Ingolstadt
Auf dem Trockenen

Der Mauritius-Brunnen ist ein Kleinod in der Altstadt – derzeit ist er aber abgeschaltet

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: Michael Brandl

Ingolstadt (DK) Der Mauritius-Brunnen im Hof der Pfarrei St. Moritz ist ein idyllisches Fleckchen mitten im Trubel der Altstadt. Doch seit einiger Zeit fließt dort kein Wasser mehr. Auch Unrat sammelt sich in dem Brunnenbecken.

Seit 1959 steht der steinerne Trog, entworfen von dem Münchner Bildhauer Blasius Gerg, als Eigentum der Pfarrei, die seit zwei Jahren einen Verbund mit der Oberen Pfarr bildet, im Hof zwischen Moritzkirche und Modehaus Xaver Mayr. Gewidmet dem Stadtpatron, dem Heiligen Mauritius, wie aus der Inschrift hervorgeht. Verbunden mit dem Wunsch, er möge die Stadt schützen.

„Das Wasser plätschert nur in dünnen Strahlen leise vor sich hin, je später die Nacht, desto eindringlicher. Nur wer selbst still geworden ist und die Würde des Schlichten zu achten gelernt hat, wird diesen Brunnen gebührend schätzen“, so beschrieb der Ingolstädter Historiker Siegfried Hofmann und frühere Kulturreferent der Stadt vor 15 Jahren in einem Beitrag für den DONAUKURIER treffend und einfühlsam die besondere Atmosphäre an diesem Ort.

Mittlerweile hat es sich jedoch ausgeplätschert. Statt den Trog mit frischem Wasser zu füllen, bleiben die Düsen trocken. Jetzt schimmert nur noch eine von Algen grün gefärbte Brühe auf dem Grund. Durchsetzt von Zigarettenkippen, zusammengeknülltem Papier und allerlei anderem Kleinmüll, den allzu bequeme Zeitgenossen im Vorbeigehen dort offensichtlich entsorgen.

Ein Zustand, der jetzt Arnold Umlauf auf den Plan gerufen hat. Der Hobbyfotograf und Ruheständler hat ein Faible für die Brunnen der Stadt, von denen es etwa 60 Stück gibt, wie er weiß. Um auf die „Blamage für Ingolstadt“, wie er es im Gespräch formuliert, aufmerksam zu machen und damit etwas geschieht, hat er den Mauritius-Brunnen über mehrere Jahre fotografiert und das Ergebnis quasi als Chronik in Bildern – das aktuellste stammt vom 26. August dieses Jahres – in ein soziales Netzwerk gestellt. Die Resonanz dort gibt ihm recht: „Es ist ein Armutszeugnis“, schreibt eine Frau. „Sollten sich eventuell ein paar Paten finden, die dies richten können? Oder müssen wir mal in den umliegenden kleinen Dörfern, wo ein funktionierender Dorfbrunnen steht, nachfragen, wie dies möglich ist“, fragt die Dame in ihrem Beitrag weiter.

Was genau mit dem Brunnen los ist, das erklärt bei einem Ortstermin Heinz Simson, Mitglied der zuständigen Kirchenverwaltung, unserer Zeitung: „Die Bäume haben mit ihrem Wurzelwerk den Kanal abgedrückt. Der Brunnen muss deshalb komplett abgebaut und dann die Kanalanlage erneuert werden.“ Der Abbau solle auch noch vor dem Winter geschehen. Der dafür benötigte Hubwagen sei jedoch momentan nicht frei, wobei der Kirchenverwaltung auch an einer kostengünstigen Lösung gelegen sei. „Gegen die Verschmutzung können wir aber schlecht etwas machen“, räumt Simson ein. Er wolle den Mesner aber bitten, den Brunnen auszuschöpfen. „Mir gefällt das natürlich auch nicht“, sagt er.

Umlauf hingegen würde es gerne sehen, wenn bis zur Instandsetzung ein Schild auf den Grund des Ausfalls hinweisen würde. Er selbst war zuletzt mit einer Musikgruppe aus Prag unterwegs und machte mit den Gästen ein Foto am Brunnen, auf dem diese ihr Entsetzen über den Zustand zum Ausdruck bringen. Das Bild hat er ins Internet gestellt. Warum das Wasser nicht läuft, konnte Umlauf seinem Besuch aber nicht erklären.