Ingolstadt
Alles nicht so einfach

Diskussionsrunde des Historischen Vereins zur Identität Ingolstadts - Ausstellung im Neuen Schloss läuft bis Ende Januar

15.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Diskussion über Identität: Moderator Matthias Schickel (v. l.) mit Tobias Schönauer, OB Christian Lösel, Intendant Knut Weber, Stadtführerin Iris Weichenrieder und SPD-Stadtrat Achim Werner. Auch Audi und der Verkehr waren Thema. Werner erinnerte den Audi-Betriebsrat, der schon vor 25 Jahren einen Bahnhalt vorgeschlagen hat. Der OB setzt künftig auch auf einen autonom fahrenden, hoch individuellen ÖPNV. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Was macht die Identität Ingolstadts aus? Parallel zur Ausstellung im Neuen Schloss fand am Sonntagabend eine Podiumsdiskussion statt.

Dass sich OB Christian Lösel der Stadtmauer annimmt, findet Tobias Schönauer prinzipiell gut. Aber die Rekonstruktion der Zinnen? Erstens wisse man nicht, wie die ausgeschaut haben, so der Stadtheimatpfleger. Und dass ein Besitzer eingemauerte Zinnen wieder freilegt, kann er sich nicht vorstellen. Lösel hatte zuvor sein 100-Türme-Programm erläutert, das er mit dem Historischen Verein, dem Veranstalter der Diskussion, verwirklichen will. Ziel ist es, wie mehrfach berichtet, die Türme der weitgehend gut erhaltenen Stadtmauer wieder herzustellen.

Auch das Vorgehen der Stadt in Sachen Eselbastei kritisiert der Stadtheimatpfleger. "Da wurde eine große Chance vertan." Bekanntlich hat der Stadtrat 2016 beschlossen, Teile der Mauerreste über der Eselbastei am Gießereigelände für eine Tiefgaragenzufahrt abzureißen. "Man hätte dort die Geschichte der Stadt darstellen können", so Schönauer. Der Boden ist in der Tat geschichtsträchtig, wurde dort doch dem Schwedenkönig Gustav Adolf im Dreißigjährigen Krieg der Schimmel, der heute im Stadtmuseum steht, unter dem Hintern weggeschossen. Das militärische Areal war später der Ausgangspunkt der Industrialisierung der Stadt. "Man hätte den Zeitraum 1618 bis 2018 ausschlachten können", ergänzte Moderator Matthias Schickel, Vorsitzender des Historischen Vereins.

Auch Achim Werner bedauert die Entscheidung des Stadtrats und das "eher handstreichartige Verfahren" bei der Eselbastei. Der SPD-Stadtrat trauert heute noch dem "Wolkenbügel" nach, der ursprünglich hätte Sitz des Kunst- und Designmuseums sein sollen. Diskussionen dürfte es künftig um ein weiteres Projekt geben: Nachdem ein Café im Kavalier Dallwigk nicht realisierbar ist, soll dieses in einem noch zu bauenden Nebengebäude untergebracht werden - und zwar ganz oben, wo die Aussicht am besten ist. Die Frage ist nur, wie hoch dieser Neubau werden soll und was noch verträglich ist.

Knut Weber ergriff die Gelegenheit und warb für den Bau der Kammerspiele gleich neben dem Theater. Dies sei die "klügste und nachhaltigste Lösung", so der Intendant. Später, wenn das Theater dann eines Tages saniert ist, soll dort ein regelrechtes kulturelles Zentrum entstehen. "Wenn es uns nicht gelingt, Theater zum Teil der Bildungsoffensive zu machen, wird unsere Gesellschaft große Probleme bekommen." Dass das Stadttheater zur Schanz dazu gehört, kann auch Iris Weichenrieder nach ihren vielen Stadtspaziergängen bestätigen. "Viele kleine Dinge, und da gehören auch Straßennamen dazu, machen die Identität einer Stadt aus", betonte sei. Nach wie vor untragbar ist für sie, dass der Viktualienmarkt auf den Fundamenten der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Augustinerkirche steht.

Die Stadt näher an die Donau heranzuführen ist ein von vielen Seiten geäußerter Wunsch. Doch an der Schlosslände Raum zu schaffen, sei nicht ganz so einfach, erklärte der OB. Außerdem fließt die Donau dort sehr schnell, ein großer, flacher Uferbereich im Norden sehr schwierig. Achim Werner würde außerdem gern die Schutter wieder präsenter im Stadtgebiet machen. Weitere Themen waren Frankenstein sowie das Documente-Konzept des Historischen Vereins.