Ingolstadt
Audi überall

Das Werk wächst weiter ins Wohngebiet hinein – der BZA Nordwest sieht es mit gemischten Gefühlen

28.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:55 Uhr

Audi expandiert ungebremst: Mit der Absiedelung der Kommunalbetriebe (links neben dem Fußballfeld) wird das Werk tief in das Wohnviertel hineinwachsen. Der Platz des FC Grün-Weiß dürfte einer der wertvollsten in ganz Bayern sein, denn Audi begehrt ihn sehr. - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Audi dringt immer weiter in die Stadt vor. Bald weicht auch das Areal der Kommunalbetriebe dem Werk. Der Bezirksausschuss (BZA) Nordwest hätte gern mehr Einblick in die Pläne. Fraglich ist, was aus dem Gelände des FC Grün-Weiß wird. Der BZA wünscht zudem mehr sozialen Wohnungsbau.

Sie haben davon aus dem DK erfahren. Am Mittwoch. Gerade noch rechtzeitig, denn einen Tag später trat der BZA im Pfarrsaal von St. Pius zusammen. Da war der jetzt angekündigte Umzug der Kommunalbetriebe von der Hindemithstraße auf das Gelände der Immelmann-Kaserne in Oberstimm ein großes Thema – und wurde spontan auf die Tagesordnung gesetzt. Man hätte von der Entscheidung zu der schon länger im Raum stehenden Absiedelung der Kommunalbetriebe samt der Problemmüllsammelstelle gern früher erfahren, merkten mehrere Mitglieder an. Schließlich seien auch Anwohner betroffen.

Zum Beispiel Walter Schiegl, der sich im Publikum zu Wort meldete. „Es ist schade, dass die Bürger im Norden nicht mehr die Möglichkeit haben, hier Altöl oder Elektroschrott abzugeben“, klagte er. „Es ist traurig, dass ich das aus der Zeitung erfahren muss, und dass der BZA nicht angehört worden ist.“ Dafür gab es Applaus im Saal.

Der Ausschuss betrachtet den Umzug auch in einem größeren Kontext, denn die Kommunalbetriebe – die das beengte Areal gern verlassen – weichen Audi. Und das Unternehmen will in dem Viertel noch mehr Land gewinnen. „Denen gehört da ja eigentlich eh schon alles außer den Stadtwerken, Conti und der Moschee“, merkte Pfarrer Martin Geistbeck an. Auch der Platz des FC Grün-Weiß (Eigentum der Stadt) und das Vereinsheim (nach Erbbaurecht errichtet) weckt bei Audi Begehrlichkeiten. Verhandelt werde schon eine Weile, erfuhren die Zuhörer. Wie es weitergeht, steht dahin.

Immer wieder: Audi. „Es freut mich wirklich, dass die so stark sind“, sagte Roberto Paskowski (Die Linke). „Aber warum müssen die in die Wohnviertel vordringen“ Es sei viel besser, die Fläche, die mit dem Abzug der Kommunalbetriebe frei werde, für den sozialen Wohnungsbau zu nutzen. „Diese Chance müssen wir wahrnehmen, denn wir brauchen dringend mehr bezahlbaren Wohnraum!“ Er stellte den Antrag, diese Möglichkeit prüfen zu lassen. Der BZA schloss sich dem einstimmig an.

Der Vorsitzende Johann Lang schlug vor, ein Gesamtkonzept einzufordern. „Wir wollen wissen: Wie geht es mit der Müllsammelstelle weiter? Wie geht es mit dem FC Grün-Weiß weiter? Und die Verwaltung muss rausrücken: Haben die da was im Ärmel“ Der BZA wünscht mehr Einblick in die Planung.

Im Gegensatz zu diesem Thema von unerwarteter Aktualität ist das geplante Hochhaus am Nordbahnhof für den BZA ein alter Bekannter. Der 50 Meter hohe „IN Tower“ beschäftigte das Gremium schon mehrfach, diesmal wegen des veränderten Bebauungsplans, denn als reiner Bürokomplex hat sich das Großprojekt nicht vermarkten lassen; es fand sich kein Investor. Nun ist eine gemischte Nutzung vorgesehen: Büros auf 900 Quadratmetern sowie 73 Mietwohnungen mit einem bis fünf Zimmern. Dazu kommen 140 Stellplätze, fast alle in der Tiefgarage. „Da kann man nur nach rechts hineinfahren und auch nur rechts rausfahren“, erklärte Lang; das sei für den Verkehrsfluss wichtig. Gegen den Standort gibt es keine Bedenken (Lang: „Die Hütte, die da heute steht, ist auch keine Zierde“). Schön findet der BZA den 15-Etagen-Komplex indes nicht. Aber man brauche eben Wohnungen, hieß es, und verhindern können man den IN-Tower sowieso nicht. Lang erwartet, dass in dem frei finanzierten Hochhaus Mieten verlangt werden, „die der Markt hergibt“. Deshalb stimmte Paskowski dem Projekt nicht zu. Er hätte sich sozialen Wohnungsbau gewünscht.