Ingolstadt
Auf einer Linie mit dem Stammwerk

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Foto: - kx

In der neuen Halle B im GVZ hat Audi Logistik und Produktion unter ein Dach gebracht. Das 70 Millionen Euro teure Gebäude mit der Vormontage der Hinterachsen und Cockpits für A4/A5-Modelle ist ein wichtiger Baustein der Flexibilisierungsinitiative des Autobauers.

Ingolstadt (DK) Das Tor rollt nach oben. Und plötzlich steht wie von Zauberhand ein Sattelzug hier im Obergeschoss. Ein eigener Lkw-Fahrstuhl mit 44 Tonnen Tragkraft hat Zugmaschine und Auflieger in vier Minuten aus dem Erdgeschoss an den richtigen Platz gehoben. Ein Gabelstapler surrt heran und packt sich die wertvolle Fracht, die in der 15 000 Quadratmeter großen Etage nur kurz gelagert wird. Schon wenige Stunden später finden sich die meisten der Teile in einem fertig vormontierten Cockpit auf der anderen Seite der riesigen Halle wieder. Alle 86 Sekunden ist ein Modul aus 130 Einzelteilen auf den beiden Cockpit-Produktionslinien fertig. Von dort zuckeln sie auf einem der Audi-Liner, wie die roten JIT-Wägelchen des Autobauers mit den Anhängern inzwischen heißen, über die kleine GVZ-Brücke ins Stammwerk auf der anderen Seite der Ettinger Straße. 112 Züge mit je 16 Cockpits treten täglich im Drei-Schicht-Betrieb die Reise zum Herz des Audi-Werks an: Keine halbe Stunde später sind wiederum die Cockpits an der großen Montagelinie in einem neuen A4 oder A5 verbaut, den sich die Kunden völlig individuell zusammengestellt hatten. So sieht es das Prinzip "Just-in-Sequence" vor, die reihenfolgesynchrone Produktion.

Analog läuft es hier in der neuesten GVZ-Halle mit dem Buchstaben B auch im Erdgeschoss mit den A4/A5-Hinterachsen ab. Aus 150 bis 200 Einzelteilen, je nach Audi-Modell, wird ebenfalls alle 86 Sekunden ein vormontiertes Modul fertig. 70 Routenzüge mit je 24 Hinterachsen rollen innerhalb der drei Schichten über die erwähnte GVZ-Brücke ans große Montageband.

Die Halle B ist als Vormontagecenter ein wichtiger Baustein bei der Flexibilisierungsinitiative des Autobauers. Sie sei sogar "ein wichtiger Eckpfeiler für die Sicherung des komplexen Wachstums, der Wirtschaftsfähigkeit und der Zukunftsfähigkeit des Audi-Standorts", sagt Simon Motter, der als Leiter der Werklogistik in Ingolstadt die Pressevertreter mit seinen Kollegen gestern durch die neue Halle führte. Audi hat die beiden Vormontageprozesse (Cockpit/Hinterachse) aus dem Stammwerk ins GVZ ausgelagert, um an der Hauptmontagelinie den Platz für den großen Umbau der beiden B-Linien, wie die A4/A5-Produktion intern genannt wird, zu schaffen. Wie ausführlich berichtet, wurden und werden davon Bandabschnitte komplett neu aufgebaut. Eine der B-Linien soll sogar so flexibel werden, dass dort alle Audi-Modelle gebaut werden können - und nicht nur wie bisher A4/A5 (sowie die letzten Modelle des Q5, der nach Mexiko abgegeben wird).

Brandneue Bandabschnitte der A4/A5-Linie hat Audi nach Weihnachten in Betrieb genommen. Deshalb musste die Halle B in einer Rekordzeit von nur 15 Monaten fertig sein. So schnell zogen die Stadttochter IFG mit Audi als Mieter den 70 Millionen Euro teuren Bau in die Höhe. Am 16. Januar lief die Produktion problemlos an.

"Für uns schließt sich hier der Kreis", sagt Thomas Sukowksi, der Leiter der Komponentenfertigung am neuen Audi-Standort in Münchsmünster, bei der Führung. Je zwei Radträger, Bremsscheiben und Radnaben steuern seine Leute aus dem Druckgussteile-Werk zur Hinterachse bei. Auch Münchsmünster war ein Baustein des Flexibilisierungsangriffs im Hauptwerk. Erst durch die Verlagerung der mechanischen Fertigung aus der Hauptmontagehalle dorthin, war der Platz für den erwähnten Umbau der Bandabschnitte entstanden. Ein Rädchen greift bei dem viele Millionen Euro teuren Modernisierungsprojekt des Autobauers ins andere.

500 Audianer arbeiten in der Halle. 19 Mitarbeiter je Schicht schrauben die Cockpits zusammen, 15 sind es bei der Hinterachse, die weiteren sind für Lager, Transport oder Kommissionieren eingesetzt. 31 Lastwagen mit Teilen rollen täglich für jede der beiden Etagen der Halle B heran. Fahrstuhlmusik im Lkw-Lift sucht man aber vergebens. Es wird schließlich konzentriert gearbeitet.