Ingolstadt
Alles im Kasten

Als bundesweit erste Stadt sollen die Ingolstädter in der Schanz den neuen Paketdienst der Post testen

18.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:32 Uhr

Großflächige Werbeaktion: Die Deutsche Post DHL hat Ingolstadt als Pilotgebiet für den Paketkastentest auserkoren - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Eine Stadt als Pilotprojekt für die ganze Republik: Die Deutsche Post testet in den kommenden Monaten, ob sich die Ingolstädter für ihren neuen Paketkasten interessieren. Wie beim Brief wird die Lieferung direkt am Haus deponiert.

Auch die Umlandgemeinden im Kreis Eichstätt dürfen mitmachen. Die Kollegin klagt immer ihr Leid: Sie muss als vielbeschäftigte, weil berufstätige Innenstadtbewohnerin Ingolstadts regelmäßig eine gefühlte Odyssee zurücklegen. Ihr Ziel ist dann ein Edeka-Markt im Norden der Stadt, bei deren Postshop sie ihre Päckchen abholen muss, weil der Paketdienst tagsüber bei ihr am Haus vergeblich klingelt. Damit passt sie perfekt in die große Zielgruppe, auf die es der Konzern Deutsche Post DHL mit einem neuen Service abgesehen hat – und für den er Ingolstadt als bundesweiten Pilotstandort für seinen Testlauf ausgewählt hat.

Tatsächlich bestellen immer mehr Menschen im Internet, sind aber nur selten zu Hause. Bei ihnen soll der Postmann in Zukunft gar nicht mehr klingen. Er soll einfach die Päckchen in einem Paketkasten, der nichts anderes als ein überdimensionaler Briefkasten ist, direkt am Haus sicher hinterlassen. Der Packerlmensch und der Paketkastenbesitzer haben je einen Schlüsselchip zum Öffnen.

Solche Kästen bewirbt die Post seit einigen Tagen mit großflächigen Plakaten in der Stadt. Eine Hauswurfsendung mit einem entsprechenden Flugblatt hat es auch gegeben.

Die Ingolstädter lassen sich laut einer internen Statistik der Post besonders viel schicken. Der Konzern will dazu aber keine Details nennen, wie Ingolstadt im Städteranking abschneidet. Klar – geheim. Bekannt ist dagegen, dass sich die Ingolstädter unter den Top Ten befanden, was die Rangliste für mögliche Testlaufstandorte zum Paketkasten betrifft. Ein Kriterium war selbstredend die wirtschaftliche Stärke der Boomtown. „Wenn sie viele Pakete empfangen, spricht das für die Kaufkraft der Bewohner von Ingolstadt“, sagt Andrej Busch, der Leiter des Paketgeschäfts bei Deutschland Post DHL. Der Logistikkonzern hat die Schanz aber auch aus einem anderen Grund ausgewählt: Hier passe die Wohnstruktur. Denn ein Paketkasten vor dem Gebäude lässt sich nur an Ein- oder Zweifamilienhäusern sinnvoll einsetzen (siehe links).

Die Ingolstädter werden – etwas flapsig formuliert – also zu Versuchskaninchen der Lieferbranche. Sechs bis zwölf Monate will die Post testen und dann Bilanz ziehen. Das heißt: Sollten die Ingolstädter genug Paketkästen ordern, wird nach und nach ganz Deutschland versorgt. In der Zustellungsweise für die normalen Kunden ohne Kasten ändert sich nichts. „Die Paketkästen sollen keine Mitarbeiter ersetzen, sie sind ein zusätzliches Angebot“, erklärt Busch.

Im Paketmarkt ist offenbar noch viel Luft nach oben. „Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Jahren zwischen fünf und sieben Prozent weiterwachsen“, sagt Busch. Das Thema E-Commerce, also der rein elektronische Handelsverkehr, mache bisher zehn Prozent des Warenverkehrs aus. Eine aktuelle Studie des Verbands der deutschen Internetwirtschaft „eco“ besagt, dass der Gesamtumsatz in dem Milliardengeschäft bis 2016 um weitere zehn Prozent pro Jahr wachsen wird.

Der Markt findet immer neue Produkte, die sich versenden lassen: Das übliche Warenangebot wie Bücher und Unterhaltungselektronik kennt jeder. Modesendungen sind durch den Einstieg des Riesen Zalando in die Höhe geschnellt. Sogar Möbel jedweder Größe werden inzwischen transportiert. Als nächsten großen Schritt erwartet Paketchef Busch einen „Run“ auf Verbrauchswaren: also Drogerieartikel, aber auch Lebensmittel, die man sich zum Beispiel mittags online bestellen kann und die abends geliefert würden.

Der Start in Ingolstadt stellt die Deutsche Post DHL bisher zufrieden: Ohne größere Werbemaßnahmen hätten sich schon mehr als 200 Interessenten über das Online-Portal www.paket.de gemeldet. Busch sagt: „Wir sind bisher sehr froh, dass wir Ingolstadt ausgewählt haben“, sagt Busch.

Bisher hat die Post das Prinzip schon im kleinen Kreis getestet: im Raum Bonn, am Hauptsitz des Konzerns, also hauptsächlich bei den Mitarbeitern. Dort sei das Prinzip sehr gut angekommen, heißt es. Den Ernstfall übernimmt nun die Schanz.