Hepberg
Gegenseitige Befruchtung

In seiner 700-jährigen Geschichte pflegte Hepberg immer Kontakte zur Stadt Ingolstadt

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Foto: DK

Hepberg (DK) In einer alten Urkunde des Klosters Weltenburg vom Pfingsttag des Jahres 1317 wird der Ortsname "Heckperg" erwähnt. Aus diesem Anlass feiert die Gemeinde das ganze Jahr hindurch das Jubiläum "700 Jahre Hepberg".

Mehr als 600 Jahre davon ist die Baugeschichte der Stadt Ingolstadt und der Bayerischen Landesfestung mit dem Ort Hepberg verbunden. Erste Kontakte entstanden beim Bau der Moritzkirche, die im Jahr 1234 feierlich eingeweiht wurde. Das alte, wohl aus Karolingerzeit stammende Kirchlein war sehr klein sowie unansehnlich und nicht mehr repräsentativ genug für die Ingolstädter. Deshalb wurde der älteste Steinbau der Stadt sehr solide mit Bruchsteinen aus Hepberg, vom Reisberg und aus Joshofen erbaut. So ist es in den "Ingolstädter Heimatblättern" von 1936 vermerkt.

Zum Bau der alten Festungen von 1539 und 1828 herrschte im Hepberger Steinbruch ein enormer Hochbetrieb. Im damaligen Graf Solms'schen Gutachten wurde festgestellt, dass der Lippertshofener, Wolkertshofener, Wettstettener, Hepberger und (Groß)Mehringer Stein gut zu mauern und zu wölben sei, recherchierte der frühere Schulleiter Jürgen Vogl im Stadtarchiv Ingolstadt. Auch die Militärkommission legte bei der Materialprüfung einen strengen Maßstab an, so dass am Ende besonders die Steinbrüche von Hepberg und Demling den größten Teil der Lieferungen durchzuführen hatten. Im Jahr 1834 werden 139 Beschäftigte im Hepberger Bruch aufgeführt. Im Ort lebten damals etwa 200 Einwohner. Nach dem Abschluss des Festungsbaus war die hohe Zeit der Steinbrüche vorbei. Das Hepberger Felsenareal beendete im Jahr 1848 zunächst seine wichtige Aufgabe, fand aber beim Bau des Fort Orff (1878 bis 1881) eine weitere Fortsetzung. Heute zeugen die historischen Bauten der Bayerischen Landesfestung Ingolstadt und der riesige Steinkrater am Ortsrand von Hepberg als renaturiertes Freizeitgelände wie ein steinernes Geschichtsbuch von einer jahrhundertealten Verbundenheit mit der geschätzten Donaustadt. Diese Tatsache möge im Jubiläumsjahr "700 Jahre Hepberg" im Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung erhalten werden.

Aber damit nicht genug. Im Jahr 1407 wurde Ingolstadt in zwei Pfarreien geteilt: in die Untere Pfarr mit der Moritzkirche und die Obere Pfarr um das neue Münster. Die Bauphase für das mächtige Gotteshaus in Backsteingotik dauerte von 1425 bis 1525. Dabei wurde 1491/92 das größte mittelalterliche Dachwerk Süddeutschlands errichtet. Dazu mussten 7000 Bäume im Newgehäu, heute Neuhau, bei Hepberg gefällt und noch im saftfrischen Zustand verarbeitet werden. Diese mächtige handgehauene Eichenholzkonstruktion wurde 1503 neu gewölbt, und 1581 musste eine weitere Sicherungskonstruktion eingebaut werden. Nach alten Waldplänen reichte der Neuhau früher bis an die Hepberger Ortsgrenze und kam durch eine herzogliche Schenkung der Wittelsbacher 1357 in den Besitz der Stadt Ingolstadt. Bis zum Jahr 1804 zählte der Neuhau als alleiniger hölzerner Schatz für die Ingolstädter. Danach konnten Bauern der umliegenden Dörfer auf königliche Anordnung genau vermessene Waldparzellen kaufen, was die Stadt bald bereute und durch Rückkauf größtenteils wiedererwerben konnte.

1877 erwarb der Bayerische Staat eine Fläche im Neuhau, genau am "Rauhen Buckl", um dort das Fort Orff zu errichten. Nach Feststellungen des früheren Direktors im Armeemuseum, Ernst Aichner, erfolgten bereits Ende des 19. Jahrhunderts erste Tauschgeschäfte der Stadt Ingolstadt mit dem Militär, bei denen stadtnahe Festungsgrundflächen wie der frühere Volksfestplatz am Künettegraben mit Flächen im Neuhau getauscht wurden. Auf diese Weise entstand allmählich der große Truppenübungsplatz bei Hepberg. Auf Wunsch des Militärs begann zur besseren Nutzung des Areals eine großzügige Abholzung auf diesem weiten Waldkomplex. Der Exerzierplatz dient auch heute noch für militärische Zwecke, und Bundeswehr und Gemeinde bemühen sich im gegenseitigen Verständnis in einer geschlossenen Partnerschaft um eine gut nachbarschaftliche Beziehung.

Als Münsterpfarrer und Theologieprofessor an der Ingolstädter Universität ist Johannes Eck (gestorben 1543) bekannt, der sich als energischer Gegner der streitbaren Argula von Grumbach auszeichnete. Die Schlossherrin von Lenting-Hepberg gilt weithin als mutige Vertreterin der Lehre des Reformators Martin Luther in unserer Region.

In den früheren Zeiten der Hepberger Feudalherrschaft pflegten die hiesigen Schlossherren meist gute Kontakte zu den Ingolstädter Kirchen, besonders zum Franziskanerkloster und zur Moritzkirche. Ein Epitaph in der Gnadenkapelle der Schuttermuttergottes (Messbundkapelle) zeugt von der innigen Verbundenheit der Freiherren von Liechtenau mit dem Kloster. Nach einer großzügigen Spende an die Bartholomäer wünschte sich die Professorenwitwe Maria Anna Lossius allwöchentliche Gebete für ihr Seelenheil in der Moritzkirche. Diese Weltpriestervereinigung gründete mit dem Geld im Jahre 1771 zusammen mit dem Schlossgutbesitzer Maximilian von Stubenrauch das privilegierte Hepberger Reallandschulinstitut, das schon nach wenigen Jahren wieder geschlossen werden musste.

Viele Hepberger machten zwischen den beiden Weltkriegen sehr gute Geschäfte in der Ingolstädter Ludwigstraße oder auf dem Holzmarkt, erzählen die alten Hepberger. Im Ort wurden auf Anregung des engagierten Landrichters Gerstner noch vor 1900 vorbildliche große Obstgärten, Alleen mit Obstbäumen und ein gemeindlicher Schulgarten angelegt. Das hochwertige Obst fand einen reißenden Absatz bei den Stadtleuten. Auch für das mitgebrachte Brennholz gab es schnell einen Käufer, so dass die Hepberger Anbieter schon bald hoch zufrieden den Rückweg aufs Land antreten konnten.

Schließlich wird in einem Artikel des DONAUKURIER festgehalten, dass sich beim Bau der neuen Hepberger Kirche an der Hauptstraße im Jahre 1951 das Ingolstädter Kloster Gnadenthal sehr großzügig zeigte und den Sand aus einer eigenen Grube beim Donnersberger Gut auf Bitten des Ortspfarrers Karl Wittmann der neu gegründeten und armen Pfarrei Hepberg kostenlos überließ. Bei der öffentlichen Bekanntgabe bedankten sich die Hepberger Bürger im Maierwirtsaal mit einem kräftig dankbaren Beifall für die christliche Verbundenheit.