Ingolstadt
Aufstiegschancen für Fische

Ab Dezember können Tiere auf ihrem Weg die Donau hinauf die Ingolstädter Staustufe umschwimmen

29.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Für wandernde Fische ist die Ingolstädter Staustufe ein unüberwindbares Hindernis. Noch. Die Bauarbeiten für die sogenannte Aufstiegshilfe liegen im Zeitplan. Ab Dezember sollen Huchen, Hechte und Forellen dann von Bad Abbach bis Bittenbrunn ungehindert schwimmen können.

Fast könnte man derzeit meinen, am Ingolstädter Stausee werde eine Umgehungsstraße gebaut. Schweres Gerät ist im Einsatz, Erdarbeiten werden vorgenommen, Betonteile verbaut. Tatsächlich entsteht hier eine Umleitung. Allerdings nicht für Autos, sondern für Fische wie den Huchen. Der sogenannte Donaulachs zieht regelmäßig die Flüsse hinauf in seine Laichgebiete. Die Ingolstädter Staustufe versperrt dem Fisch derzeit allerdings den Weg. Künftig werden die Tiere das Hindernis umschwimmen können. Ihr Weg führt dann durch den Ablauf des Baggersees ein Stück den Damm entlang in eine Betonkonstruktion, die sogenannte Aufstiegshilfe. Die ist einem natürlichen Bachlauf nachempfunden. Das Wasser aus dem Stausee mäandert hier durch 27 mit Schotter gefüllte Becken hinunter in den Auslauf. So können die Fische gegen die Strömung die 3,5 Meter Höhenunterschied überwinden und ihren Weg Richtung Westen fortsetzen.

Damit die Fische den Weg finden und vor der Staustufe rechts abbiegen, muss der Durchlauf im Entwässerungsgraben auf 500 Liter in der Sekunde deutlich erhöht werden, erklärt Jan Kiver von der Rhein-Main-Donau AG. Die stärkere Strömung weist den Tieren dann den Weg. Der Durchfluss darf allerdings auch nicht zu stark sein, sonst können die Fische den Aufstieg nicht mehr nutzen. Der Zufluss wird deswegen je nach dem, wie viel Wasser die Donau gerade führt, automatisch geregelt werden.

Der Entwässerungsgraben wird im Zuge des Baus ebenfalls umgestaltet. Totholz, Wasserbausteine und Kiesnester sollen das Fließgewässer ökologisch aufwerten und zu einem attraktiven Lebensraum für Fische und andere Lebewesen werden lassen. Das erfordert größere Baumaßnahmen, auch einige Bäume mussten bereits weichen. Auf einer Länge von 25 Metern wird der Graben in zwei parallele Wasserläufe geteilt. Die neue Brücke über den Auslauf muss deswegen länger ausfallen als die alte. Das Bauwerk wird nach Fertigstellung stabil genug sein, um auch Busse – die eventuell eines Tages über die Staustufe und durch das Naherholungsgebiet Baggersee fahren werden – problemlos tragen zu können, versichert Kiver auf Nachfrage des DK. Auch der Betrieb der Staustufe erfordere immer wieder die Anlieferung schwerer Bauteile und Geräte mittels Lkw. Die Brücke sei deswegen für hohe Tonnagen ausgelegt. Zum „Nadelöhr“ bei den Plänen einer Ringbus-Linie könnte sich eher die Staustufe entwickeln, fürchtet er. Allerdings nicht mangels Tragkraft, sondern der geringen Breite wegen.

Bis es allerdings so weit ist, dürfte sich der neue Fisch-Verkehrsweg um die Staustufe längst etabliert haben. Zwischen Bad Abbach und Bittenbrunn werden Fische dann rund 80 Kilometer ohne Hindernis schwimmen können. Die Rhein-Main-Donau AG investiert die 1,2 Millionen Euro, die das Projekt an der Ingolstädter Staustufe kostet, nicht aus reiner Tierliebe. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet Kraftwerksbetreiber dazu, Durchgängigkeit für Wasserlebewesen zu schaffen. Deswegen ist auch an der Schleuse in Bertoldsheim eine Aufstiegshilfe für Fische geplant. „Allein in den nächsten drei Jahren planen wir mit einer Investitionssumme von 22 Millionen Euro für 15 Fischtreppen. Weitere folgen“, erklärte der Pressesprecher der Eon-Wasserkraft, Theodoros Reumschüssel, bereits im März.