Ingolstadt
Cannabis auf Rezept oder auch nicht

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Ingolstadt (rl) Seit 10. März ist es jedem Vertragsarzt - unabhängig von seiner Fachrichtung - möglich, Cannabis zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung zu verordnen. Durch die Regelung können Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen unter bestimmten Voraussetzungen Cannabis in Form getrockneter Blüten oder Extrakte sowie Arzneimittel mit synthetischen cannabinoiden Wirkstoffen erhalten.

Vor der ersten Verordnung ist eine Genehmigung bei der Krankenkasse einzuholen. Eine Ablehnung ist nur in begründeten Ausnahmefällen möglich.

Doch die Umsetzung der neuen Regelung in der Praxis ist, wie berichtet, nicht einfach. Viele Ärzte in Ingolstadt sind mehr als skeptisch und wollen Cannabis nicht verordnen, wie auch der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbandes Ingolstadt-Eichstätt, Carsten Helbig, in Gesprächen mit Ärzten erfahren hat. "Es gibt enormen Beratungsbedarf", sagt auch Birgit Grain, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Die KVB habe deshalb auf ihrer Homepage und in Newslettern Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Wenn der Wunsch bestehe, könne man über den Ärztlichen Kreisverband Schulungen anbieten, so Helbig.

Wie schwer es ist, einen Arzt zu finden, der einen Cannabis-Patienten behandelt, erfährt derzeit auch der chronisch kranke Luigi Spangenberg, über den der DK mehrfach berichtet hat. Auch er hofft, endlich einen Arzt zu finden, der ihm die Blüten, die seine Beschwerden lindern, verschreibt.