Ingolstadt
Aufklärung ohne Schuldübertragung

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Ingolstadt (mbl) "Rassendiagnose: Zigeuner" heißt die Ausstellung, die derzeit im Armeemuseum im Neuen Schloss zu sehen ist und die sich mit dem Völkermord des NS-Regimes an bis zu 500 000 Sinti und Roma in Konzentrationslagern wie Auschwitz auseinandersetzt (DK berichtete). Ilona Roché, Vorsitzende des Arbeitskreises Sinti und Roma Ingolstadt und selbst Angehörige der Minderheit, hat sie nach Ingolstadt geholt.

Roché, die bis auf die Mutter alle Familienmitglieder während des Dritten Reichs verloren hat, führt Schulklassen durch die Dokumentation und stößt dabei, so sagt sie, auf überraschte und interessierte Reaktionen. Denn in Schulen werde das Thema oft nicht durchgenommen, so ihre Erfahrung.

"Aufklärung, nicht Schuldübertragung ist unser Anliegen", sagt Roché. Ihr liege vor allem daran, aufzuzeigen, dass Sinti und Roma bis zum Ersten Weltkrieg in Deutschland "ganz normale Bürger" gewesen seien - "ohne Wohnwagen und bunte Folklore, obschon es das auch gab." Die Ausstellung solle deshalb auch zu einer anderen Wahrnehmung von Sinti und Roma in der Öffentlichkeit beitragen. "Wir wollen raus aus der Opferrolle", sagt sie. Schon viele Sinti hätten die Ausstellung bisher besucht, ohne dass dies von anderen Besuchern wahrgenommen worden sei. "Weil es eine Scheu gibt, sich zu erkennen zu geben", so Roché. In Städten wie Berlin sei dies mittlerweile anders. Roché glaubt, dass Ingolstadt dahingehend noch am Anfang steht.

Die Ausstellung "Rassendiagnose: Zigeuner" läuft bis 7. Januar im Bayerischen Armeemuseum, Neues Schloss. Der Eintritt in die Sonderausstellung ist frei. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag, 9 bis 17.30 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Sie ist am 24., 25. und 31. Dezember geschlossen.