Ingolstadt
Bypass im Herzen der Industriestadt

Arbeiten für Unterführung der Nordtangente liegen im Zeitplan – Eröffnung im November

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Baustellenbegehung in sieben Metern Tiefe: Der Ingenieur Josef Goldbrunner (r.) und Tiefbauamtsleiter Walter Hoferer führten die Besucher durch die Unterführung der Nordtangente. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Sieben Meter über den Besuchern rauscht der Verkehr auf der Richard-Wagner-Straße. Bis zur Baustelle für die Unterführung. Dann hat es sich erst mal ausgerauscht.

Wenn alles nach Plan läuft, werden hier unten ab November Fahrzeugströme fließen und eine der am meisten frequentierten Kreuzungen der Stadt entlasten. Die gute Nachricht: Es läuft nach Plan. 75 Prozent der Arbeiten sind vollendet, der Boden der Unterführung ist betoniert, bald beginnt der Straßenbau auf der tiefergelegten Trasse. Die Besucher, die am Samstagvormittag auf Einladung des Tiefbauamts die Großbaustelle an der Kreuzung Ettinger Straße / Richard-Wagner-Straße besichtigen, hören es mit Freude. Kräftige gelbe Stützkörper, die wie hydraulische Pressen funktionieren, stabilisieren die Wände des Trogbaus. Sie werden derzeit verschalt. „Es war wichtig, dass zuerst der Deckel draufsitzt, bevor wir uns unten durchbuddeln, damit wir den Verkehr so gut wie möglich aufrechterhalten“, sagt Josef Goldbrunner, Brückenbauspezialist und Chef der Goldbrunner Ingenieure GmbH.

Das Projekt stellte die Planer vor eine der anspruchsvollsten Aufgaben, die der Tiefbau zu bieten hat. Es gilt, eine fast zehn Meter breite Unterführung auf wenig Raum bei laufendem Verkehr zu realisieren – und das noch möglichst zügig, denn die Nordtangente (wie die Hauptachse Richard-Wagner-Straße / Hindenburgstraße in der Stadtplanung heißt) ist ein wichtiger Autobahnzubringer. Die Ettinger Straße führt zum zweitgrößten Autowerk Europas. Gut 45 000 Fahrzeuge passieren die Kreuzung jeden Tag. Die Unterführung soll, besser gesagt: muss in dieser Infarktzone wie ein Bypass wirken.

Eine Unterführung, wohlgemerkt, kein Tunnel. Ingenieur Goldbrunner legt Wert auf diese Unterscheidung. „Das ist klar definiert. Von einem Tunnel spricht man erst, wenn mindestens 80 Meter Straße durchgehend überdeckelt sind. Dafür gelten dann andere Vorschriften.“ Die Passage unter der Ettinger Straße hindurch ist kürzer. Die zwei Spuren werden jeweils 3,75 Meter breit sein, links und rechts läuft ein Notweg mit einem Meter Breite. „Kein Gehweg“, sagt Goldbrunner, „denn da soll ja keiner gehen.“

Zwei Pumpen werden bei Regen anspringen. „Man muss sich die Unterführung wie eine Badewanne vorstellen.“ Das Projekt kostet zwischen fünf und sechs Millionen Euro, inklusive Ausgleichsmaßnahmen, sagt Goldbrunner, also vor allem Ersatz für die Bäume, die auf dem Grünstreifen zwischen den getrennten Spuren der Richard-Wagner- und der Hindenburgstraße abgeholzt wurden.

Experten haben auch untersucht, ob es Auswirkungen auf die Nachbargebäude hat, wenn eine Unterführung ins Grundwasser hineingebaut wird, erzählt der Bauingenieur. Ergebnis: „Man muss keine Bedenken haben.“ Ein Fachbegriff, der in diesem Zusammenhang bei der Baustellenführung öfter fiel, lautet „Auftriebsicherung“. Das bedeutet, den Trogbau so zu stabilisieren, dass er der Kraft des Grundwassers standhält.

Auch Walter Hoferer, der Leiter des Tiefbauamts, ist zuversichtlich, dass die Unterführung noch heuer in Betrieb geht. „Wir werden die Sommerferien nutzen, um möglichst viel zu schaffen. Sicher, es wird weiter Behinderungen geben. Aber um so mehr können wir uns freuen, wenn alles fertig ist.“

2016 wird im Nordwesten allerdings schon das nächste große Bauwerk in Angriff genommen: ein neuer Kanal mit 1,80 Metern Durchmesser, also deutlich voluminöser als der bestehende. „Da passt gut was rein“, sagt Goldbrunner. „Damit bauen wir dringend benötigte Reserven auf.“ In der rasant wachsenden Stadt tut Entlastung auf allen Ebenen not.