Ingolstadt
Alleingelassen mit den Sorgen

Neue Gesprächsrunde für Eltern psychisch kranker Kinder über 18

30.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:01 Uhr

Eva Straub vom Verein der Angehörigen psychisch Kranker will Eltern helfen. ‹ŒArch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Dass sich Eltern um ihre Kinder auch über das 18. Lebensjahr hinweg kümmern und sorgen, ist ganz natürlich. Dieses Verantwortungsgefühl ist umso ausgeprägter, wenn die Kinder psychisch krank sind.

Doch häufig treten mit Beginn der Volljährigkeit Probleme auf, mit denen Eltern alleingelassen werden. Das weiß Eva Straub, Vorsitzende des Vereins der Angehörigen und Freunde psychisch Kranker in der Region 10, nur zu gut aus eigener Erfahrung. Um hier Abhilfe zu schaffen, lädt der Verein betroffene Eltern und Großeltern zu einem Erfahrungsaustausch ein. Das erste Treffen, dem bei Bedarf weitere folgen können, findet am Donnerstag, 7. April, ab 18 Uhr in Ingolstadt im Haus des Vereins Insel an der Esplanade 1 statt.

Laut Straub sind rund 15 Prozent aller Schulkinder in Deutschland psychiatrisch behandlungsbedürftig. Das sind viele Fälle - dennoch halten Scham und Schuldgefühle Eltern häufig davon ab, Hilfe zu suchen. Falls doch, werden psychisch kranke Menschen bis zum Alter von 18 Jahren in der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt. "In dieser Zeit kümmern sich alle stark und in dichter Begleitung auch um die Eltern", erklärt Eva Straub. "Doch mit dem 18. Geburtstag endet das auf einen Schlag. Ich finde, das geht nicht: Gerade bei psychisch kranken jungen Erwachsenen hört doch die Fürsorge nicht auf. Was bringt die Zukunft, was ist mit der Ausbildung, was wird aus den Freundschaften? Die Eltern fühlen sich verlassen und unsicher und finden keinen Halt mehr mit ihren Ängsten."

Ab dem 18. Lebensjahr kommen psychisch Kranke in die Erwachsenenpsychiatrie. "Mit allen Restriktionen den Eltern gegenüber", so Straubs Erfahrungen. "Das Gebot der ärztlichen Schweigepflicht überlagert alles. Auch die Umgehensweise der Profis mit den Patienten unterscheidet sich gravierend von der in der Kinder- und Jugendpsychiatrie."

Der Verein veranstaltet zwar regelmäßig gemischte Gesprächsgruppen für Angehörige psychisch kranker Menschen. "Ich habe aber das Gefühl, dass dieses Angebot den Eltern mit ihren Sorgen nicht gerecht wird", glaubt Eva Straub. "Da besteht Bedarf, sich auf einem Niveau auszutauschen." Das soll jetzt geschehen. Neben Straub nimmt Astrid Passavant, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Kliniken St. Elisabeth Neuburg, an der Gesprächsrunde teil. Weitere Informationen und Anmeldung unter der Telefonnummer (0 84 06) 631 und im Internet unter eva.straub@bingo.ev.de.