Hepberg
"Stoabeißer" begrüßt Rathausbesucher

Uralter Spitzname der Hepberger in Stein gemeißelt

05.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Der "Stoabeißer" zerbeißt den Grenzstein. Die Skulptur steht im Hepberger Rathaus. - Foto: Beer

Hepberg (DK) Der Bergsattel, der nördlich von Hepberg ansteigt, bietet einen herrlichen Blick über das Donautal, bei Föhn sogar bis zu den Bayerischen Alpen. Unter der Oberfläche verbirgt sich aber auch an vielen Stellen ein in den zurückliegenden Jahrhunderten begehrter Bodenschatz, der Jurastein - als Plattenkalk oder als Bankkalk mit Lagen bis zu über einem Meter Stärke.

Die in den zahlreichen Steinbrüchen des Ortes einst in schwerer Handarbeit abgebauten Kalksteine waren ein begehrtes Baumaterial auch weit über den Ort hinaus. So wurden mit den Steinen des Bankkalks vor dem 20. Jahrhundert die meisten Anwesen errichtet. Der Plattenkalk diente zum Belegen der Fußböden und zum Eindecken der typischen Juradächer.

Bereits in den Jahren um 1770 ist in den alten Aufzeichnungen und Karten ein reger Steinabbau in Hepberg erwähnt. Eine besondere Bedeutung hatte einst der große Jurasteinbruch, heute ein beliebtes Freizeitgelände mitten im Ort, vor knapp 100 Jahren auch "Festungssteinbruch" genannt. Auf einer Fläche von über sechs Hektar und in einer Tiefe bis zu 20 Metern wurde für den Bau der Ingolstädter Festung in den Jahren 1828 bis 1848 das Steinmaterial gewonnen. Eine Dokumentation der neueren Zeit bietet eine Luftaufnahme des Orts von der US-Armee aus dem Zweiten Weltkrieg, in der noch acht verbliebene Steinbrüche deutlich zu erkennen sind.

Wegen des kargen Lohns der Steinbrucharbeiter und der damit verbundenen sozialen Stellung sowie der wenig ertragreichen steinigen Böden nannten die besser begüterten Bewohner der Nachbargemeinden die Hepberger geringschätzig die "Stoabeißer". An mehreren Stellen in den örtlichen Chronikunterlagen ist dieser historische Spitzname festgehalten, so auch in den Aufzeichnungen der bekannten Volkskundlerin Emmi Böck in ihrer Sagenforschung.

Angesichts der derzeit guten Lebensverhältnisse der meisten Bewohner im Ort kann man mit dieser Bezeichnung, die sich bis zum heutigen Tag erhalten hat, gut leben. Ja, man ist sogar stolz und pflegt das Zeugnis aus vergangener Zeit, um es auch für die zukünftigen Generationen zu erhalten.

Schon vor Jahren hat sich die Gemeinde bemüht, den Spitznamen bildlich in einem Denkmal darzustellen. In Zusammenarbeit mit dem Eichstätter Künstler und Bildhauer Raphael Graf wurde das mannshohe Kunstwerk aus Juramarmor ,der "Hepberger Stoabeißer", geschaffen. Pate stand ein Grenzstein, der einst zwischen Wettstetten und Hepberg für das Hochstift Eichstätt und das Herzogtum Bayern gesetzt wurde. Auf dem Grenzstein zeugt ein Wappenschild von den einstigen Besitztümern. Der Hauptteil des Denkmals ist der "Stoabeißer", der die Säule als Symbol für die Vergänglichkeit der engen Grenzen zerbeißt. Oben auf dem Stein sitzt der Rabe aus dem Gemeindewappen und beäugt etwas skeptisch das Geschehen.

Mit der Fertigstellung des neuen Bürgerzentrums im Anbau des Rathauses 2016 bekam der "Stoabeißer" einen neuen, viel beachteten Platz, und er freut sich dort über jeden Besucher.