Ingolstadt
Eine Schule für Minenkampf und Brückenbau

Das Ausbildungszentrum Pioniere wird morgen 60 Jahre alt Am 15. Juli Aktionstag in der Ingolstädter Innenstadt

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Die Wasserausbildung an der Donau demonstrierten die Pioniere immer wieder bei Großübungen in Wackerstein. Ende der 1950er-Jahre treten Pionierschulsoldaten auf dem Münchner Königsplatz an. In der Landeshauptstadt hatte die Pionierausbildung da bereits eine lange Tradition. Dasselbe gilt für Ingolstadt, wo die Schule 2009 in einem Neubau samt Lehrsaalgebäude heimisch wurde. ‹ŒArch - fotos: Pionierschule, Heimerl, Rehberger

Ingolstadt (DK) Die meiste Zeit war sie in München, hatte an der Donau nur eine Filiale. Doch seit 2009 gehört die Pionierschule der Bundeswehr, inzwischen Ausbildungszentrum Pioniere, fest zu Ingolstadt. Am 1. Juli wird die Truppenschule 60 Jahre alt. Das Jubiläum wird am 15. Juli in der Innenstadt mit der Bevölkerung begangen.

 

Wer bei den Pionieren der Bundeswehr jemals Verantwortung übernommen hat - ob als Unteroffizier oder als Offizier -, hat sie früher oder später kennengelernt: Die Pionierschule des Heeres ist der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Truppengattung. Bis 2009 hatte sie mit München als Hauptsitz und Ingolstadt als Sitz der Lehrgruppe B ("Bravo") zwei Standorte, seither nur noch einen - und anstelle der Türme der Münchner Frauenkirche zieren inzwischen das Kreuztor und ein Turm des Liebfrauenmünsters ihr Wappen.

Der 2010 fertiggestellte Schulneubau auf dem Gelände der Kaserne Auf der Schanz mit seinem künstlichen Wasserlauf ist eine der modernsten Liegenschaften der Streitkräfte. Wer hier stationiert oder auf Lehrgang ist, meint mitunter kaum noch, beim "Kommiss" zu sein. Das zentrale Lehrgangsgebäude ist auch architektonisch anspruchsvoll und eignet sich sogar für gesellschaftliche Anlässe. Moderner als hier kann die Bundeswehr kaum wirken, und die Umbenennung der Truppenschule in "Ausbildungszentrum Pioniere" im vorigen Jahr hat passend dazu auch noch ein wenig verbale Kosmetik betrieben.

Die Anfänge dieses Lehrzentrums liegen nun 60 Jahre zurück (zur Geschichte siehe Kasten unten rechts). Der Stichtag am 1. Juli ist zwar bereits in wenigen Tagen, doch punktgenau wird das Jubiläum nicht begangen. Vielmehr wird die offizielle Rückschau auf sechs ereignisreiche Jahrzehnte in München und zuletzt in Ingolstadt mit dem ebenfalls traditionsreichen Tag der Pioniere verbunden.

Am Freitag, 15. Juli, wird die Schule, die seit dem 1. Juli vorigen Jahres nun offiziell als Dienstleistungszentrum Pioniere firmiert, in der Innenstadt (Paradeplatz, Schlosshof, Grünzone südlich des Neuen Schlosses und nördliches Donauufer beim Fußgängersteg) eine große Geräte- und Ausrüstungsschau bieten. Unterstützt werden die Soldaten der Truppenschule vom Ingolstädter Gebirgspionierbataillon 8, das in der Kaserne an der Manchinger Straße bekanntlich ihr guter Nachbar ist.

Brigadegeneral Lutz Niemann, seit dem Frühjahr neuer Kommandeur des Ausbildungszentrums und damit auch der gesamten Pioniertruppe, ist die Präsentation seiner Schule in der Öffentlichkeit (nicht nur) zum Jubiläum ein großes Anliegen, wie die Bundeswehr in Ingolstadt ja generell seit jeher auf beste Beziehungen zur Stadt und zur Bevölkerung Wert legt. Die Schule, so betont Oberstleutnant Andreas Rüger als Leiter des Organisationsteams, ist stolz darauf, das Programm für den Aktionstag völlig selbstständig durchzuziehen. Aus den vorgesetzten Dienststellen, insbesondere im Verteidigungsministerium, hat es demnach hierzu keine Anweisungen gegeben.

Die Materialschau mit Vorführungen soll am 15. Juli von 11 bis 18 Uhr laufen. Es soll rund ums Neue Schloss mehrere Stationen geben, an denen Ausbilder weite Teile des modernen Pioniergeräts zeigen oder sogar vorführen. Die Pioniertruppe (nicht von ungefähr früher als Genietruppe bezeichnet) hat ein besonders breites und vielfältiges Aufgabengebiet und entsprechend viel Spezialgerät. Das Spektrum der Waffengattung reicht vom Minenkampf bis zur Kampfmittelräumung, von Sprengungen (keine Sorge: da ist nichts geplant!) bis zum Lager-, Pipeline, Straßen- und Brückenbau. Hinzu kommen vielfältige Möglichkeiten zum Übersetzen über Gewässer. Am Aktionstag soll das auch durch das Angebot von Schlauchbootfahrten auf der Donau für alle Interessierten verdeutlicht werden. Möglicherweise - das entscheidet sich noch kurzfristig - sollen auch Pioniertaucher ihre Ausrüstung präsentieren.

Obwohl bei Jubiläumsveranstaltungen ansonsten nicht unüblich, soll es allerdings keinen offiziellen Festakt geben. Es sind zwar Ehrengäste eingeladen, doch ist kein steifes Programm mit vielen Reden geplant. Vielmehr ist die gesamte Bevölkerung an diesem Tag der Pioniere zu einer Serenade auf dem Schlosshof eingeladen. Ab 17 Uhr soll dort das Bundeswehr-Musikkorps Ulm vor allem Stücke spielen, die mit der Geschichte der Pioniertruppe verbunden sind. Im Rahmen dieses musikalischen Grußes an die Stadt sollen einige Offizielle auch Gelegenheit zu kurzen Grußworten haben.