Ingolstadt
Auferstanden aus Ruinen

Moderne Technik macht Gebäude begehbar, die noch nicht oder nicht mehr existieren

24.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (jhh) Die historische Landesfestung ist ein Identifikationskern Ingolstadts. Nicht umsonst werden die Ingolstädter „Schanzer“ genannt. Wer allerdings heute vor den Überresten der Anlage aus dem 19. Jahrhundert steht, etwa dem Reduit Tilly oder dem Kavalier Hepp, kann sich kaum vorstellen, wie das gesamte Bollwerk rund um die Stadt einst ausgesehen hat. Hier hilft Virtual Reality. Mit einer Datenbrille vor den Augen ist es möglich, einen Spaziergang durch einen Teil des Bauwerks zu machen. Unter anderem durch die Fronte Rechberg, von der in Wirklichkeit gerade einmal die Fundamente übriggeblieben sind.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern, Technikern, Studierenden und Computerexperten, die sich über das Virtual Innovation Forum gebildet hat, hat die Anwendung realisiert, die gestern im Foyer der THI vorgestellt worden ist. Gefördert wurde das Projekt unter anderem von der Stadt Ingolstadt mit 16 000 Euro. „Wir erhoffen uns durch diese Technik einen Zugang zu neuen Zielgruppen“, erklärt Jürgen Amann von der Ingolstadt Tourismus GmbH. Dass sich wegen der virtuellen Möglichkeiten künftig weniger Menschen für den Festungsrundgang oder einen Besuch in einem Museum interessieren könnten, fürchtet er nicht. „Das ist als Ergänzung zu sehen. Nicht als Konkurrenz zu Bestehendem.“

Noch umfasst das Computermodell nur einen Teil der einstigen Landesfestung. „Das Projekt soll zeigen, was möglich ist“, erklärt Tobias Klein, der Geschäftsstellenleiter der Initiative Regionalmanagement (Irma). „Natürlich sind viele weitere Anwendungen denkbar“, betont Thomas Bauer vom beteiligten Bertrand Ingenieurbüro. So könnte ein Ingolstadtbesucher, der in Zukunft etwa auf dem Festungsrundgang unterwegs ist, das Smartphone heben, und auf dem Kamerabild würde die historische Situation über das aktuelle Bild geblendet werden.

„Damit lassen wir unsere Geschichte lebendig werden“, freut sich OB Christian Lösel über solche technischen Möglichkeiten. Er denkt aber auch an ganz andere Anwendungen. So könnten etwa geplante Bauprojekte als virtuell begehbare Modelle am Computer entstehen, und jeder Bürger könnte sich ein Bild davon machen, wie etwa ein geplantes Hochhaus einmal aussehen wird. Oder welch beeindruckenden Blick die Gäste eines Restaurants auf dem Turm Dallwigk hätten.