidierung. Bekanntlich erwartet das Klinikum 2017 einen satten Verlust. Einen Stellenabbau soll es aber nicht geben. "Wir setzen darauf, 2018 mehr Patienten zu behandeln als 2017", betont Röther. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern der Region soll weiter intensiviert werden. Ganz wichtig sei in diesen turbulenten Zeiten, den Mitarbeitern, die sehr gute Arbeit leisteten, Sicherheit zu geben. "Sie müssen das Gefühl haben, dass sie sich allein ihren Patienten widmen können." Das Haus biete medizinische Qualität auf hohem Niveau.

Dennoch bleibt die Frage: Hat die mit vielen Negativschlagzeilen verbundene Klinikumsaffäre Auswirkungen auf die Stimmung unter den Patienten? Monika Röther ist diesbezüglich bisher nichts bekannt geworden. Auch bei den regelmäßigen Befragungen zur Patientenzufriedenheit sei kein Abfall zu bemerken, betont sie. Wer ins Krankenhaus kommt, dem geht es eben in erster Linie darum, möglichst schnell wieder gesund zu werden.

In Ingolstadt hat sich die neue Klinikums-Chefin, die verheiratet ist und keine Kinder hat, gut eingelebt. Wenn sie nicht mit ihrer Arbeit beschäftigt ist, geht Röther gerne in Konzerte. Klassische Musik mag sie, aber auch Rock und Jazz. Ihre weiteren Hobbys? "Kochen", sagt sie. "Und essen."