Ingolstadt
Amtswürde zum Umhängen

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Ingolstadt (jhh) Wenn der Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt sie gerade nicht um den Hals trägt, verwahrt das Hauptamt die Amtskette des Stadtoberhauptes.

Bei der ersten Stadtratssitzung der neuen Legislatur am Freitag, 2. Mai, wird Alfred Lehmann sie an seinen Nachfolger Christian Lösel weitergeben. „Ein festes Protokoll gibt es dafür nicht“, sagt Hans Meier, der Leiter des Hauptamtes. Ein wichtiger, feierlicher Akt wird es dennoch werden, die Kette ist schließlich – fast wie die Krone eines Königs – ein Machtinsignium.

Die Kette aus vergoldetem Silber wurde um 1870 vom Hofjuwelier Adam Hausinger in München gefertigt. Die Medaille zeigt auf der einen Seite das Stadtwappen, auf der anderen ein Porträt von König Ludwig II.

Dass es die Kette heute noch gibt, ist einer gewissen Renitenz der Ingolstädter zu verdanken, die sich während des Ersten Weltkrieges der Aufforderung widersetzten, die Goldkette einzuschmelzen und durch eiserne Abzeichen zu ersetzen. Ingolstadt behielt die Medaille auch nach dem Ende der Monarchie in Bayern und missachtete dabei eine Bestimmung aus der Bayerischen Gemeindeordnung aus dem Jahr 1927. So könnte man die Amtskette des Ingolstädter Oberbürgermeisters auch als Beleg einer vergangenen Verwaltungs-Revolte sehen.