Ingolstadt
Batterien am Strom

19.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Ingolstadt (peh) Es war im Krieg von 1866, als die Bayern auf der Seite Österreichs gegen die Preußen kämpften. Nach anfänglicher Euphorie dämmerte es allmählich dann auch den Verantwortlichen im Königreich Bayern, dass eine Landesfestung wie Ingolstadt so ganz auf sich allein gestellt nicht zu verteidigen ist. Also wurde noch während des Krieges in aller Eile ein Ring von vorgelagerten Erdwällen errichtet.

Leider hat das nicht mehr viel genützt. Denn als diese einfachen Verteidigungsstellungen fertig waren, war auch der Krieg schon fast vorbei – und verloren noch dazu. Aber weil man schon mal dabei war, baute das Kriegsministerium die Stellungen im Verlauf der nächsten Jahrzehnte zu befestigten Verteidigungsanlagen aus. Und so entstanden die vielen Forts, Schanzen, Neben-, Vor- und Zwischenwerke sowie Batterien an der Donau und rund um Ingolstadt, die zumindest teilweise noch erhalten sind.
 

Der Förderverein Bayerische Landesfestung Ingolstadt hat jetzt den zweiten Führer über die Festungsanlagen herausgebracht. Nachdem der erste Band die Anlagen im Stadtgebiet erläutert, beschreibt die Fortsetzung den Vorwerks- und Fortgürtel, der in zwei Kreisen rund um Ingolstadt angeordnet ist. Alle Anlagen werden akribisch aufgelistet – vom Fort Prinz Karl, dem einzigen vollständig erhaltenen, bis hin zu Zwischenwerken wie in Hagau, von denen nichts mehr erhalten ist. Bilder und Zeichnungen ergänzen die kurzen Texte, ein Abriss über den Ingolstädter Festungsbau im 19. Jahrhundert und eine Erläuterung der wichtigsten Fachbegriffe macht das Buch auch für den Laien verständlich.

Denn an den richtet es sich in erster Linie, wie Ernst Aichner, der frühere Leiter des Bayerischen Armeemuseums und Vorsitzende des Fördervereins, bei der Präsentation im Alten Rathaus erklärte. "Mit der Broschüre im DIN-A-5-Format kann man die Festungen auch gut erwandern", sagte Aichner. Sein Lob galt vor allem den beiden Autoren Gerhard Wickern und Eduard Eiser, die auf wenig Platz das Wichtigste zusammengefasst haben.

Sein Stellvertreter im Verein sprach gar von einem Alleinstellungsmerkmal, das die Landesfestung für Ingolstadt bedeute. Dabei wurde bis in die 70er Jahre viel abgebrochen, wie Bürgermeister Albert Wittmann einräumte. "Selbst die Friedenskaserne war in Gefahr. Erst unter Peter Schnell kam es zu einem Umdenken", betonte er. Das Verdienst des Fördervereins sei es, die Bayerische Landesfestung Ingolstadt stärker ins Bewusstsein gerückt zu haben – auch ins Bewusstsein des Ingolstädter Stadtrats. Die 40-seitige Broschüre kostet 2,90 Euro und ist in den Ingolstädter Buchhandlungen sowie im Stadtmuseum und im Armeemuseum erhältlich.