Ingolstadt
Ansturm auf das Feldkirchener Tor

Sonderführung im Schloss belegt das große Interesse an dem Baudenkmal und dessen möglicher Öffnung

23.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:02 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Mit diesem Ansturm hatte im Neuen Schloss keiner gerechnet: Gut 190 Besucher nahmen am Samstag an der Sonderführung zum Feldkirchener Tor teil, das seit fast 600 Jahren von den Schlossmauern umgeben ist. Tobias Schönauer erläuterte auch die Überlegungen, das Tor wieder zu öffnen.

Ein Tor täte der Stadt gut. Das ist an diesem Nachmittag nicht zu übersehen. Als sich die Pforte zum Verwaltungsgebäude des Armeemuseums öffnet, ist der Steg davor voll. Die Mitarbeiter zählen 189 Besucher, die das alte Feldkirchener Tor besichtigen wollen. Trotz des Andrangs verläuft die Gratisführung ohne Probleme. Tobias Schönauer, Historiker im Dienste des Museums und im Ehrenamt Stadtheimatpfleger, steigt auf einen Steintrog und spricht mit kräftiger Stimme zur Menge inmitten der historischen Mauern. Er ist überall gut zu verstehen. Die Besucher hören interessiert zu.

Schönauer merkt zu Beginn an, dass das Feldkirchener Tor eigentlich keiner Entdeckung bedürfe, weil es als Teil des Armeemuseums (im Durchgang sind Artilleriegeschütze ausgestellt) immer schon zu besichtigen war. Die repräsentativen Räume in den Obergeschossen (vor allem das Zimmer mit der sehenswerten mittelalterlichen Holzbohlenbalkendecke) nutzten das Armeemuseum und die Universität Eichstätt für Konferenzen oder andere Zwecke. Die Etagen sind nun wegen der Führungen ausgeräumt worden.

Die Geschichte des ältesten Ingolstädter Stadttores ist in der Tat ungewöhnlich. Der Grundstein wurde 1362 gelegt, der Weg führte Richtung Osten nach Feldkirchen; daher der Name. Doch schon in den 1430er Jahren verschwand das Tor hinter den Mauern des Neuen Schlosses, das Herzog Ludwig der Bärtige sozusagen drum herum baute. Doch die Ingolstädter Bürgergemeinschaft klagte und wandte sich an den Kaiser. Der trug Ludwig auf, neben dem Schloss ein neues Feldkirchener Tor zu errichten. Das geschah. Es stand an der Stelle, wo bis ins 20. Jahrhundert (die Älteren werden sich erinnern) die Bäckerei Simson residierte. Gegenüber dem alten Feldkirchener Tor, auf der anderen Seite des Schlossgrabens, erbaute man um 1570 die Roßmühle, die zuletzt den Elektromarkt Fröschl beherbergte und schon seit vielen Jahren leer steht. Damit war der Weg nach Osten vom geschlossenen Stadttor aus endgültig verbaut.

Diese Situation spielt bei den Überlegungen, das Tor wieder zu öffnen und mit der Stadt zu verbinden, eine wichtige Rolle. Der Leiter des Armeemuseums, Ansgar Reiß, formulierte diese Idee kurz nach seinem Amtsantritt vor vier Jahren. Jetzt hat Christian Lösel, OB-Kandidat der CSU, den Gedanken wieder aufgegriffen. Auch daher rührt das neue Interesse an dem Tor.

Einen Zeitplan gebe es noch nicht, erklärt Schönauer der Besuchergruppe. Zwei Varianten stehen zur Diskussion: Eine Brücke, die das Tor über den Schlossgraben hinweg mit der Roßmühlstraße verbindet, oder eine kürzere, die draußen gleich links abbiegt und zu dem kleinen Spielplatz neben der Roßmühle führt. Derlei Planungen ergäben aber nur Sinn, so Schönauer, „wenn klar ist, was auf der anderen Seite, also auf dem Gießereigelände, passiert“.

Die Sonderführung endet im Graben und bietet einen ebenso beeindruckenden wie ungewohnten Blick auf das Schloss. Wer es noch in aller Pracht besichtigen will, sollte es bald tun, denn wegen der Landesausstellung, die 2015 darin stattfindet, räumt das Armeemuseum ab Pfingsten Zimmer für Zimmer. Bald beginnen Bauarbeiten: Die alte Festung wird barrierefrei.