Ingolstadt
Klinikum-Affäre: Die Ermittlungen dauern an

Auch Vergabe von Steuerberatungsleistungen im Visier der Staatsanwaltschaft Fastenmeier weiter in U-Haft

08.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:59 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt weiter mit Hochdruck in der Affäre Klinikum. Neue Ergebnisse gibt es derzeit allerdings nicht zu vermelden. "Wir sind fleißig am Auswerten", sagte Jürgen Staudt, einer der Sprecher der Ermittlungsbehörde, auf Anfrage unserer Zeitung. Sowohl der frühere Klinikum-Geschäftsführer, Heribert Fastenmeier, als auch sein ehemaliger Pressesprecher sitzen immer noch in Untersuchungshaft. Beide waren Ende April festgenommen worden. Ein Haftprüfungstermin im Mai kam zu dem Ergebnis, dass weiter Verdunkelungsgefahr bestehe.

Wie berichtet, soll sich Fastenmeier Ende April mit seinem früheren Mitarbeiter am Baggersee getroffen haben - nachdem die Ermittler erneut Büros durchsucht hatten und zwei weitere Beschuldigte hinzugekommen waren. Bei dem Treffen soll der ehemalige Pressesprecher "für die Beweisführung dem Anschein nach bedeutsame Unterlagen" dabei gehabt haben, wie die Staatsanwaltschaft damals mitteilte. Hintergrund soll eine erhebliche Überschreitung des PR-Budgets der Klinikum GmbH gewesen sein.

Mittlerweile ist auch die Vergabe von Steuerberatungsleistungen ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Auch hier geht es um eine Vergabe zum wirtschaftlichen Nachteil der Klinikum GmbH, wie Staudt sagte. Der vergebene Auftrag an eine externe Firma stehe, wie die anderen, die im Zuge der Affäre in den Fokus der Ermittler geraten sind, "im Missverhältnis zur abgegebenen Leistung", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Spekulationen, dass es sich dabei um jene Wirtschaftsprüfungsgesellschaft handele, die seit Jahren mit der Prüfung der Jahresabschlüsse des Schwerpunktkrankenhauses betraut ist - die Gesellschaft war nach Bekanntwerden des durch den Ombudsmann des Klinikums angezeigten Sachverhalts vom Aufsichtsratsvorsitzendem mit der Durchführung einer Sonderprüfung beauftragt worden - wies Staudt zurück. Mit dem Steuerberater, dessen Tätigkeit fürs Klinikum die Ermittler aktuell beschäftigt, sei nicht diese bundesweit tätige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gemeint.

Gegenwärtig ermittelt die Staatsanwaltschaft Ingolstadt gegen 16 Beschuldigte. Darunter ist auch der Ingolstädter Altoberbürgermeister Alfred Lehmann, gegen den die Behörde wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt. Auch, was diesen Vorwurf anbelangt, gibt es vonseiten der Ermittler derzeit nichts Neues. Bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt genauso wenig wie bei der Generalstaatsanwaltschaft in München, die in Zusammenhang mit Lehmanns Tätigkeit für den Headhunter Labbé & Cie. und seiner damals gleichzeitigen Funktion im Aufsichtsrat der Klinikum GmbH ein zusätzliches Ermittlungsverfahren eingeleitet hatte. Labbé hatte unter anderem den neuen Ärztlichen Direktor und jetzigen Mit-Geschäftsführer des Klinikums vermittelt.