Ingolstadt
Angeschmiert von oben bis unten

Verteilerkästen sind derzeit beliebtes Ziel von Sachbeschädigungen – Täter sind kaum zu greifen

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Ärgernis: Nicht nur Stromkästen sind von Schmierereien betroffen. Auch an Häusern sind oft Graffiti zu sehen. Die Chancen, die Täter zu ergreifen, sind jedoch verschwindend gering.

Ingolstadt (DK) Autos, Fahrräder, Zäune – vor Sachbeschädigung ist kein Gegenstand sicher. Auch nicht Verteilerkästen. Selbst wenn viele Fälle vermutlich erst gar nicht zur Anzeige gebracht werden, so bewegt sich die Anzahl der gemeldeten Delikte doch auf einem konstant hohen Niveau.

Das Corpus Delicti steht in Richtung stadteinwärts auf der rechten Seite der Adenauerbrücke – direkt bei der Abzweigung zur Tränktorstraße. Von oben bis unten ist es schwarz und rot beschmiert und mit der Aufschrift „Ultras“ versehen. Auf den Seiten des Verteilerkastens sind noch diverse andere Schmierereien zu lesen. Der Stromkasten ist allerdings nur eines der zahlreichen Objekte in Ingolstadt, die zum Gegenstand einer Sachbeschädigung geworden sind. Die schwarz-rote Bemalung und die Aufschrift deuten in diesem Fall auf einen Täter aus dem Kreis der FC Ingolstadt-Ultras hin, einer besonders fanatischen Anhängergruppe des Fußballvereins. Der Verteilerkasten hat auch noch einen Zwilling – in der Mautstraße steht ein Exemplar, das in der gleichen Art und Weise beschmiert wurde.

Die Sachbeschädigungen zogen aber bislang keine Konsequenzen nach sich. „Bei uns ist keine Anzeige diesbezüglich eingegangen“, bestätigt Cölestin Weigert von der Polizeiinspektion Ingolstadt gegenüber dem DK. Allgemein sei es bei Sachbeschädigungen häufig so, dass die Delikte nicht zur Anzeige gebracht würden. „Wenn bei jemandem zum Beispiel der Zaun beschmiert wird, dann sind die Aussichten, den Täter zu fassen, eher gering“, sagt Weigert. Daher würden viele Betroffene die Sachbeschädigung erst gar nicht bei der Polizei melden.

Aus dem gleichen Grund habe auch die Stadt Ingolstadt, der besagter Verteilerkasten gehört, auf eine Anzeige verzichtet, berichtet der städtische Pressesprecher Gerd Treffer. „Strafrechtlich gesehen ist eine Anzeige hoffnungslos“, sagt Treffer. Auch er ist, genau wie Weigert, der Meinung, dass die Täter in solchen Fällen kaum zu ermitteln seien.

Der Verteilerkasten auf der Adenauerbrücke, der die Ampelschaltung an der Kreuzung steuert, soll indes bald gereinigt werden. „Wir haben 170 solche Kästen im Stadtgebiet. Mit derartigen Problemen haben wir also immer wieder zu kämpfen“, sagt Treffer. Vor allem komme es auf eine schnelle Beseitigung der Schmierereien an, um potenzielle Nachahmertaten zu verhindern.

Doch trotz der Tatsache, dass viele Sachbeschädigungen nicht gemeldet würden, befindet sich die Zahl der Anzeigen wegen Sachbeschädigung laut Weigert dennoch auf einem konstant hohen Niveau. „Vor allem die Beschädigungen an parkenden Autos werden immer wieder zur Anzeige gebracht“, sagt Weigert. Abgestellte Fahrräder würden ebenso in schöner Regelmäßigkeit demoliert. Auch Schmierereien, wie im Falle der beiden Verteilerkästen, seien keine Seltenheit.

Bei diesen beiden Fällen sei mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass der Schriftzug „Ultras“ von bestimmten Anhängern des FC Ingolstadt aufgesprüht worden sei, sagt Weigert. Dass der Schriftzug von Anhängern von Auswärtsmannschaften stamme, schließt Weigert so gut wie aus. „Fans anderer Vereine kommen meistens erst gar nicht in die Innenstadt, sondern halten sich meist nur in der Nähe des Stadions auf“, weiß Weigert.

Im April sei es das letzte Mal zu einem Vorfall mit Auswärtsfans in der Innenstadt gekommen. Damals hätten sich Ultragruppierungen des gastierenden SC Paderborn und des FC Ingolstadt in der Innenstadt verabredet, um sich zu prügeln. „Solche Vorfälle sind in der Innenstadt aber eine absolute Ausnahme“, sagt Weigert. Auch Schmierereien von Fußballfans seien im Vergleich zu anderen Verunstaltungen „nicht außerordentlich zahlreich“.