Ingolstadt
Rätselraten um Lager im Klinikum

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Entscheidungen zulasten des Klinikums? Die Staatsanwaltschaft hat im Zuge des Ermittlungsverfahrens gegen den früheren Geschäftsführer die Geschäftsräume mehrerer Firmen und das Privathaus Fastenmeiers durchsucht. - Foto: Hammer

Ingolstadt (rl) Ein Lager, in dem auch Schnaps und Spirituosen im Wert von rund 280 000 Euro aufbewahrt worden sein sollen, im Ingolstädter Klinikum? Der Interimsgeschäftsführer des Krankenhauses, Alexander Zugsbradl, hat diese in der Samstagsausgabe unserer Zeitung genannte Aussage und Summe gestern zurückgewiesen. "Die Information ist falsch.

Sie ist so nicht in den Sitzungen gesagt worden", betonte Zugsbradl. Auch Begriffe wie Spirituosen- und Schnapslager seien nie gefallen. Mit Hinweis auf die Nichtöffentlichkeit der Sitzung und die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wollte er sich allerdings nicht dazu äußern, was es konkret mit dem genannten Lager auf sich habe. Der Anwalt Fastenmeiers, André Szesny aus Düsseldorf, sagte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, er prüfe rechtliche Schritte gegen die Personen, die diese "Aussagen, die wir nicht nachvollziehen können", an die Öffentlichkeit gebracht hätten.

Allerdings hat der DK aus unterschiedlichen, bislang vertrauenswürdigen Quellen erfahren, dass in den nicht-öffentlichen Sitzungen von Aufsichtsrat und Krankenhauszweckverband von dem Lager die Rede war. Die Sitzungen waren im Vorfeld der fristlosen Kündigung des ehemaligen Geschäftsführers Heribert Fastenmeier einberufen worden. In besagtem Lager sollen neben alkoholischen Getränken, die offenbar als Geschenke angeschafft wurden, auch andere Geschenk- und Marketingartikel aufbewahrt worden sein.

Unterdessen wird auch der Fragenkatalog, den die Oppositionsparteien zur Klinikum-Affäre gestellt hatten, erneut diskutiert. In einer Presseerklärung forderte gestern die SPD-Fraktion, der OB sollte die Fragen in der Sondersitzung am Montag persönlich beantworten. Im Rahmen der Zweckverbandsversammlung, so die SPD, habe der OB angekündigt, dass er die Beantwortung Rechtsanwälten überlassen möchte. Aus Sicht der SPD-Fraktion wäre ein solches Vorgehen "völlig unakzeptabel". Es gehe schließlich "nicht um die Aufarbeitung von Straftatbeständen, sondern um die Aufklärung von politischen Vorgängen".

Um die Vorgänge am Klinikum vollständig erfassen zu können, seien Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer mit der rückhaltlosen Aufklärung beauftragt worden, antwortete Lösel gestern über die städtische Pressestelle. Es sei nur konsequent, diese externen Fachleute auch im Zuge der Sondersitzung des Stadtrates die gestellten Fragen beantworten zu lassen. Dies dokumentiere die Bemühungen um Transparenz und größtmögliche Objektivität. "Aufgrund des komplexen Themas und der teilweise lange zurückliegenden Sachverhalte" könnten die genannten Punkte auch nur von speziellen Fachleuten und Rechtsanwälten fundiert beantwortet werden. Diese hätten Zugang zu allen Unterlagen und Dokumenten bekommen, so der OB und Aufsichtsratsvorsitzende Lösel weiter.