Ingolstadt
Lösel: Das Amt sollte zum Kandidaten kommen

Ingolstädter CSU-Politiker stärken Seehofer den Rücken Schuhmann spricht von "selbstzerstörerischen Streitereien"

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Ingolstadt (rl) Ingolstadt ist Seehofer-Land. Zumindest innerhalb der CSU, wie sich gestern am Rande der Eröffnung des Christkindlmarktes einmal mehr bestätigt hat. Was halten Ingolstädter Kommunalpolitiker von dem Orkan, der dem in Gerolfing lebenden Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden in ohnehin stürmischen politischen Zeiten um die Nase weht? Zumindest die befragten CSU-Vertreter waren alle auf der Seite Seehofers.

Dieser habe in Berlin "in der Koalitionsrunde gekämpft, damit eine ordentliche Situation zustande kommt", meinte Oberbürgermeister Christian Lösel. Dann sei in Bayern eine Diskussion losgebrochen, "die dem nicht förderlich war". In Richtung Personaldebatte meinte er: "Das Amt sollte eigentlich zum Kandidaten kommen und nicht der Kandidat zum Amt." Der Stadtrat und IN-City-Vorsitzende Thomas Deiser findet, man müsse in schwierigen Zeiten Stärke demonstrieren. Die Diskussion um Seehofer sei "nicht zufriedenstellend", sagte der aus Gerolfing stammende Stadtrat Hans Achhammer. Die Personalfrage müsse offen diskutiert werden. "Der Parteitag im Dezember wäre der geeignete Ort." Man dürfe nicht, "einen Graben nach dem anderen öffnen". Das bringe die Partei nicht weiter. Ähnlich sieht das CSU-Stadtrat Franz Liepold. Auch er spricht sich dafür aus, die Diskrepanzen in Gesprächen zu klären.

Die Entscheidung um die Personalie Seehofer werde für die bayerische Bevölkerung weitreichende Folgen haben, ist Bürgermeister Sepp Mißlbeck (UDI) überzeugt. "Ich würde mir wünschen, dass die Persönlichkeiten der bayerischen Politik so zu einem Konsens finden, dass wir Bürger uns weiter wohlfühlen können."

Weniger charmant klingen die Worte von SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann. Er findet, "die selbstzerstörerischen Streitereien in der CSU sind noch schlimmer, als in den schlimmsten Zeiten der SPD". Petra Volkwein (SPD) erinnerte an die Zeit, als Horst Seehofer Ministerpräsident geworden ist. Damals, sagt sie, sei mancher vor den Kopf gestoßen gewesen durch seine Bemerkung, wenn man älter als 60 sei, solle man raus aus dem Kabinett. Jetzt, wo auch er älter ist, sehe er das offenbar anders.