Ingolstadt
Auf den Spuren Robin Hoods

Einen Vormittag lang basteln Kinder beim Ferienpassprogramm Pfeil und Bogen

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Gespannter Blick: Die Kinder lauschen Ludwig Bley (rechts) und schauen ihm genau auf die Finger. Er erklärt ihnen, wie man richtig mit dem Pfeil umgeht. Linus (3.von links) steht mitten drin. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Jugend von heute wird ja gerne als eine Generation beschrieben, die andauernd vor Bildschirmen hängt. Dass sich Kinder aber durchaus noch für Natur, Tüfteln und Holz interessieren, zeigt eine Gruppe beim Ferienprogramm des Stadtjugendrings.

Linus sitzt auf einer Holzbank und sägt an einem Stock. Holzsplitter fallen auf den Boden. Linus hält den Ast fest in der linken Hand – in der rechten die kleine Säge. Der Stecken geht dem Jungen bis zum Hals. Am Ende des Vormittags will der Grundschüler Pfeil und Bogen in den Händen halten. Um ihn herum: sechs andere Kinder mit demselben Ziel.

Mitten unter ihnen sitzt Ludwig Bley, ein 23-jähriger Student aus Ingolstadt. Er war früher selbst Teilnehmer beim Ingolstädter Ferienpass und leitet seit einigen Jahren Kurse. „Es macht halt einfach Spaß, die Kinder nach draußen zu bringen und was zu tun. Wennman dann in die leuchtenden Kinderaugen sieht oder sie sich am Ende bedanken, das tut einfach gut“, erzählt der Philosophiestudent. Seit dem Morgen ist er mit der Gruppe im Garten des Jugendbildungshauses am Ingolstädter Baggersee. Zuerst haben sie Holz auf dem angrenzenden Campingplatz gesammelt und die Äste auf die gleiche Länge gesägt, danach geschnitzt. Jetzt säbeln die Kinder Kerben in die Enden der Äste.

Linus konzentriert sich auf das Stück Holz, damit er nichts falsch macht. Für ihn ist es nicht der erste Kurs im diesjährigen Ferienpassprogramm. „Ich war schon beim Brot backen und bei Bayern 3 in München. Das war toll“, erzählt der Neunjährige. Den Pfeil- und Bogenkurs besucht er, „weil ich gerne mit Holz arbeite. Zu Hause baue ich immer Sachen für meine Hasen. Zum Beispiel eine Brücke zum Drüberlaufen oder einen Tunnel“, sagt der Hundszeller.

Vor Leiter Ludwig Bley bildet sich eine lange Schlange: Er hilft den Kindern beim Bespannen der Bogen. Mit viel Geduld und Lockerheit gibt er Tipps: „Die Bogen sollen dünn, lang und gerade sein.“ Sechs Buben und ein Mädchen schauen gespannt zu.

Isabella ist mit 14 Jahren die Älteste in der Gruppe und sitzt die meiste Zeit alleine auf einer Bank. Hier werkelt die Ingolstädterin konzentriert vor sich hin, während die wesentlich jüngeren Buben durch die Gegend wuseln. Auch wenn es keine große Verbindung zu ihnen gibt, ist Isabella froh, den Kurs zu besuchen: „Das ist gar nicht so schlimm mit den ganzen Jungs. Ich habe früher schon immer im Garten mit Pfeil und Bogen rum geschossen, und das ist alles nicht so gut geflogen.“ Mit ihrer selbst geschnitzten Waffe soll das besser werden. Doch noch fehlt ein Teil: der Pfeil. Daran arbeitet auch Linus gerade. Mit viel Kraft schnitzt er am oberen Ende des dünnen Astes. Nach und nach werden auch die anderen Kinder fertig. „Wer die Pfeile hat, bitte hinten eine Kerbe einschneiden“, ruft Ludwig Bley in die Gruppe. Jetzt gibt es erst mal Brotzeit. Jeder hat seinen eigenen Proviant dabei.

Nach der Verschnaufpause holen sich die Teilnehmer noch Tipps im Umgang mit den Geräten, bevor das Holz über Nacht in Wasser gelegt wird. So fliegen die Pfeile am nächsten Tag umso besser. Aber bis dahin muss sich die Gruppe rund um Linus noch gedulden.