Ingolstadt
Dauerblitzer für Ingolstadt

Messungen "rund um die Uhr" sollen Raser bald einbremsen Forderung nach härteren Strafen

20.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Gegen die Raserei in Ingolstadt will die Polizei nun bald Dauerblitzer einsetzen. Die Messgeräte sollen dann nicht nur Verstöße gegen die zugelassene Höchstgeschwindigkeit aufdecken, sondern auch sogenannte Rotlichtvergehen der Autofahrer melden. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Raserei und Flanierverkehr in der Innenstadt sorgen weiter für Ärger. Auf der DK-Facebook-Seite wird über Ursachen und Lösungen des Problems diskutiert. Kritik ernten dabei sowohl Raser, Stadt als auch die Polizei. Letztere will nun bald versuchen, mit Dauerblitzern die Raser einzubremsen.

Die Probleme liegen auf der Hand beziehungsweise auf der Straße. Raserei und der sogenannte Flanierverkehr in der Innenstadt bereiten vielen Bürgern Sorgen und Ärger. In der vergangenen Woche hatte ein Ingolstädter im DONAUKURIER die Raserei in der Innenstadt scharf kritisiert und der Stadt, vor allem aber der Polizei, Lethargie bei der Lösung des Problems vorgeworfen. Zu dieser Geschichte haben uns seither einige Leserbriefe erreicht (siehe Seite 27). Und auch auf der Facebook-Seite unserer Zeitung hat die Berichterstattung Diskussionen angestoßen.

Der Großteil der Kommentare richtet sich gegen die angebliche "Untätigkeit der Polizei". Viele Leute fragen sich, was die Polizei denn hindere, an den bekannten Problemstellen "Blitzer und vielleicht auch mal reale Polizisten hinzustellen". Vor allem die Forderung nach permanenten Blitzern, die den Verkehr rund um die Uhr überwachen, wird dabei immer wieder laut. "Diese gab es im Stadtgebiet bayernweit bislang nur in München", sagt Verkehrsexperte Franz Bäumler von der Polizei. Nun soll es diese auch in Ingolstadt geben: "Ein Dauerblitzer kommt vielleicht noch dieses Jahr - wenn die Tests erfolgreich verlaufen."

Wo, wird natürlich (noch) nicht verraten. Derzeit probiere man drei verschiedene Standorte in Ingolstadt aus. "Die Dauerblitzer gibt es mit der ministeriellen Auflage, dass diese nur an stark belasteten Straßen und Unfallschwerpunkten installiert werden können", erklärt Bäumler. Entsprechende Apparate messen dann nicht nur die Verstöße gegen die erlaubte Höchstgeschwindigkeit, sondern auch sogenannte Rotlichtvergehen.

Ein minütliches Missachten der Geschwindigkeitsbeschränkung am Rathausplatz (zehn Stundenkilometer; Anm. d. Red.), wie sie ein Leser bemerkt haben will, kann Bäumler nicht erkennen. "Der überwiegende Teil der Verkehrsteilnehmer", sagt er, "hält sich schon allein aufgrund der großen Zahl der Fußgänger an diese Beschränkung."

Das Einhalten der Durchfahrverbote, wie bei der Schleifmühle, wird laut Bäumler "im Rahmen der polizeilichen Streifentätigkeit" überwacht. Ein Problem: Das Durchfahrverbot am Kreuztor kann durch einen Umweg über Jesuitenstraße und Oberen Graben umgangen werden.

Der Verkehrsüberwachungsdienst (VÜD) und die Stadt wissen um die Sorgen und den Ärger der Bürger. Die eigenen Möglichkeiten, das Problem der Raserei zu lösen, schätzen sie indes als begrenzt ein. "Wir überwachen, um den Verkehrsteilnehmern Parkmöglichkeiten anzubieten", sagt ein VÜD-Sprecher. Das Blitzen sei Angelegenheit der Polizei. Und Stadtsprecherin Ingrid Schmutzler sagt: "Seit man davon abgekommen ist, Schwellen und Hindernisse für Raser quasi in die Straße einzubauen, sehe ich unsere Möglichkeiten derzeit ausgeschöpft." Die Bodenschwellen machten laut Schmutzler den Verkehr ohnehin nur noch lauter. Dies können Ingolstädter zum Teil nicht nachvollziehen. "Sicher ist es ein großes Unterfangen, die Altstadt an den möglichen Stellen so auszustatten, jedoch denke ich, dass es viele Fußgänger der Stadt danken werden, wenn sie so ein neues Sicherheitsgefühl durch ihre Stadt vermittelt bekommen", schreibt beispielsweise Christian Frey aus Ingolstadt.

Einige auf unserer Facebook-Seite mutmaßen sogar, das Problem der Raserei in der Innenstadt sei quasi hausgemacht: "Wenn ich schon in einer Stadt altmodische Boliden herstelle und gerne verkaufe, die einem anachronistischen PS-Prinzip huldigen, dann darf ich mich auch nicht wundern, wenn diese, gerade von Leuten, die sie auch bauen, munter ausgefahren werden." Für die Verbannung der Raserei aus der Innenstadt müsste es den überschnellen Autofahrern nach Meinung der Leser wohl stärker an den Geldbeutel gehen. "Die Strafen für Raser sind viel zu niedrig angesetzt", heißt es in einem Kommentar. Jolanta Schmelzer fordert in ihrem Brief an unsere Zeitung einen schnellen Führerscheinentzug, "eine Konfiszierung der Tatwaffe (jawohl, das Auto ist eine Waffe!), gemeinnützige Arbeit oder wahlweise Haft, das alles verbunden mit einem langen Beobachtungszeitraum".

Einen weiteren Konfliktherd bietet der sogenannte Flanierverkehr, also das Spazierenfahren. Paragraf 30 der Straßenverkehrsordnung verbietet das unnütze Hin- und Her-Fahren innerhalb geschlossener Ortschaften eigentlich. Gerade dann, "wenn Menschen durch den Verkehr belästigt werden", so Franz Bäumler. Das Vergehen werde mit 20 Euro bestraft. Problematisch sei allerdings die Definition des Begriffs "unnütz" in diesem Zusammenhang - dem Kommentar eines Lesers nach "eine Ausrede".

Es sind aber nicht nur die Beamten von Stadt und Polizei, die in der Diskussion um Raserei und Flanierverkehr ihr Fett wegbekommen. Die Kritik der Menschen richtet sich auch deutlich gegen "Proleten, die mit völlig überhöhten Geschwindigkeiten die Schrannenstraße runterbrettern, um die Leute, die draußen sitzen, zu beeindrucken". Dafür müsse man sich nur ans Le Café stellen. "Das ist völlig verantwortungslos. Langsam reicht's."