Ingolstadt
Bedenkenlos

Oberbürgermeister Christian Lösel und der Kandidat Tobias Klein finden nichts Anrüchiges an der Stellenbesetzung

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Sie geben sich zufrieden nach der Abstimmung: Oberbürgermeister Christian Lösel (l.) und Tobias Klein. ‹ŒArch - fotos: Hauser, Irma

Ingolstadt (DK) Vetternwirtschaft? Bedenkliche politische Einflussnahme? Beschädigung eines aufstrebenden Pärchens? Oberbürgermeister Christian Lösel hat am Freitag gegenüber unserer Zeitung alle Vorwürfe im Zusammenhang mit der Aufsichtsratssitzung der neuen städtischen Veranstaltungs-GmbH zurückgewiesen.

Dem OB war unterstellt worden, er hätte im Vorfeld der Sitzung über unternehmerische Kontakte versucht, Einfluss auf andere Fraktionen zu nehmen, um den CSU-Kandidaten Tobias Klein für den Geschäftsführerposten der neuen Gesellschaft durchzusetzen. "Ich habe mit diversen Stadträten aller möglichen Gruppierungen telefoniert", sagte Lösel. Dabei habe er die Aufsichtsratsmitglieder darauf hingewiesen, dass es einen CSU-nahen Bewerber gebe, der für die Stelle nach Lösels Einschätzung "gut qualifiziert" sei. Und er habe gefragt, ob Kleins CSU-Nähe - er selbst war in der Jungen Union aktiv, seine Frau dürfte die neue Fraktionsvorsitzende der CSU werden - ein Problem darstelle. Doch das sei für niemanden ein Hinderungsgrund gewesen. Das sei ihm von allen zwölf Aufsichtsräten bei der Sitzung erneut bestätigt worden. Über die Anrufe habe sich - zumindest bei ihm - niemand beschwert.

"Meine Aufgabe als Sitzungsleiter ist es, die Kandidaten vorher abzuklopfen", sagte Lösel. So sei er auch beim anderen Kandidaten vorgegangen. Einflussnahme? Aus Lösels Sicht keinesfalls. Er habe auch mit Unternehmensvertretern - Media-Saturn-Manager Ernst von der Heide und Audi-Manager Peter Tropschuh - gesprochen, allerdings nur, um sie über die Bewerbung Kleins zu informieren, sagte Lösel. Schließlich arbeite Klein als Geschäftsstellenleiter für die Regionalmanagement-Gesellschaft Irma, deren Vorsitz von der Heide gerade ausübt. Tropschuh ist der eine Stellvertreter, Lösel selbst der andere.

Lösel weist auch zurück, dass die Personalie anrüchig sei, nur weil Kleins Frau Patricia im Stadtrat sitze. Es gebe mehrere Stadträte, deren Partner oder Verwandte irgendwo im Bürgerkonzern arbeiteten, sagt Lösel. Angesichts von 7500 Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Ingolstadt sei das rein statistisch normal.

Bei der Unterstützung für Klein gehe es auch nicht um Parteiproporz, erklärte Lösel. "Ich suche nur nach fachlichen Kriterien aus." Davon zeuge die Besetzung einiger hoher Posten im Bürgerkonzern, auf denen auch Mitglieder der Grünen oder der SPD sitzen. Und Klein sei qualifiziert. Und im Aufsichtsrat habe jeder die "exzellente Leistung von Herrn Klein bei Irma" bestätigt. Deswegen gehe er davon aus, dass der Stadtrat das Votum bestätigen werde. "Es gibt ganz gute Gründe dafür."

Tobias Klein erklärte im DK-Gespräch am Freitag, er freue sich über die Entscheidung des Aufsichtrates - trotz des Gegenwindes. "Ich habe mich dem Verfahren gestellt und muss da jetzt durch", sagte er. "Denn ich möchte diese Stelle." Inhaltlich passe der Posten gut zu ihm: "Laut Ausschreibung ist die Kernaufgabe, Veranstaltungen zu organisieren." Und dafür bringe er einiges mit. Bei Irma habe er schon größere Veranstaltungen verantwortet, ebenso wie als Vorsitzender des TSV Etting. "Ich denke, dass ich vieles bewirken kann." Bedenken, seine Frau oder sich mit der Bewerbung zu beschädigen, habe er nicht. Sie sei im Stadtrat, er sei einem anderen Gremium, dem Aufsichtsrat der neuen Gesellschaft, unterstellt, in das seine Frau nie reingehen werde. "Wir haben das vorher durchgesprochen, das ist eine saubere Regelung", sagte Klein. "Und es war ein klarer Wunsch von uns beiden."