Ingolstadt
Großes Zittern bei Zulieferbetrieben

Beschäftigte der Unternehmen im GVZ auch beim Sommerfest besorgt über die Situation bei Audi

23.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Das Glücksrad war einer der Attraktionen beim Familienfest der IG Metall Ingolstadt am Samstag beim Güterverkehrszentrum. Mehr als 500 Beschäftige von Firmen im GVZ und bei Audi feierten. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Sorgen um den Arbeitsplatz hin oder her: Mehr als 500 Beschäftige der Zulieferbetriebe im Güterverkehrszentrum und Audi-Mitarbeiter feierten am Samstag ein großes Familienfest. Allerdings schwangen einige nachdenkliche Zwischentöne mit.

Auch wenn die Freude über höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen im GVZ groß ist - viele Besucher der Feier im Spielepark Nordwest zeigten sich besorgt über die beunruhigende Situation bei Audi und in ihren jeweiligen Unternehmen im Güterverkehrszentrum. Denn so viel ist klar: "Wenn Audi schwächelt, dann geht es auch uns schlecht", betonte Alexander Fritsch, Betriebsratsvorsitzender der Zulieferfirma Rhenus.

Er verhehlt nicht, dass bei dem Logistikdienstleister die "Angst über einen noch größeren Stellenabbau umgeht". Vor einem Jahr hatte Rhenus laut Fritsch noch 1200 Beschäftigte; jetzt seien es nur noch rund 700. Ein Vorteil für Audi sei allerdings, dass "im Dieselskandal jeder Autobauer mit drinhängt".

Schlechte Stimmung auch bei der Firma Scherm. "Aus der Belegschaft kommen ständig Anfragen an uns, wie die derzeitige Situation bei Audi ist", sagten die Betriebsratsvorsitzenden Lothar Klaritsch und Enno Frömert am Rande der Feier. Die Angst vor Stellenabbau gehe um an allen sechs Standorten des Audi-Zulieferers. Deshalb ist es laut Klaritsch wichtig, dass sich die Beschäftigten der Unternehmen im GVZ gut organisieren: "Nur starke Betriebsräte und eine starke IG Metall bringen uns nach vorne!"

"Wir sind von der Abgasaffäre noch mehr betroffen als Audi selbst", meinte Cuma Ucar von der Ingolstädter Firma IDEAL Automotive. Im Unternehmen herrsche eine "sehr beängstigende Stimmung". Denn die vielen Mitarbeiter, die einen befristeten Arbeitsvertrag haben, fürchten Ucar zufolge um ihren Job.

Unterstützung bekommen die Beschäftigten im GVZ (knapp 5000 Menschen arbeiten hier für Audi) von der IG Metall Ingolstadt. "Seit fünf Jahren ist die IG Metall mit einem eigenen Büro im GVZ vertreten, und seit dieser Zeit arbeiten wir für tarifpolitische und arbeitsrechtliche Standards", unterstrich zweiter Bevollmächtigter Bernhard Stiedl. Erste Erfolge seien bereits erreicht worden, zum Beispiel die Tarifbindung bei den Firmen Scherm und Rhenus. "Es gibt aber noch einige Betriebe im GVZ, in denen wir noch keinen Betriebsrat haben."

Die Festrede im Festzelt hielt der erste Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Johann Horn. "Das Güterverkehrszentrum funktioniert gut, vor allem für Audi. Die Beschäftigten im GVZ arbeiten sehr viel günstiger wie die Logistik im Audi-Werk", erwähnte er. Horn lobte die Scherm-Mitabeiter, die sich Entgelterhöhungen erstreikt haben".

Weiter sagte der Chef der Ingolstädter Metaller: "Nach fünf Jahren Kampf und Mühen, Erfolgen und Niederlagen haben wir nun die Chance, unserem Ziel, im GVZ für alle Arbeitnehmer angemessene Bedingungen und Entgelte zu schaffen, einen großen Schritt näher zu kommen." Horn lobte die große Solidarität der Beschäftigten im Güterverkehrszentrum. Dieser seit 1994 bestehende Zulieferpark sei eine "perfekte logistische Prozesskette, ohne die heute kein Auto vom Band läuft".

Beim Familienfest sprach auch Alexander Formann von der Audi-Vertrauenskörperleitung. "Es gibt tolle Erfolge bei Rhenus, Scherm oder HBPO beim Aufbau von Tarifstrukturen oder bei der Betriebsratswahl", sagte das Mitglied des IG-Metall-Netzwerkteams. Ein Grußwort kam auch von Anita Stahl, Betriebsrätin bei Rhenus.

Bei der Feier am Samstagnachmittag, die Christian Daiker und Gerhard Stelzer von der IG Metall organisiert hatten, wurde ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten. So gab es eine Tombola und Kinderschminken. Außerdem stand ein Infomobil der IG Metall am Spielepark.