Ingolstadt
Anbau nur noch im Hochbeet

Krebserregendes Benzpyren: Kleingartenanlage in der Rankestraße wird saniert

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Die Bagger sind angerückt, die Schadstoffsanierung des Schrebergartens in der Rankestraße hat begonnen. Im Frühjahr 2016 sollen die Kleingärtner ihre Anlage wieder in Betrieb nehmen können. Der Anbau von Obst und Gemüse ist dann nur noch im Hochbeet erlaubt - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Bodensanierung in der Kleingartenanlage am Luitpoldpark hat begonnen. Ende 2011 war hier bei Erdbohrungen der krebserregende Schadstoff Benzpyren entdeckt worden. Der Sanierung gingen zähe Verhandlungen zwischen dem Freistaat Bayern, der Stadt und den Kleingärtnern voraus.

Diese Woche nun war es so weit: Mit schwerem Gerät rückten Arbeiter an, um die Kleingartenanlage – zumindest einen großen Teil davon – dem Erdboden gleichzumachen. Dabei war lange Zeit noch nicht einmal klar, ob die 50 jeweils 300 Quadratmeter großen Parzellen überhaupt saniert oder die Kleingartenanlage nicht besser gleich ganz geschlossen und an anderer Stelle wieder eröffnet werden sollte. Denn die ursprünglich vom städtischen Umweltamt vorgeschlagene Sanierung – die Abtragung der Erde auf der gesamten Anlage um 60 Zentimeter – wäre zu teuer gewesen. Für die jetzige Lösung sind laut Dieter Knauer, Geschäftsführer der Immobilien Bayern, die für den Freistaat die Liegenschaften verwaltet, 1,1 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Der ursprüngliche Vorschlag, den der städtische Umweltreferent Rupert Ebner als den „Königsweg“ bezeichnet, wäre um das doppelte teurer gewesen – allein schon durch die Entsorgung der Erdmassen als Sondermüll.

Nun haben sich der Freistaat als Grundstückseigentümer mit Stadt und Kleingärtnern auf einen Kompromiss geeinigt. Die Erde wird nicht um 60 Zentimeter, sondern nur um zehn Zentimeter abgetragen. Nach einer Vliesfolie zur Abtrennung wird der Boden um 30 Zentimeter aufgefüllt. Der Höhenunterschied zu den bestehenden Gartenhäuschen soll mit dem Bau neuer Terrassen ausgeglichen werden. Zusätzlich erhält jeder Garten drei Hochbeete mit 60 Zentimeter Erdschicht. Nur hier dürfen künftig Obst und Gemüse angebaut werden.

Bei einer Versammlung im Herbst, bei der fast alle Kleingärtner anwesend waren, erklärten sich die Pächter mit der vorgestellten Kompromisslösung einverstanden. „Fast ausnahmslos“, wie Vorsitzender Michael Engler auf Anfrage betont. Nachdem etliche Kleingärtner nicht mehr die Jüngsten seien, kämen die Hochbeete vielen sogar entgegen. Im Frühjahr 2016 soll die Anlage wieder eröffnet werden.

„Sie wird danach schöner sein als vorher“, ist Engler zuversichtlich. Dem städtischen Umweltreferenten Rupert Ebner allerdings wäre die vom Umweltamt vorgeschlagene Abtragung auf 60 Zentimeter „als Optimalsanierung“ lieber gewesen. Der Grenzwert für den polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoff von einem Milligramm pro Kilogramm werde in der Anlage um einiges überschritten. Hier seien bis zu 19 Milligramm gemessen worden. Benzpyren, das vor allem in Steinkohleteer und Teerabfällen vorkommt, sei „deutlich karzinogen“. Als „Ideallösung“, vor allem im Hinblick auf spätere Generationen, sieht Ebner den jetzigen Kompromiss deshalb nicht. „Die Problematik ist: Die Leute müssen sich daran halten, nur im Hochbeet anzubauen.“

Dennoch trägt das städtische Umweltamt den Kompromiss mit. Die Behörde werde die Arbeiten in der Rankestraße begleiten und mehrmals Proben entnehmen, betont Ebner. Auf dem Gelände, einer früheren Festungsanlage, wurden bis 1945 Abfälle entsorgt. Die Kosten für die jetzige Sanierung übernimmt als „Zustandsstörer“ der Freistaat alleine. Die Stadt beteiligt sich daran nicht.