''Dramatische Verschlechterung''

29.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr
Kämpft für die Kurzzeitpflege: Elisabeth Bauernfreund aus Hundszell sammelt Unterschriften. −Foto: Eberl (Archivfoto)

Ingolstadt (rh) Die Stadtratsfraktion der SPD befürchtet durch den Wegfall von zwölf Kurzzeitpflegeplätzen im Heilig-Geist-Spital eine weitere dramatische Verschlechterung bei der Situation für die häusliche Pflege. „Die Reaktionen aus der Bevölkerung, die an die SPD herangetragen wurden, zeigen zudem, dass pflegende Angehörige sich von der Entscheidung der Stiftungsverwaltung völlig im Stich gelassen fühlen“, heißt es in einer Presseerklärung der SPD.

In einem Antrag fordert die Fraktion jetzt nicht nur den Erhalt der Kurzzeitpflegeplätze im Heilig-Geist-Spital und eine daran angepasste Sanierung der Gebäude, sondern zudem ein Konzept, das die Verwaltung zusammen mit den freien Trägern von Pflegeheimen erarbeiten soll, um eine ausreichende Zahl an Kurzzeitpflegeplätzen in Ingolstadt zu schaffen. Außerdem wird die Verwaltung in dem Antrag aufgefordert, Vorschläge zu machen, wie der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen eingedämmt werden kann.

Wie eine aktuelle Umfrage der SPD unter den Pflegeheimen ergab, ist die Nachfrage nach Kurzzeitpflege riesig, der Bestand geht jedoch ab 2017 gegen null. „Wegen der Auslastung der stationären Plätze gibt es keine Kapazitäten mehr für Kurzzeitpflege, erst recht keine verbindlichen Zusagen, die für eine Urlaubsplanung erforderlich sind“, so die Sozialexpertin der SPD, Veronika Peters.

Vor dieser Situation habe das Sozialreferat bereits vor einem Jahr bei der Vorlage der Pflegeprognose gewarnt. Der Mangel an Plätzen in Pflegeheimen habe zur Folge, dass Kurzzeitpflegeplätze, die überwiegend aus dem laufenden Heimbetrieb nicht belegter Plätze entstehen, immer weniger vorhanden seien, hieß es damals bereits. Die SPD betont in ihrem Antrag, dass laut Prognose in Ingolstadt mittelfristig 1680 Pflegeplätze benötigt werden. Träger jedoch finden aktuell keine Grundstücke für Neubauprojekte. „Die Stadt muss hier dringend Abhilfe schaffen und Trägern zu günstigen Konditionen Grundstücke zur Verfügung stellen“, fordert Peters für die Sozialdemokraten, „es kann nicht sein, dass im GVZ eine Gewerbehalle nach der anderen aus dem Boden gestampft wird, während soziale Projekte keine Chance auf Verwirklichung haben.“

CSU-Sozialexperte Konrad Ettl will sich dafür einsetzen, dass die großen Träger wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Heilig-Geist-Spital und Elisa gemeinsam eine gewisse Zahl von Kurzzeitflegeplätzen zur Verfügung stellen. „Ich appelliere an den guten Willen dieser Häuser“, sagte der Stadtrat auf DK-Anfrage. Ettl ist selbst Vorsitzender der Caritas-Sozialstation Ingolstadt und kennt sich schon deshalb bei dem Thema gut aus. Die Caritas betreibt in der Geisenfelder Straße ein Haus für Tagespflege. „Wir kämpfen auch immer um die schwarze Null.“ Der Stadtrat will sich mit dem Sozialamt in Verbindung setzen und hofft, dass eine gemeinsame Anlaufstelle für die Kurzzeitpflege geschaffen wird. „Die Betreuungspersonen wollen Gewissheit haben, dass sie ihre Angehörigen bringen können.“

Elisabeth Bauernfreund aus Hundszell hat viel dazu beigetragen, dass die Zwangslage der Betroffenen so ins Blickfeld der Politiker gerückt ist. Wie berichtet, hat die 44-jährige Mutter von zwei Kindern einen Pflegeplatz für ihren betagten Vater gesucht und dabei erst erfahren, dass im Heilig-Geist-Spital die Kurzzeitpflege geschlossen wird. Derzeit sammelt sie noch Unterschriften, um auf das Problem aufmerksam zu machen. „In Ingolstadt“, so klagt sie, „fehlt eine Institution, wo eine planbare Kurzzeitpflege vorhanden ist.“