Ingolstadt
Busse über die Staustufe: Verkehrskollaps auf der Degenhartstraße?

Bus, Bahn, Rad und Fußgänger: Bei der Bürgerwerkstatt wurden etliche Vorschläge auch kontrovers diskutiert

30.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Ingolstadt (DK) Ein ganzes Bündel Themen wurde in der zweiten Bürgerwerkstatt im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans im Festsaal behandelt. Nach dem Individualverkehr standen am Montagabend Busse und Bahnen, der Radverkehr und die Fußwege im Mittelpunkt. INVG-Chef Robert Frank stellte die nächsten Schritte beim Busangebot vor, Wilko Manz vom Büro Inovaplan sprach dutzende Themen an, sodass hier Stichworte genügen müssen.

- Fußgänger: Leitsystem, Barrierefreiheit, Einkaufen und Spazierengehen, Stadtpark von der Staustufe zum Bayernoilgelände, Shared Space auf Schlosslände, Rossmühl- und Harderstraße, bessere Schulwege und Elternhaltestellen waren eingangs die Stichworte.

Ein Vorschlag ging dahin, auch auf der Proviantstraße in der Altstadt Fußgängern und Radlern gleiche Rechte wie den Autos zu geben. Funktionale Bodenbeläge wünschen sich die Bürger auch. Elternhaltestellen, wo Eltern ihre Kinder einige hundert Meter vom Schulgebäude entfernt aus dem Auto aussteigen lassen, stießen jedoch nicht auf Gegenliebe: Der Aspekt der Sicherheit ist ein Gegenargument. Unterführungen wünschen sich viele Bürger einladender gestaltet. Und die Altstadt sollte modellhaft als fußgängergerechte Stadt gestaltet werden.

- Busverkehr: Zeitvorteil durch Kleinbusse über die Staustufe, Radmitnahme im Bus schwierig, Regio-Stadtbahn teuer.

In der anschließenden Diskussion wurden etliche Punkte angesprochen. Gefordert wurden mehr zielgruppenspezifische Angebote wie für sozial Schwache oder über 14-jährige Schüler (die jetzt Erwachsenentarife zahlen), Taktverdichtungen in Stoßzeiten, Verknüpfungen mit P+R-Systemen, mehr Nachtlinien, ein einheitlicher Bürgertarif für alle Ingolstädter, wofür dann aber auch alle zahlen, sowie die Sicherung des Anschlussverkehrs: Manchmal würden Haltestellen nicht bedient, wenn niemand wartet.

Wie Frank betonte, werde ein Bürgertarif derzeit in Berlin intensiv, aber auch kontrovers diskutiert. Er wies auch darauf hin, dass das alles mit Kosten verbunden ist.

Etliche Anwohner der Degenhartstraße sprachen sich vehement gegen Kleinbusse über die Staustufe aus. Auf dem „Nadelöhr“ Degenhartstraße stehe der Verkehr zu Stoßzeiten praktisch still, Staus seien an der Tagesordnung. Eine weitere Befürchtung: Der Bus wecke Begehrlichkeiten, und man könne darauf warten, bis die ersten Autos auch über die Staustufe fahren wollen. Außerdem sei die Straße an der Antoniusschwaige zu schmal.

Ein Bürger schlug eine Donauquerung für Busse im Osten der Stadt vor. Kritisiert wurde auch die mangelnde Anbindung des Südostens an den Hauptbahnhof, wo die Bahnsteige für Radler nur schwer erreichbar sind. Generell sei eine bessere Verzahnung von Bus und Bahn wünschenswert. Der Airport-Express soll auch am Hauptbahnhof halten. Einhellig begrüßt wurde der geplante Bahnhalt bei Audi.

- Radverkehr: Vorrangrouten, Leih- und Lastenräder, E-Mobilität, Radparkplätze, Sicherheit, Zustand und Beleuchtung der Radwege und der Radtourismus wurden eingangs als Themen angerissen.

Etliche Bürger kritisierten den Zustand einzelner Radwege (holprig, schmal). Auch an den Ampeln haben die Radfahrer viel auszusetzen: Wartezeiten, Dauer der Grünphase, Kopplung, keine Induktionssteuerung. Radler sollen nach Auffassung mancher Bürger Vorrang im Straßenverkehr haben und in den Einbahnstraßen der Altstadt in jede Richtung fahren können. Mehr Radstellplätze (auch bei Mehrfamilienhäusern) und ein Baustellenmanagement (Sicherheit ist oft mit Umwegen verbunden) lauteten andere Vorschläge. Als Grundlage für eine Diskussion wurde an das SPD-Verkehrskonzept erinnert. Auch eine gezielte Schwachstellenanalyse des Radverkehrs sei wünschenswert. Fahrradwerkstätten wie im Konradviertel sollte es in mehreren Stadtteilen geben.

- Vernetzung: Eine Mobilitätszentrale als Anlaufstelle für alle Verkehrsarten, Mobilitätsstationen zur Vernetzung von Bus, Rad, Auto und Bahn sowie eine Mobilitätskarte für alle Verkehrsarten schlägt das Büro Inovaplan vor.

Deswegen plädieren manche Bürger gleich für einen runden Tisch zur Mobilität. Das Thema Car-Sharing müsse flächendeckend regional angegangen werden, wobei es auf die richtigen Übergabepunkte ankomme. Dabei müsse immer die Vernetzung aller Verkehrsarten im Blick sein.