Ingolstadt
Altes Wachhaus wird weiter saniert

26.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:18 Uhr

Traversgebäude Nr. 15 lautet die Bezeichnung für dieses Wachhäuschen der alten bayerischen Landesfestung. Der Förderverein will das versteckt liegende Gebäude zwischen den Kavalieren Heideck und Elbracht heuer weiter herrichten. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Der Förderverein Landesfestung hat sich kritisch mit dem geplanten Bau eines Studentenwohnheims an der Friedhofstraße auseinandergesetzt. Der Verein, dessen neuer Vorsitzender Ernst Aichner ist, will heuer das Wachhaus 15 weiter renovieren.

Ausführlich haben sich die Mitglieder des Fördervereins Bayerische Landesfestung bei ihrer Jahresversammlung mit den geplanten Baumaßnahmen im Bereich des Glacis beschäftigt. "Die weitere Bebauung neben der Röss-Villa an der Östlichen Ringstraße war kein Thema", sagt Vorstandsmitglied Hans Ott. Dagegen habe das von der Stadt Ingolstadt bereits genehmigte Studentenwohnheim an der Friedhofstraße eine breite Diskussion entfacht.

Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle hat laut Ott das geplante Studentenwohnheim ausführlich vorgestellt. Der Förderverein zweifelt allerdings daran, dass die Firsthöhe des neuen Gebäudes nicht höher werden soll als das Kavalier Zweibrücken. "Trotz der fundierten Stellungnahme der Stadtbaurätin" ist der Verein laut Ott der Meinung, dass das "Tor zur Stadt" mit den historischen Festungsbauten und dem Blick zum Kreuztor durch den Neubau und die hohen Bäume "nicht unerheblich gestört ist". Grundsätzlich ist der Förderverein Landesfestung mit seinen 75 Mitgliedern der Auffassung, dass das Glacis nicht mit weiteren Bebauungen zerschnitten werden sollte.

Das Wohnhaus am Kavalier Zweibrücken, neben dem das Studentenwohnheim geplant ist, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei dort jedoch schon vorher ein Gebäude gewesen sein soll. Das Grundstück an der Friedhofstraße, wo die heute noch stehende Halle dem Studentenwohnheim weichen soll, war übrigens streng genommen nie Teil des Glacis. Von der Westseite des alten Militärschwimmbads (Schutterhof) erstreckte sich in einem Bogen etwa bis zur Mitte der Bezirkssportanlage der alte Hauptwall der Festung, der später abgetragen wurde. Die Friedhofstraße wurde 1916/17 von Kriegsgefangenen gebaut. "Mit der Straße wurden erstmals die klassizistischen Festungsanlagen durchbrochen", so die Ingolstädter Denkmaltopographie.

Die vor einigen Jahren begonnenen ehrenamtlichen Arbeiten am Traversgebäude Nr. 15 an der Heydeckstraße will der Verein heuer weiter fortsetzen. "Nachdem wir das Mauerwerk gerichtet, den Schutt weggeräumt und einen neuen Holzdachstuhl mit Blechdach draufgesetzt haben, wollen wir heuer die Giebelseite vergittern", sagt Ott. Außerdem wird der Verein wieder zwei Festungsführungen anbieten und eine weitere Festungsbroschüre herausgeben, nachdem die erste im vergangenen Jahr enorme Resonanz europaweit erfuhr. "Sogar nach Holland haben wir schon drei Stöße geliefert", freut sich Ott.

Neuer Vorsitzender des Fördervereins Bayerische Landesfestung Ingolstadt ist Ernst Aichner, der ja in wenigen Tagen als Direktor des Bayerischen Armeemuseums in den Ruhestand geht. Sein Stellvertreter ist der bisherige Vorsitzende, Finanzbürgermeister Albert Wittmann. "Es wird keine weitere Bebauung im Glacis geben", betonte Wittmann, der auch den Vorwurf einer "Salamitaktik", einer schrittweisen Zerschneidung des Grüngürtels um die Ingolstädter Altstadt, zurückweist. Er äußerte Verständnis für den Bau des Studentenwohnheims, wobei jedoch die Stellplatzfrage nochmals diskutiert werden müsse.

Wie Wittmann sagte, soll heuer noch ein Festungsrundgang eingerichtet werden. Außerdem wird die Stützmauer am Künettegraben hergerichtet. Die Immobilienverwaltung des Freistaats trägt ein Drittel der Kosten von 300 000 Euro, die Stadt den Rest außer dem Teil, der vom Bezirk und der Landesstiftung getragen wird. Größter Brocken ist aber die Sanierung des Dachs des Kavalier Hepp, durch das es schon hineingeregnet hat. Die Kosten bezifferte Wittmann auf zwei bis 2,5 Millionen Euro.