Ingolstadt
Aus der grünen Praxis

Eine Führung durch den Garten des Medizinhistorischen Museums mit vielen hilfreichen Tipps für Hobbygärtner

25.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr

Knapp 70 Besucher holten sich in der alten Anatomie bei Gärtner Andreas Bertl praktische Tipps für eigene Gärten und Topfblumen. - Foto: Kerestely

Ingolstadt (DK) Wie bringt man Blumen und Kräuter dazu, immer an einem Ort zu wachsen, an dem das Schild mit ihrem Namen steht? Dürfen die Goldfische im Winter draußen bleiben? Wie sind die Nacktschnecken am besten zu bekämpfen? Diese und viele weitere Fragen beantwortete Gärtner Andreas Bertl jetzt im Garten des Medizinhistorischen Museums.

Rund 70 Interessenten waren zu der Führung gekommen.

Entspannt läuft Bertl durch den Garten des Deutschen Medizinhistorischen Museums und stellt den Besuchern die Pflanzen vor. Seine Stimme klingt leise und ruhig, die Gesten sind kräftig und genau, sein Gesichtsausdruck wirkt offen und freundlich. "Ich freue mich, dass so viele Menschen sich für Pflanzen interessieren", sagt er. Vor allem wollen sie sich an diesem sonnigen Tag, an dem man auch gut in seinem eigenen Garten werkeln könnte, praktische Tipps holen.

Der botanische Garten des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt wurde 1723 zu Unterrichtszwecken der Medizinstudenten angelegt. Hier werden rund 160 Pflanzenarten präsentiert, die zur Behandlung von Krankheiten verwendbar sind. Heute würden viele Wirkstoffe synthetisch gewonnen, wie zum Beispiel der von Ephedra distachya L. gleich am Eingang.

Auch wenn die Pflanzenzusammensetzung heute ähnlich ist wie zur Eröffnung des Gartens, ändert sich trotzdem von Jahr zu Jahr etwas am Aussehen der Anlage. Wegen der sogenannten Bodenermüdung pflanzt Bertl hin und wieder einige Arten um. "Wenn die Pflanze nicht mehr wächst und verkümmert, bedeutet das, dass bestimme Nährstoffe im Boden ausgeschöpft sind", erklärt der Gärtner. Einige Arten, wie zum Beispiel Alant, halten es länger an einem Ort aus, die anderen sind anspruchsvoller und müssen öfter umgepflanzt werden. In der Natur suchen sich die Kräuter und Blumen selber eine passende Stelle aus, indem die Samen mal hier mal da hindurchwachsen. Im botanischen Garten wird für jede Pflanze ein bestimmter Ort festgelegt, damit auch die Beschilderung stimmt.

Am meisten los ist im Garten von April bis Juli, weil die Pflanzen in dieser Zeit schnell wachsen. Mit dem Sommerurlaub wird es für Bertl also nichts. Er darf sich nur im Dezember ausruhen - was für ihn aber ganz gut passt: "Im Winter erziele ich den größten Erholungseffekt", sagt Bertl. "Zu Hause in Karlshuld habe ich einen eigenen Garten. Hätte ich im Sommer frei, würde ich den ganzen Urlaub dort schuften."

Während der Führung nutzen viele Hobby-Gärtner die Möglichkeit, Fragen über ihre Pflanzen zu stellen. Einige sorgen sich um Zitronenfrüchte, die direkt am Baum verfaulen. Der tropische Baum brauche mehr Wasser, meint Bertl. Die anderen wundern sich, wieso Knoblauchknollen nicht größer als Walnüsse werden. Bertl sagt, das könne am Dünger liegen.

Wer Goldfische hat, fängt schon an, sich zu überlegen, ob sie draußen gut überwintern können. Ist der Teich mindestens 80 Zentimeter tief, sollte es keine Probleme geben, erklärt Bertl. Allerdings sei es wichtig, darauf zu achten, dass das Wasser nicht komplett einfriert und die Fische gut mit Sauerstoff versorgt sind. Als Eisfreihalter empfiehlt er, einen Styroporring zu benutzen.

Ein weiteres häufiges Problem im Garten und das Schrecken vieler Pflanzenfreunde ist die Nacktschnecke. Dagegen könne nichts anderes helfen als Ruhe und Geduld, erklärt der Gärtner: einfach die Schädlinge aufsammeln und in der Natur rauslassen, möglichst weit weg vom eigenen Grundstück.

Obwohl die Führung schon längst rum ist, bleibt der Gärtner noch eine Weile bei seiner Gruppe, um alle Fragen zu beantworten. Im Anschluss bekommen die Besucher Knoblauchsamen, als ein nettes und gesundes Andenken an den Tag.