Ingolstadt
Auf Werbetour in China

30.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:28 Uhr
Rasantes Wachstum: Beim Besuch des Audi-Werks in Foshan bekam die Delegation einen Einblick in die Pläne des Automobilherstellers. −Foto: Pöhlmann

Ingolstadt/Foshan (DK) Am Montagmorgen um 6.32 Uhr war die Dienstreise nach China beendet. Flug LH 731 hatte die 30-köpfige Delegation sicher nach Deutschland zurückgebracht. Hinter den Teilnehmern lagen vier Tage mit dichtem Programm und vielen Eindrücken.

Ein Rückblick auf die wichtigsten Stationen.

DONNERSTAG, 26. MÄRZ

Ein paar Minuten mehr Schlaf hätten sicher jedem Teilnehmer gut getan, doch der Terminkalender kennt keine Gnade nach der 18-stündigen Anreise und einer kurzen Nacht im Hotelbett. Per Bus geht es nach „Foshan New City“, das künftige Vorzeigeindustriegebiet. Wie fast überall in China bestimmen Bagger und Baukräne das Bild. Ein Wohnturm reiht sich an den anderen. Auf einer kurzen Konferenz mit dem Parteisekretär Foshans und Wirtschaftsvertretern stellen Norbert Forster von der Industriefördergesellschaft (IFG) und Hannes Schleeh vom Existenzgründerzentrum Ingolstadt die Chancen für chinesische Firmen vor. OB Christian Lösel gibt im Anschluss seine ersten Interviews auf der Reise, ehe nach einem kurzen Mittagessen der Bus wartet. Im Audi-Werk in Foshan erzählt Werkleiter Andreas Dick einen Teil der Erfolgsgeschichte der vier Ringe in China. Auch hier wird fleißig gebaut, die Fläche des Werks verdoppelt. Ein offizielles Bankett der Stadtregierung Foshans beschließt den Abend. Zuvor haben die Politiker der Delegation, darunter die Landräte Roland Weigert (Neuburg-Schrobenhausen), Martin Wolf (Pfaffenhofen) und Anton Knapp (Eichstätt), eine halbstündige Audienz beim Bürgermeister Foshans erhalten. OB Christian Lösel und sein Kollege Lu Yi verlesen kurze Erklärungen, dann ist der formelle Akt schon wieder vorbei. Zum Abendessen schickt der Bürgermeister der Partnerstadt seine Stellvertreterin.

FREITAG, 27. MÄRZ

Für die politischen Vertreter der Region beginnt der Tag einmal mehr mit einem Hintergrundgespräch. Gastgeber ist der Generalsekretär der Partei, ein Mann mit Namen Liu Yue Lun. Ein paar höfliche Worte, dann geht es in ein Krankenhaus. Das Klinikum Ingolstadt und die TCM-Klinik für naturkundliche Heilverfahren haben bereits im vergangenen Jahr ihre Zusammenarbeit beschlossen, nun wird die Kooperation mit der Enthüllung einer Gedenktafel besiegelt. Dutzende Schwestern und Ärzte begrüßen die Gäste aus Deutschland frenetisch. Dass auf der Tafel ein Buchstabe („Gedenktael“) fehlt, stört niemanden. Nach einer kurzen Visite bei einem LED-Hersteller besucht ein Großteil der Reisegruppe die Technische Universität. Jedem Gast ist ein Student an die Seite gestellt. Auf dem Campus studieren die jungen Chinesen nicht nur, sie wohnen auch dort und verbringen hier einen Großteil ihrer Freizeit, wie die 18-jährige Candice. „Europa ist schön“, sagt sie. In Deutschland sei sie aber noch nicht gewesen, obwohl ihr Lieblingssportler von dort stammt: „Thomas Muller.“ Am Nachmittag startet der Bus zum nächsten Unternehmen. Midea ist einer der größten Produzenten von Haushaltsgeräten Chinas. Auch hier zeigt sich die Firmenleitung sehr interessiert. Visitenkarten wechseln die Besitzer. Der Bayerische Abend in einem Saal des Hotels ist zweifelsohne der Höhepunkt der Reise. 180 Gäste der deutschen Delegation strömen um Punkt 18 Uhr in den Raum, OB Lösel zapft souverän an, Landrat Wolf erklärt jeden Schritt minutiös. Das Ritual des Anzapfens wird von dutzenden Kameras und Fotoapparaten festgehalten. Es gibt Weißwürste (weniger zu empfehlen) und Schweinshax’n mit Brezenknödeln (sehr zu empfehlen). Aus den Lautsprechern dudelt bayerische Gemütlichkeit („Oana geht no“).

SAMSTAG, 28. MÄRZ

Nach dem Frühstück (gebratene Nudeln, Sushi, Spiegeleier) heißt es Koffer packen. Das zweite Ziel auf der Reise ist Shenzhen, eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Wo 1979 noch 30 000 Menschen lebten, sind es mittlerweile 13 Millionen. Der Wohlstand ist allgegenwärtig. In einem Vergnügungsviertel dient ein ausrangiertes Schiff als Partyort. Elektronik- und Telekommunikationsfirmen haben in Shenzhen ihre Werke. Ein Stück Ingolstadt ist bereits vorhanden. Mit Markus Wittmann leitet ein gebürtiger Schanzer die bayerische Wirtschaftsvertretung. Das bekannteste Unternehmen ist Huawei. Der Telekommunikationsausrüster beschäftigt weltweit 140 000 Mitarbeiter, die Europazentrale befindet sich in Düsseldorf. Erste Kontakte sind nach einer einstündigen Führung geknüpft, ob mehr daraus wird, bleibt freilich abzuwarten. Dafür hat die Delegation bei ihrer Rückreise die Absichtserklärung eines Zulieferers aus der Automobilbranche im Gepäck. PPM Solutions will sich in Ingolstadt ansiedeln. „Das ist ein guter Anfang, aber vor uns liegt noch ein langer Weg“, sagt Hannes Schleeh, Geschäftsführer des Existenzgründerzentrums und Organisator der Reise. „Wir haben uns in China sehr gut präsentiert und als Gruppe harmoniert. Jetzt müssen wir schnellstmöglich eine Strategie aufsetzen, wie wir als Region auftreten wollen.“