Ingolstadt
Wenn Barbie am Zebrastreifen lauert

Studenten zeigen bei Audi, wie autonomes Fahren funktionieren könnte zunächst mal mit Modellautos

25.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:02 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Immer schön auf dem Teppich bleiben, idealerweise natürlich auf der markierten Strecke: Bei Audi haben Studententeams zwei Tage lang gezeigt, welche Softwarelösungen ihnen zum autonomen Fahren von Modellfahrzeugen eingefallen sind. Gewonnen hat den zweiten "Autonomous Driving Cup" eine Gruppe aus Erlangen und Nürnberg.

 

Im Museum mobile wurden viele Besucher am Mittwoch und Donnerstag als Zaungäste Zeugen echter Forschungsarbeit, wie sie auch in den Entwicklungsabteilungen der Autohersteller betrieben wird: Was muss das Kfz der Zukunft können, um selbstständig durch den Straßenverkehr zu finden?

Den Ingenieurs- und Programmierernachwuchs schon an den Hochschulen für das große Zukunftsthema der Branche zu begeistern, das schafft in der jetzt in Ingolstadt gezeigten Form allerdings bislang nach eigener Darstellung nur die Audi AG. Zum zweiten Mal schon hatte sie Studenten eingeladen, ihre Lösungen für selbstfahrende Modellfahrzeuge zu zeigen. Da gab es für Laien viel zu staunen und zu schmunzeln, für Fachleute aber sicher auch ein paar Aha-Erlebnisse. Denn die jungen Tüftler haben da und dort Ideen entwickelt, die auch den Profis in Audis Technischer Entwicklung (TE) neue Perspektiven ermöglichen können.

"Einiges kennen wir schon, aber wir sind interessiert an neuen Lösungsansätzen", erklärte Audis Projektleiter Lars Mesow am Donnerstag am Rande der Finalrunden, als unter den besten drei Studententeams der Sieger gesucht wurde. In der Vorrunde hatte Mesow eine Vorführung besonders gefallen: Eine Mannschaft hatte gezeigt, wie zwei Modellautos die Vorfahrt an einer Einmündung mit einer Reihe von Lichtsignalen unter sich ausmachten - etwa so, wie sich Autofahrer bislang mitunter per Lichthupe über ihre Absichten verständigen.

Audi hatte Universitäten und Hochschulen im gesamten deutschsprachigen Raum zur Teilnahme aufgerufen. Von 20 gemeldeten Teams hatten sich acht bereits kürzlich in einer Vorausscheidung für die Endrunde in der Osterwoche qualifiziert. Sie traten mit ihren Softwarelösungen nacheinander an, um möglichst viele Punkte zu sammeln. Das Team der Technischen Hochschule Ingolstadt ("LeTHIt drive") kam dabei mit dem siebten Platz leider nicht ins Finale.

Alle Teilnehmer hatten von Audi ein elektrogetriebenes Q 5-Modell im Maßstab 1:8 zur Verfügung gestellt bekommen. Auch die Steuereinheit wurde vorgegeben (sie entspricht dem, was die Firma derzeit in ihre echten Versuchsfahrzeuge zum Testen eigener Selbstfahrprogramme einbaut). Bei der Softwareentwicklung waren die Studenten dann aber völlig frei.

Und die Anforderungen auf der Miniaturstrecke im ersten Stock des Museum mobile waren hoch: Zahlreiche Einmündungen und Kreuzungen mit Rechts-vor-links-Regelungen, ein kleiner Tunnel und ein Scheinwerfer in Bodennähe zur Simulation von plötzlichem Wechsel der Lichtverhältnisse, eine von einer Lichtschranke gesteuerte Barbiepuppe als Fußgängerin an einem Zebrastreifen, verstreuter Reis zur Simulation einer verschneiten Fahrbahn und ein Hindernisfahrzeug stellten Herausforderungen dar, die nicht durchweg bewältigt wurden.

So war es für die meisten Zuschauer amüsant zu erleben, wie sich das Modellauto des Vorjahressiegers TU München ("momenTUM") im Finale einfach nicht "traute", ein vorausfahrendes langsameres Fahrzeug zu überholen: Die Programmierer hatten ihrem Wagen per Software offenbar zu gut eingeschärft, bei plötzlichen Hindernissen lieber abzubremsen. Auch mit dem Kreisverkehr kam die automatische Steuerung dieses Fahrzeugs nicht immer zurecht: Oft wollte der kleine Wagen lieber geradeaus über die Mittelinsel abkürzen . . . Andere Manöver wie das Zurücksetzen in eine Parklücke und auch der Halt am Fußgängerüberweg gelangen dafür umso besser: Barbie und ihr Kinderwagen wurden nicht angefahren.

In der Endabrechnung lagen dann die Tüftler der Kooperation von Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Technischer Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm ("FAUtonOHM") vorne. Sie durften als Preisgeld stolze 10 000 Euro mit nach Hause nehmen. Auf Rang 2 kam das Team "KACADU" des Forschungszentrums Informatik Karlsruhe, das 5000 Euro einstreichen konnte. Für die Mannschaft der TU München reichte es diesmal immerhin noch zum ehrenvollen dritten Platz, der noch mit 1000 Euro dotiert war.

Die Software aller Teams soll übrigens nach dem Wettbewerb allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Wahrscheinlich schaut man sich auch in Audis TE dann einiges noch etwas genauer an.