Ingolstadt
Bei Cummins droht das Aus

US-Konzern will sein Ingolstädter Generatorenwerk mit 190 Mitarbeitern schließen

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Im Mai 2013 gingen Beschäftigte von Cummins gegen die drohende Verlagerung von mechanischer Werkstatt und Wickelei auf die Straße. Nun ist der Gesamtbetrieb von Schließung bedroht. Arch - foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Der international aufgestellte Generatorenhersteller Cummins will sein Ingolstädter Werk schließen. 190 Arbeitsplätze stehen im Feuer. Die Hoffnungen von Betriebsrat und Gewerkschaft richten sich allein auf einen Investor, der aber erst einmal zu finden wäre. Ansonsten droht wohl unweigerlich das Aus.

Bereits seit dem Frühjahr ist im Betrieb an der Bunsenstraße Kurzarbeit angesagt; der Absatzmarkt für die hier hergestellten Großgeneratoren ist schon länger schwierig. Durch die bereits bekannte Schließung und Verlagerung der mechanischen Werkstatt in ein anderes Cummins-Werk in Rumänien waren zuletzt über 60 Stellen abgebaut worden. Es kriselt also schon länger im Unternehmen. Dennoch hat die Eröffnung der Konzernleitung, die Ingolstädter Produktionsstätte schließen zu wollen, die Belegschaft am Donnerstag überraschend getroffen. Mit diesem schnellen Todesurteil hatte niemand gerechnet.

Trotz „Verbesserungen hinsichtlich der Kostenstruktur und Effizienz“, so heißt es in einer gestern von Cummins Generator Technologies verbreiteten Erklärung, hätten sich „die Marktbedingungen kontinuierlich gegen das Unternehmen entwickelt“. Das Geschäft in Ingolstadt sei „unter den Anforderungen geblieben“, heißt es weiter – was bei Belegschaft und Beobachtern so verstanden wird, dass die erhofften hohen Gewinnziele nicht zu erreichen waren. Schon bei den Streikaktionen gegen die Werkstattschließung im vergangenen Jahr (DK berichtete) war von Gewerkschaftern hervorgehoben worden, dass es dem Konzern „nicht mehr um Kosten, sondern um blinde Rendite“ gehe. Nun hat man bei den US-Managern offenbar die Geduld verloren und beschlossen, „den Markt zu verlassen und das Werk zu schließen“, wie es in der Firmenmitteilung heißt, mit deren Verbreitung eigens eine renommierte PR-Agentur beauftragt wurde.

Aus dem Ingolstädter Cummins-Betriebsrat war gestern keine Stellungnahme zu der Entwicklung zu bekommen. Die Kollegen im Betrieb seien konsterniert und müssten jetzt erst einmal ihre Strategie für die kommenden Gespräche mit der Unternehmensleitung finden, hieß es aus dem Umfeld.

Der Erste Bevollmächtigte der Ingolstädter IG Metall, Johann Horn, geht davon aus, dass die IGM in den kommenden Wochen gemeinsam mit der Belegschaftsvertretung am Verhandlungstisch Platz nehmen wird. Es gehe hier nicht um eine Insolvenz, sondern um eine drohende Betriebsschließung aus rein unternehmerischen Gründen, die zwingend einen Sozialplan erfordere, sagte der Gewerkschaftsfunktionär. An Geld, so Horn, dürfte es im insgesamt gut aufgestellten Cummins-Konzern nicht fehlen.

Allerdings wäre der Gewerkschaft eine Betriebsübernahme durch einen Investor wesentlich lieber. In Sicht ist aber offenbar noch keiner. Horn glaubt, dass das Ingolstädter Werk mit seinem Know-how angesichts der Herausforderungen bei der Energiewende durchaus Chancen auf Aufträge hätte. Bei der Suche nach einem Rettungsanker sei jetzt aber auch die Politik gefordert.