Ingolstadt
Betrieben gehen die Lehrlinge aus

Industrie- und Handelskammer fordert Abkehr vom "Akademisierungswahn"

02.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Ingolstadt/Pfaffenhofen (DK) In der Stadt Ingolstadt und im Landkreis Pfaffenhofen absolvieren laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) wieder mehr Jugendliche eine Ausbildung. Doch es wird immer schwieriger, geeignete und genügend Azubis zu rekrutieren.

Insgesamt stellten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung demnach im vergangenen Jahr 1436 Auszubildende neu ein, drei Prozent mehr als im Jahr 2013. Damit koppelt sich der IHK-Gremiumsbezirk Ingolstadt-Pfaffenhofen vom bayerischen und oberbayerischen Trend ab. Hier ging die Anzahl der Neu-Verträge um ein Prozent und zwei Prozent zurück. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München und Oberbayern hervor.

„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es wird auch für die Betriebe in unserer Region immer schwieriger, geeignete und genügend Azubis zu rekrutieren“, sagt Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Gremiums Ingolstadt-Pfaffenhofen. Verstärkt ausgebildet wird ihm zufolge in Stadt und Landkreis vor allem in den kaufmännischen Berufen (plus 7,5 Prozent im Kreis Pfaffenhofen, 4,4 Prozent in der Stadt). Dabei sind es vor allem der Einzelhandel, der verstärkt ausbildet (Stadt plus 18 Verträge; Landkreis plus 14). Dagegen verlief die Entwicklung bei den Neu-Abschlüssen in den gewerblich-technischen Berufen unterschiedlich. Während in Ingolstadt die Anzahl der Neu-Verträge 2014 um 1,7 Prozent gestiegen ist, verbucht Pfaffenhofen einen Rückgang um sechs Prozent.

„Trotz dieser insgesamt erfreulichen Bilanz ist es höchste Zeit, zu handeln. Ansonsten läuft uns langfristig der Fachkräftemangel aus dem Ruder“, mahnt Peters. Erforderlich seien gesellschaftliches Umdenken und die Abkehr vom vorherrschenden „Akademisierungswahn“, wie Peters es nennt. „Die duale Ausbildung muss wieder als attraktive und echte Alternative zum Studium wahrgenommen werden.“ Noch immer würden die Karrierechancen nach der betrieblichen Ausbildung und die Fortbildungsmöglichkeiten über Meisterkurse bis zum Hochschulstudium unterschätzt. Aber auch die Betriebe müssten die Ausbildung noch stärker zur Chefsache machen und neue Bewerbergruppen ansprechen.

Insgesamt sind derzeit 628 IHK-zugehörige Unternehmen in der Stadt Ingolstadt und dem Landkreis Pfaffenhofen in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 50 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.