Ingolstadt
Botschafter der bayerischen Lebensart

Die Streichhölzer und die Zandter Blasmusik erhalten heute den Heimatpreis Oberbayern

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Bayrisch, aber nicht kitschig: Die Zandter Blasmusik, die unter anderem bei den Konzerten aus Alt-Ingolstadt im Hof des Neuen Schlosses eine treue Zuhörerschaft hat (oberes Bild), und die Streichhölzer (unten) werden heute mit dem Heimatpreis Oberbayern ausgezeichnet. ‹ŒArch - fotos: Rössle, Siebendritt

Ingolstadt (DK) Heute verleiht der bayerische Heimatminister Markus Söder im Wirtshaus am Auwaldsee den Heimatpreis Oberbayern (DK berichtete). Bei dem dem Festakt werden auch zwei Musikensembles aus Ingolstadt und Zandt für ihr kulturelles Schaffen im Sinne der bayerischen Lebensart gewürdigt.

Zum einen handelt es sich um das Sextett die Streichhölzer, das sich aus jungen passionierten Hobbymusikern aus Ingolstadt und Demling im Alter zwischen 28 und 34 Jahren zusammensetzt. Die Instrumentalisten haben ihre Ausbildung in der klassischen Musik an der städtischen Simon-Mayr-Sing- und Musikschule erhalten und nahmen dazu Instrumentalunterricht bei den Mitgliedern des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt.

1995 hatte die Musikschule im Turm Baur per Aushang Nachwuchs für den Volksmusikbereich gesucht. Es folgten erste kleine Auftritte vor "dankbarem Publikum" im Verwandtenkreis, wie es auf der Internetseite der Streichmusiker verschmitzt heißt, dann - vor 17 Jahren - gab es die ersten öffentlichen Auftritte unter dem jetzigen Namen der Gruppe. Das Repertoire umfasst traditionelle volkstümliche Stücke aus nahezu allen Regionen Bayerns. "Aber wir blicken auch über den Tellerrand hinaus und spielen Melodien aus der Steiermark, Böhmen, Ungarn und Makedonien", sagt Sprecher Christof Uhlmann. Wichtig sei dabei stets der Spaß am Musizieren, der sich von der Bühne auf die Zuhörer übertragen solle, so der Ingolstädter, dessen beide Brüder im Ensemble ebenfalls mitwirken.

"Wir waren ziemlich überrascht und sehr erfreut, als wir die Nachricht von der Preisverleihung erhielten. Es ist uns eine Ehre", kommentiert Uhlmann das Ereignis gegenüber dem DK. Die Streichhölzer sehen die original bayerische Volksmusik wieder am Erstarken - auch bei jungen Leuten, so der Physiker. Veranstaltungen wie das kultURIG-Festival gingen in die richtige Richtung, dies zu unterstützen. "Auch wir wollen mit unserer Musik dazu beitragen", sagt er.

Heute spielen die Streichhölzer bei zahlreichen Anlässen sowie im Begleitprogramm von Theateraufführungen und Lesungen. Da die Musiker mittlerweile alle im Berufsleben ständen und sich deshalb auch örtlich verändert hätten, werde es jedoch immer schwieriger, zusammen zu spielen, räumt Uhlmann ein. So lebe sein Bruder Lorenz inzwischen in Heidelberg, er selbst wohne mit seiner Familie bei Regensburg. Dort spiele er aktuell auch in anderen Besetzungen mit, darunter beim Regensburger Musikanten-Stammtisch. Nichts desto trotz gibt es die Streichhölzer seit fast 20 Jahren in dieser Besetzung, und auch am Dienstag werden sie das Publikum mit einer musikalischen Einlage erfreuen.

Ausgezeichnet wird am heutigen Dienstag auch die Zandter Blasmusik, die 1973 von dem Ingolstädter Lehrer Helmut Karg gegründet wurde und seit 1997 von Franz Zäch, dem ehemaligen Leiter der städtischen Simon-Mayr-Sing- und Musikschule in Ingolstadt, dirigiert wird. Die Blaskapelle setzt sich derzeit aus 25 Musikern aus Ingolstadt und dem Landkreis Eichstätt zusammen und ist nach dem Juradorf Zandt, heute Ortsteil von Denkendorf, benannt. Sie hat sich der original bayerischen Blasmusik verschrieben und ist durch zahlreiche Auftritte in Ingolstadt und der Region sowie im Bayerischen Fernsehen bekannt geworden. "Wir freuen uns natürlich über den Preis", sagt Zäch dem DK. "Wir waren auch ziemlich überrascht, immerhin gibt es uns jetzt seit über 40 Jahren", ergänzt Sprecher und Posaunist Herbert Unholzer. Die Zandter seien eigentlich Exoten in der Volksmusik, sagt er. "Weil wir original bayerische Blasmusik spielen, aber keine Bierzeltmusik." Zum Repertoire gehörten demnach Polkas, Walzer, Märsche und Zwiefache, aber auch Auszüge aus Opern und Operetten. Nach vielen alten und vergessenen Stücken forscht Zäch im Stadtarchiv der Stadt Ingolstadt und bearbeitet die meist handgeschriebenen Noten so, dass sie von der Kapelle gespielt werden können. Höhepunkt der jährlichen Aufführungen ist das Konzert "Musik aus Alt-Ingolstadt" im Hof des Neuen Schlosses, wo auch die historischen Kompositionen erklingen. Am heutigen Dienstag, verrät Zäch, spielt die Zandter Blasmusik den Ingolstädter Schützenmarsch von Rudolf Kropp, einst königlicher Obermusikmeister beim 13. Infanterieregiment "Kaiser Franz Joseph von Österreich" in Ingolstadt. Der Marsch sei um die vorletzte Jahrhundertwende für den Schützenverein geschrieben worden. Mit den Kompositionen und ihrer Aufführung, so Zäch, sei früher auch ein musikalischer Bildungsauftrag verknüpft gewesen.