Ingolstadt
150 Jahre auf 32 Stellwänden

Schüler und erwachsene Ehrenamtliche betreuen das Eisenbahnkabinett im Schulzentrum Südwest

08.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Viele Ehrenamtliche waren bei der Vorbereitung der Ausstellung im Eisenbahnkabinett des Apian-Gymnasiums aktiv. Neben den Stellwänden mit historischen Fotos und originalen Lokteilen sind dort zwei Lokmodelle aus Nürnberg zu sehen. - Foto: Möschl

Ingolstadt (DK) Gleich zwei Jubiläen sind dieses Jahr in Ingolstadt zu feiern: Seit 150 Jahren existiert die Bahnstrecke Ingolstadt-München, und vor 100 Jahren wurde das Ausbesserungswerk in Betrieb genommen. Passend hierzu gibt es auch zwei Ausstellungen - eine davon im Eisenbahnkabinett des Apian-Gymnasiums.

"Uns ist die Stoffbahn ausgegangen, wie sollen wir die restlichen Wände jetzt hinrücken", fragt ein Schüler. Harald Kneitz, Leiter des Teams Eisenbahn-Ausstellung des Ingolstädter Kulturamts, eilt in den Nebenraum, leitet an und koordiniert. Es ist nicht gerade schwer zu erkennen, dass der Aufbau einer Ausstellung, wie die im Eisenbahnkabinett des Apian-Gymnasiums, viel Kraft und Mühe abverlangt - insbesondere in den letzten Tagen vor ihrer Eröffnung. "Das Ergebnis kann sich dafür sehen lassen", findet Kneitz. "Es war auch ein ganz besonderes Erlebnis für mich, denn die Ausstellung wurde größtenteils von Ehrenamtlichen realisiert."

Betritt man den Eisenbahnkeller, findet man sich zunächst zwischen zwei Fotografien aus dem Ausbesserungswerk wieder. Dass es im Ersten Weltkrieg - vor Erfüllung seiner eigentlichen Bestimmung - als Lazarett diente, wird anschaulich durch eine Trage mit einer lebensgroßen Puppe demonstriert. Vorbei an originalen, restaurierten Zugteilen fällt der Blick auf einen Werktisch mit geöffneten Schubladen. Darin zu erkennen sind überdimensional anmutende Schraubenschlüssel. "Im Ausbesserungswerk wurde eben auch an riesigen Dampfloks geschraubt. Die Arbeit war damals nichts für zarte Hände", meint Kneitz.

Einen Raum weiter findet man sich zwischen Stellwänden und einer großen Modelleisenbahn samt eines Nachbaus des historischen Ingolstädter Hauptbahnhofs wieder. Die Spur-1-Anlage gehört dem Verein der Eisenbahn- und Modellbahnfreunde um Klaus Meyer. Das Modell ist nicht gerade klein, dennoch ist es nur ein Teil der gesamten Anlage des Vereins, wie Meyer mitteilt. Seit zehn Jahren arbeite der Verein bereits daran - fertig sei sie noch lange nicht.

Auf den Plakatwänden lässt sich die Geschichte der verschiedenen Ereignisse und des Wandels der Stadt - auch anhand zahlreicher historischer Bilder - chronologisch verfolgen. "Ingolstadt war ursprünglich keine Auto-, sondern eine Eisenbahnstadt", klärt Kneitz auf. Auch Audi wäre ohne das einstige Schienennetz nie das geworden, was es heute ist, fügt er an.

Nicht nur die Geschichte der Stadt ist eng mit der Eisenbahn verknüpft; auch viele der Aktiven im Apianer Kabinett verbindet mehr mit dem Verkehrsmittel als nur Modelllokomotiven: "Mein Vater und mein Großvater arbeiteten beide im Ausbesserungswerk", berichtet der Rentner Reinhold Mayer, der vor einigen Monaten das Werken im Kabinett für sich entdeckt hat. "Bevor ich hier aktiv wurde, hatte ich mich noch nicht so sehr mit diesem Aspekt meiner Familiengeschichte beschäftigt - erst durch die Teilnahme an den Treffen habe ich mich diesem Thema angenommen."

Zweimal wöchentlich treffen sich die Interessierten um den früheren Lehrer (zuvor selbst als Einheizer bei der Bahn tätig) Gerhard Böck. Von Schüler bis Rentner - sie alle kümmern sich um die Lokomotive am Hauptbahnhof, tauschen sich über die reiche Bahngeschichte aus und erhalten, befahren und erweitern die Modellbahnanlage im Apian. Letztere wird natürlich auch für die Besucher der Ausstellung zu sehen sein. Die Koordinierung der Modellzüge übernehmen die Schüler, wie beispielsweise der Achtklässler Arno Mehner. Er habe geholfen, Schilder für die Veranstaltung aufzustellen, erzählt er. Außerdem habe er sich mittlerweile an der Modellanlage warm gefahren. Der Ausstellungsbeginn kann also kommen.