Ingolstadt
Abgefahrene Geschichten

Michael von Benkel stellt Samstag seinen ersten gedruckten Roman vor: über Taxis

22.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

Mit Staffelei, Charme und Melone: Michael von Benkel, Leiter des Ingolstädter Autorenkreises, hat seinen ersten Roman gedruckt bekommen. Das Buch mit zwölf Geschichten rund um seine Erlebnisse als Taxifahrer in München wird am kommenden Samstag beim Verein Kunstwerk im Klenzepark ab 19 Uhr bei einer Lesung präsentiert - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Wie er die knapp 200 bedruckten Seiten mit dem bunten Umschlag verliebt anschaut, kann man nur schwer daran glauben, dass sich Michael von Benkel selbst von einem Einzigen trennen möchte. Aber so ist das wahrscheinlich bei einem Erstlingsdruckwerk, das der Ingolstädter Autor vor sich liegen hat. „Das in Papierform in der Hand zu halten“, das sei ein tolles Gefühl. Selbstverständlich aber möchte von Benkel sein Buch unter die Leute bringen. Es soll ja gelesen werden. Lange genug hat der Leiter des Ingolstädter Autorenkreises darauf hingefiebert. „Fertig ist es schon lange“, sagt er. Das Skript zumindest. Vier Jahre suchte er mit einer Literaturagentin nach einem Verleger. Quasi vor der eigenen Haustür wurde von Benkel selbsttätig beim Bayerischen Poeten- und Belletristik-Verlag in Reichertshofen fündig. Er hat sein Ziel erreicht – und „Das Taxi“ sozusagen das Fahrtziel.

So heißt das autobiografische Werk des Wahl-Ingolstädters von Benkel, der im wahren Leben den Nachnamen Fein trägt und Richter am Ingolstädter Amtsgericht ist. Als gebürtiger Münchner hat er in seiner Heimatstadt auch die Studienzeit verbracht – und finanziert: mit Taxi fahren. „Sechs Jahre lang, ich habe davon gelebt“, erzählt von Benkel. Die ersten beiden Jahre, Mitte der 1980er, fuhr er „mit Begeisterung“. Als junger Mann durfte er ein neues Auto, ein schickes Auto („Mercedes natürlich“) durch die Landeshauptstadt steuern. „Ich habe vom Taxi geträumt.“ Vom Tag rutschte er in die Nachtschicht: sechs bis sechs. „Das Glitzern der Lichter der Großstadt nachts ist fantastisch.“ Doch nach zwei weiteren Jahren („Da war es okay“) folgten die letzten beiden Jahre (vor dem Staatsexamen). „Da habe ich schon gedacht, dass ich das nicht mein ganzes Leben machen möchte. Die Schwierigkeit ist es, nicht hängenzubleiben.“ Frühere Studienkollegen würden noch immer fahren.

Von Benkel muss gerade wegen der Buch-Präsentation vermehrt an sie denken. Er hat Freunde für den kommenden Samstag, 27. September, um 19 Uhr ins Kunstwerk im Klenzepark eingeladen, wo er das Buch bei einer öffentlichen Lesung (Eintritt frei) vorstellt. Von einem Taxlerfreund kam die Antwort: „Spinnst du? Das ist das mittlere Wiesn-Wochenende. . .“ Von Benkel lächelt. Wie konnte er das vergessen? Das Oktoberfest war seinerzeit auch seine Haupteinnahmequelle. „Da fährst du durch“ – und bist auf Wochen hinaus versorgt.

Kein Wunder, dass die Wiesn große Teile des „Taxi“-Romans einnimmt, wie von Benkel berichtet. Auf zwei Wochen ballt sich dort alles, was sich sonst über ein ganzes Fahrerleben verteilt: Gewalt, erotische Episoden, Prominente, Drogen, Touristen – bei Kollegen oder Fahrgästen, die einschlafen, beleidigen, belästigen, plaudern, flirten, nix verstehen oder auch sich übergeben. Von Benkels Geheimrezept: immer eine Plastiktüte griffbereit unter dem Sitz. Er beschreibt einschneidende Erlebnisse mit beinahe in Stein gemeißelten Sätzen: „Tote Fahrgäste können dir die ganze Schicht versauen“, heißt es zu einem schweren Unfall, in den er hineingezogen wird. Gestorben ist freilich niemand dabei.

Das Buch ist übrigens der Mutter gewidmet, die ihm sagte: „Nimm nicht jeden mit!“ Michael von Benkel geht heute so weit zu sagen: „Man sollte nicht jeden Rat der Mutter befolgen.“