Ingolstadt
Kleinvieh macht auch Mist

Aushilfe im Zoo Wasserstern darf neben Ställen auch zu schnappenden Schildkröten und hungrige Affen

24.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr

Foto: Stefan Eberl

Ingolstadt (DK) Tausende Besucher jährlich können nicht irren. Der Kleintierzoo Wasserstern an der schönen Schutter ist eine feste Institution Ingolstadts. Der Betreiberverein kann helfende Hände gebrauchen. Zumindest für einen Tag hat die DK-Lokalredaktion zwei Hände einer Aushilfe gereicht.

Die Umkleidekabine hat ihre eigene Geräuschkulisse. Das aufgeregte Kreischen der Papageien von nebenan dringt durch die Wand in den kleinen Gang, in dem zwischen trockenem Brot und frisch abgestreifter Schlangenhaut die Aushilfe in ihre Arbeitshose steigt und die festen Schuhe überzieht. Die Tür fällt hinter ihr wieder ins Schloss. Dann kann es losgehen mit der Schicht.

Wie der Besucher blinzelt auch Benny Baxmann in die helle Sonne. Der stellvertretende Vorsitzende des Zoovereins bringt die heilige Dreifaltigkeit des Kleintierwesens mit: Besen, Schaufel und Eimer. Der Ferienjobber hat es aber schon vorher mitbekommen, dass das Streichelgehege direkt neben dem Haupteingang der erste Einsatzort sein wird.

Wie alles im Zoo Wasserstern ist auch die Anlage ein bisschen kleiner, aber eben umso kuscheliger gehalten. Was die Bewohner natürlich nicht davon abhält, in ihrem Reich die hinterste Ecke aufzusuchen, wenn ungebetener Besuch kommt. Und als dieser muss sich der Ferienjobber ganz schnell outen, wenn er mit der Schaufel die für sie so herrlich unordentlichen Ställe der Kaninchen und Meerschweinchen unverschämterweise ausmistet und damit wieder in Ordnung bringt. Der Staub wirbelt auf, als der Besen in die Holzboxen gleitet. Die Karnickel drängen über die Leiter nach unten. Nur um dann nach wenigen Augenblicken in Ruhe zu merken: Auch dorthin ist der unnachgiebige Saubermann unterwegs.

Aufregung sind die Tiere aber durchaus gewohnt. Sind sind ja eine Hauptattraktion für die Kinder, die sich an diesem schönen Nachmittag auch schon wieder hinter dem Gitter am Gehege versammeln und sehnlichst darauf warten, dass der Putztrupp nach dem Einbringen der neuen Streu endlich weiterzieht - damit sie wieder selbst Hand anlegen können an ihren flauschigen Lieblingen.

Die Aushilfe wischt sich den Schweiß von der Stirn. Auf den passenden Spruch brauchte sie nur zu warten: Ein schwarzes T-Shirt an so einem Tag ist vielleicht nicht die beste Wahl. Aber so schlimm ist es auch nicht. Ohnehin wartet die Abkühlung bereits wenige Meter daneben, wo die nächste Aufgabe ansteht. Der Teich der Schildkröten schimmert so schön grün, als wäre er in der Tradition des irischen Festes St. Patrick's Day eingefärbt worden. Es sind aber doch nur Algen und das, was von den Schatten spendenden Bäumen mit der Zeit so reinfällt. Alle vier Wochen muss dann spätestens komplett gereinigt werden. Der Wasserschlauch wird schnell durch das Fenster aus dem nahen Funktionsgebäude gezogen. Baxmann holt noch ein paar Bürsten. Doch zunächst gebührt dem Neuen die Ehre, das Wassers aus dem Tümpel abzulassen. Dazu hatten sich die anderen Herren vorgestellt, dass er am besten ins Wasser steigt, um den Stöpsel per Hand zu ziehen. Aber denkste: Mit dem Stil einer Schaufel geht es doch vom Ufer aus besser - und gefahrloser. Denn tatsächlich wird mit dem Abfließen des Wassers, das mit einem lauten Gluckern im Gulli verschwindet, immer mehr grüner Schlamm sichtbar, der glitschiger nicht sein könnte. Das belegt der erste Rutschtest, der den Arbeiter schwer in Schieflage bringt.

Die Schildkröten verdünnisieren sich aus dem Becken, was aber angesichts der steilen und eben glitschigen Böschung nicht so einfach ist. Sie rutschen immer wieder zurück. Entsprechend ist höchste Aufmerksamkeit gefordert, damit man nicht noch unabsichtlich auf einen der Bewohner tritt. Oder aber andersherum das schnappende Maul der Tiere plötzlich am Wadl hat. Denn hungrig sind auch Schildkröten fast immer.

Nach einigen Putzminuten mit der Bürste ruft Chef Baxmann schon eine Pause aus und verschwindet im Funktionsgebäude. Um gleich darauf lächelnd mit einem Dampfstrahler zu erscheinen. Damit geht es doch einfacher. Mit dem Wasserstrahl spritzt der grüne Überzug tatsächlich schnell weg - aber bitte keine Schildkröte erwischen. Auch das klappt. Eine geschlagene Stunden dauert es aber dann doch, bis das Becken wieder an eine Betonwanne erinnert und das saubere Wasser rein kann. Das Lob des Vereinsvizes ist der Aushilfe sicher. Also wieder Stöpsel rein und den Schlauch aufgedreht. Während der Schildkrötenpool langsam vollläuft, geht es zur Belohnung noch hinunter zum Affenhaus: Fütterungszeit. Bei den Hutaffen und den (gefährlichen) Kapuzinern darf die Aushilfe noch jeweils eine große Schüssel voll mit geschnittenen Bananen, Äpfeln, Melonen und Papayas in die Klappe kippen. Die Tiere stürzen sich darauf und scheinen dankbar zu grüßen. Der Ferienjobber schreitet beschwingt zum Vereinsheim und genehmigt sich ein Steckerleis. Dann hat auch er Feierabend.