Ingolstadt
Bauen für Asylbewerber

An der Gustav-Adolf-Straße sollen kleine Wohnkomplexe für minderjährige Flüchtlinge entstehen

08.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Rede und Antwort: Etwa 100 Menschen kamen zur Informationsveranstaltung der Stadt zur Flüchtlingssituation in der Ochsenschlacht. Neben Moderator Gabriel Engert (stehend) sprachen auch weitere Vertreter der Stadt - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Bis zu 18 500 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge erwartet Bayern bis Jahresende. Etwa 200 von ihnen leben dann in Ingolstadt. Derzeit sind es 140 Jugendliche. Ein Teil von ihnen ist seit gut drei Wochen im leer stehenden Nordtrakt des Schulzentrums Südwest untergebracht. Bis dieser im kommenden Jahr abgebrochen wird.

Über den aktuellen Stand der Flüchtlingssituation in Ingolstadt und die weitere Planung in der Ochsenschlacht konnte sich die Bevölkerung am Mittwochabend bei einer Podiumsveranstaltung der Stadtverwaltung in der Fronhofer-Realschule informieren. Besonders in den Fokus der Bürger geriet dabei die Nachricht, dass an der Gustav-Adolf-Straße eine Wohnbebauung aus insgesamt sechs jeweils zweigeschossigen Gebäuden entsteht. 120 unbegleitete Jugendliche sollen dort in Wohngruppen ein vorläufiges Zuhause finden. Den Baubeginn datierte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle auf März 2016. Im September, rechtzeitig zu Beginn des neuen Schuljahres, sollen die knapp sechs Meter hohen Häuser fertig sein.

Ganz ohne Einschränkungen für das Umfeld kann das Bauvorhaben jedoch nicht realisiert werden, stellte sich im Laufe des Abends heraus. So würden die Parkplätze weniger werden, kündigte Preßlein-Lehle an. Außerdem müsse die Gustav-Adolf-Straße Richtung Westen verlegt werden. Die Wallanlage an der Ostseite bleibe aber erhalten. Möglich machen die Baumaßnahme „viele Freiheiten vom Gesetzgeber“, so die Stadtbaurätin. So könne ein Baurecht auf Zeit (vorgesehen sind 15 Jahre) hergestellt und der Bebauungsplan für die Zeit geändert werden. Der Bauherr, die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, schließt hierfür einen Pachtvertrag mit der Stadt, klärte deren Geschäftsführer Peter Karmann auf. Er stellte außerdem die beiden Varianten der Gebäudekonzeption vor. Es soll sich demnach um eine zweckgerichtete und sehr einfache, aber energetische Bauweise handeln, die wieder zurückgebaut werden kann. Der Stadtratsbeschluss für das Vorhaben wird für Ende Oktober erwartet. Die Öffentlichkeit habe dann noch vier Wochen Zeit, sich mit Anregungen zu beteiligen, sagte Preßlein-Lehle.

Vor allem die zu erwartende Parkplatzsituation bereitete einigen Besuchern Kopfzerbrechen. Preßlein-Lehler versicherte aber, dass das Parken in den Busbuchten nach wie vor ab 17 Uhr möglich sei. Der Hinweis auf fehlende Parkplätze könne außerdem noch in das Konzept mit eingearbeitet werden. Auch kam die Frage auf, ob in Ingolstadt mit der Ankunft von noch mehr minderjährigen Flüchtlingen zu rechen sei. Dies konnte Kulturreferent Gabriel Engert verneinen. Demnach werde die Schanz nach dem derzeit gültigen Verteilerschlüssel erst 2017 wieder jugendliche Asylbewerber aufnehmen müssen. Wie die Situation darüber hinaus aussehe – auch vor dem Hintergrund des Familiennachzugs – darüber könne momentan nur spekuliert werden, so Engert.

Im weiteren Verlauf des Abends berichtete der Leiter des Jugendamtes, Maro Karmann, dass viele junge Flüchtlinge über eine gute Vorbildung verfügten und sich als sehr lernwillig herausstellten.

Daniel Wächtler vom sozialen Dienstleister Ambuflex, der die Flüchtlinge betreut, konnte bestätigen, dass es bislang keine Probleme im Umgang mit den jungen Menschen gebe. In den Unterkünften herrsche eine „muntere Stimmung, vier Betreuer und ein Sicherheitsdienst sorgen für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung“. Ein bisher problemloses Nebeneinander hat auch Karl-Heinz Haak, der Leiter des Apian-Gymnasiums, beobachtet. „Die Situation beeinträchtigt das schulische Leben nicht“, versicherte er den Zuhörern.