Ingolstadt
Aber er liebt die Löwen trotzdem

Achim Sechzig Bogdahn über seine ewige Treue zum TSV 1860 München und das Image des FC 04

21.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr
Achim "Sechzig" Bogdahn, hier als DJ im Ingolstädter "Tagtraum". −Foto: DK

Ingolstadt (DK) Der Journalist, Discjockey und Radiomoderator Achim Bogdahn ist einer der leidenschaftlichsten Fans des TSV 1860 München. Sein Künstlername lautet: Sechzig. Am Samstagabend, gleich nach dem Derby der Löwen gegen den FC 04, legte er im Café Tagtraum auf. Davor ging es natürlich um Fußball.

Immerhin: Er war schon auf der Welt (wenn auch noch nicht lang), als der Verein seines Herzens den letzten Titel geholt hat. Achim Sechzig Bogdahn, Journalist, Radiomoderator beim BR („Zündfunk“, „Das Tagesgespräch“) und Discjockey wurde 1965 geboren. Im Jahr darauf gewann der TSV 1860 München die Deutsche Meisterschaft. Eine Ewigkeit ist das her.

Was bei den Löwen danach alles passiert ist, taugt eher weniger zum Angeben; sowohl auf dem Fußballfeld als auch drum herum. Schlimme Geschichten. Die Wildmosers und so. Oder all die Trainer und Spieler, die sich die Kabinentür in die Hand gegeben haben, ohne dass man sich noch an sie erinnert. Aber Bogdahn liebt sie trotzdem, seine Sechzger; in Treue ein Leben lang. Emphatische Gefühlsräusche nach jedem Punktgewinn inklusive. So wie am Samstag.

Da kam der TSV 1860 in der ungeliebten Allianz-Arena mit einem recht schmeichelhaften 1:1 davon. Bogdahn sieht das dennoch positiv: „Wir haben ein Unentschieden gegen den Tabellenführer geholt! Das ist sensationell!“, erzählt er später. Allerdings hieß der Gegner FC Ingolstadt 04. „Dass ich das so sagen muss, tut natürlich weh“, fügt er an. Wie es sein Terminplan wollte, hatte Bogdahn am Samstagabend einen Auftritt in Ingolstadt: Er legte an der Seite des Gitarristen Rainer Schaller (Slut, Pelzig) im Café Tagtraum auf. Bevor die DJs zu den Reglern schritten, ging es natürlich um Fußball. Und die Löwen.

Den Beinamen „Sechzig“ hat Bogdahn inzwischen – nach einem leidenschaftlichen Kurzpassspiel gegen das Münchner Kreisverwaltungsreferat – amtlich: im Personalausweis. Mitglied der Löwen ist er dagegen schon lang nicht mehr. „Ich bin an dem Tag ausgetreten, als der Wildmoser den Bau der Allianz-Arena beschlossen hat – das war für mich ein Kulturschock. Und ich fühle mich ja bestätigt: Wenn wie jetzt gegen Ingolstadt, gegen den Tabellenführer, im Lokalderby nur knapp 20 000 Zuschauer kommen, ist das der beste Beweis dafür, dass dieses Stadion definitiv zu groß ist für uns.“ Wahre Liebe brauche keine vereinsrechtliche Basis. „Mitglied hin, Mitglied her, den Löwen im Herzen lebenslang!“, sagt Bogdahn. „Die Liebe zu Sechzig bleibt bestehen.“ Und das wie gesagt: trotz all der Leiden. „Sechzig ist einfach ein Phänomen: Wie kann es sein, dass eine Mannschaft nach inzwischen elf Jahren zweite Liga trotzdem einen solchen Tross von Fans hat“, fragt Bogdahn. „Auch in Ingolstadt gibt’s tausende glühende Sechzger-Fans. Ich finde es faszinierend, dass fast 50 Jahre nach dem letzten Titel noch so viel Begeisterung da ist. Der Löwe ist Kult!“

Bis es beim FC 04 mal so weit ist, könnte es noch dauern. Imagemäßig sieht Bogdahn die Schanzer „irgendwo zwischen dem SC Paderborn und Rasenballsport Leipzig“, aber mit besten Aussichten. Für einen Vergleich mit den Sechzgern sei es noch ein bisschen zu früh. „Denn wir reden hier von 1860 München und vom FC 04 , also 2004. Da sind 144 Jahre dazwischen. Das holt man nicht so schnell auf. Das muss wachsen. Da müssen Titel her, da müssen Abstiege her, da muss Leiden her, da muss Leidenschaft her!“ Aber bitte (kleiner Tipp an die Schanzer): „Nichts bei den Löwen abschauen! Denn sonst steigt ihr nie auf.“

Trotz der ewigen Rivalität mit dem FC Bayern („Das ist ernst!“) mag Bogdahn einen Ex-Profi der Roten echt gern: Mehmet Scholl. Mit ihm moderiert er die Sendung „Mehmets Schollplatten“ (jeden ersten Sonntag im Monat ab 23.05 Uhr auf Bayern 2). Aufgenommen wird sie stets an ungewöhnlichen Orten, zuletzt im Juli während der WM in Rio de Janeiro. Jetzt geht es auf einen Weinberg bei Würzburg.

Frage an den DJ: Welche Musik passt zu den Löwen? „Eher was mit Depression. Aber es gibt eigentlich keinen Soundtrack zu Sechzig – Sechzig ist viel zu verrückt.“ Und wenn der TSV 1860 eine Rockband wäre? Da muss Bogdahn nicht lang überlegen: „Dann hieße sie Tote Hose.“