Ingolstadt
Bereit für den dauerhaften Notfall

Stadtrat beschließt neue Flüchtlingsunterkünfte in Gerolfing, am Hallenbad Mitte und am Audi-Kreisel

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

−Foto: DK-Grafik

Ingolstadt (DK) Die Bezirksregierung hat zur Beherbergung von Flüchtlingen einen „dauerhaften Notfallplan“ in Kraft gesetzt. Ingolstadt muss 200 weitere Plätze bereitstellen. Gestern bestimmte der Stadtrat einstimmig, wo Unterkünfte entstehen. Einer der drei Standorte ist der Gerolfinger Festplatz.

Das Schreiben der Bezirksregierung klingt dramatisch. Und die Beamten in München haben wohl nicht übertrieben. Der Winternotfallplan zur Unterbringung von Kriegsflüchtlingen wurde in einen „dauerhaften Notfallplan“ überführt. Das bedeutet: Die Stadt muss weitere Unterkünfte für rund 200 Flüchtlinge zur Verfügung stellen, die bei Bedarf binnen 48 Stunden belegt werden. Die Asylbewerber sollen maximal acht Wochen dort wohnen, bevor sie in andere Herbergen in Bayern verlegt werden. Das heißt jedoch nicht (und diese Erkenntnis kam gestern in der Sondersitzung des Stadtrats oft zur Sprache), dass sich die Notunterkünfte nach acht Wochen wieder leeren – es sei vielmehr damit zu rechnen, dass gleich die nächsten Asylbewerber einquartiert werden.

Sozialreferent Wolfgang Scheuer und seine Mitarbeiter haben harte Wochen hinter sich, denn sie mussten auf die Schnelle geeignete Unterkünfte finden. Private Angebote gingen gegen null. Also Zelte. Aber die hätten viele Nachteile, so Scheuer. Vor allem den, dass man Container mit WCs und Duschen brauche, aber die seien ganz schwer zu bekommen. Zudem müsse ein solides Haus in der Nähe sein, falls die Zelte bei einem schweren Sturm evakuiert werden. Und schließlich: Die Menschen sollen möglichst gleichmäßig auf alle Stadtteile verteilt werden. Scheuer: „Wir handeln nicht willkürlich!“

Fünf mögliche Standorte sind in die engere Wahl gekommen, zwei wurden rasch verworfen. Zunächst das Jugendbildungshaus am Baggersee, denn dazu müsste man 900 Meter Wasserleitung verlegen. Auch ein Flüchtlingslager im Hallenbad Mitte wird es nicht geben, weil die nötige Abdeckung der Becken zu lange dauern würde.

Dafür favorisiert die Verwaltung eine „Mischlösung“: Zelte auf dem Parkplatz des Hallenbads Mitte, dessen Sanitäranlagen die Bewohner dann nutzen. Eine Option mit einigen Nachteilen, stellten viele Stadträte fest, aber anders gehe es nicht. Und die Zeit dränge.

Aus der Not geboren ist auch der Vorschlag, Container an der Richard-Wagner-Straße nahe dem Audi-Kreisel aufzustellen. Die SPD setzte nach: Es müssten unbedingt Container sein. Zelte seien dort unzumutbar. „Selbstverständlich“, antwortete OB Christian Lösel.

Standort Nummer drei: Zelte samt Sanitärcontainer auf dem Gerolfinger Festplatz. Die CSU-Stadträte Hans Achhammer und Markus Meyer erklärten sich zunächst für befangen, weil sie dem Vorstand des FC Gerolfing angehören (Achhammer ist der Präsident) und daher betroffen seien. Aber die Stadtratskollegen lehnten den Antrag der beiden, nicht an der Abstimmung teilzunehmen, ab. „Wir wollen uns der Diskussion nicht entziehen“, betonten die zwei Gerolfinger. Vielmehr wollten sie die Rechtmäßigkeit des Stadtratsbeschlusses nicht gefährden. „Wir sind alle in der Verantwortung! Auch Gerolfing.“

Auf Antrag von CSU-Fraktionschef Joachim Genosko wurde namentlich über die drei neuen Notunterkünfte abgestimmt. 45-mal schallte ein „Ja“ durch den Saal. Kein einziges „Nein“; fünf Stadträte fehlten.