Hagau
Kurzurlaub auf dem Reiterhof

Gut Aufeld in Hagau bietet Flüchtlingskindern aus Neuburg ein tierisches Ferienprogramm

25.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Buntes Treiben: In der Reithalle des Gutes Aufeld freuen sich die jungen Flüchtlinge über ihr Ferienprogramm mit den Pferden. Sie führen die Tieren durch die Halle, reiten auf ihnen und stellen bunte Kegel für einen Slalomlauf auf. Die Vierbeiner geben sich gelassen und machen den Spaß mit. - Fotos: Hauser

Hagau (DK) Sechs Kinder aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Neuburg besuchen das Gut Aufeld in Hagau. Dort dürfen sie sich drei Vormittage lang mit den Therapiepferden beschäftigen, sich um sie kümmern und auf ihnen reiten. Für die Kinder ist das ein Riesenspaß.

Jetzt ist Ehmet an der Reihe. Mit einem breiten Grinsen setzt er sich zum ersten Mal auf den Hengst Chico. Das Pferd läuft los. Ehmet lacht und streckt beide Arme nach oben. Bei jedem Schritt hopst der Siebenjährige einen halben Meter hoch und wieder runter auf den Rücken des Pferdes. Der schwarze Helm sitzt fest auf Ehmets Kopf. Sein rot-weißes Spiderman-Shirt weht durch die Luft. Langsam richtet sich Ehmet auf und stellt sich einbeinig auf den Rücken des Pferdes. „Ich habe es geschafft“, ruft der Siebenjährige begeistert.

Ursprünglich kommt Ehmet aus Pakistan. Im Moment wohnt der Junge in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Neuburg. Mit fünf anderen Kindern aus der Einrichtung darf er drei Vormittage auf dem Gut Aufeld bei Ingolstadt verbringen. Das Gut ist eine Einrichtung der Lebenshilfe. Hier machen sonst Menschen mit Behinderung eine Reittherapie.

Die Idee, das auch für Flüchtlingskinder anzubieten, hatte Christine Herzner. Sie arbeitet bei der Caritas Augsburg und ist für die Unterkunft in Neuburg zuständig. Nebenbei hilft die 29- Jährige auf dem Gut Au-feld aus. Die Kinder hat sie nach dem Alter ausgewählt. Sie sind zwischen fünf und elf Jahre alt. Denn eines war von Anfang an klar: Es können nicht alle etwa 70 Kinder aus dem Flüchtlingsheim mit. „Klar gab es ein paar, die auch mitwollten. Aber das geht dann halt nicht“, meint Herzner. Finanziert wird das Projekt von der Lebenshilfe über Spenden und vom Neuburger Verein „Asylsuchende sind Mitbürger“.

Bei den Kindern kommt die Aktion sehr gut an. „Das Faszinierende ist: Keiner hat Berührungsängste bei den Tieren. Sie sind sehr begeistert und haben einfach nur Spaß mit den Pferden“, sagt Herzner. In der großen Reithalle: nur strahlende Gesichter.

Am Anfang der Aktion sind die Kinder von Stall zu Stall gegangen und haben sich drei Pferde ausgesucht. Die Entscheidung ist auf das Pony Felix und die beiden Pferde Chico und Iron gefallen. Jetzt führen sie die Tiere abwechselnd durch die große Halle und reiten auf ihnen.

Farid hält das Pony Felix an einem etwa eineinhalb Meter langen Seil. Er grinst über beide Ohren, wenn er über seine ersten Erfahrungen mit den Pferden spricht. „Es macht mir Spaß mit den Pferden zu gehen und auf ihnen zu reiten“, sagt der Elfjährige. Seine Familie kommt aus Aserbaidschan. „Gestern habe ich mit dem Pferd gespielt und bin auf ihm geritten“, erzählt er. Langsam trottet Felix dem Jungen nach. Die Tiere lassen alles mit sich machen. „Den Pferden ist es egal, aus welchem Land die kommen. So wie die reagieren, sollten die Menschen reagieren“, findet Jennifer Rosken. Sie arbeitet seit drei Jahren auf dem Gut Aufeld mit den Therapiepferden. Gemeinsam mit drei Helferinnen leitet die 31-Jährige das Projekt.

Die fünf Buben und das Mädchen Shila tollen durch die Reithalle. Es riecht nach Tier und Holz. An den Schuhen der Kinder hat der Boden bereits seine Spuren hinterlassen – ein Gemisch aus Sand und Sägespänen. Sobald die Pferde schneller laufen, staubt es. Doch den Kindern ist der Dreck ganz egal. Zu fasziniert sind sie von den Tieren.

Jetzt stellt die kleine Shila Kegel auf – blaue, gelbe, grüne Hütchen – einmal quer durch das Gebäude. Sie dienen als Slalomparcours für die Reiter. Begeistert schaut das Mädchen den Hengst Chico an. Er ist ihr Lieblingspferd unter den drei Tieren. „Ich habe mich schon auf die Pferde hingelegt und die Hände weg gestreckt. Jetzt will ich noch auf den Pferden reiten und auf ihnen stehen“, sagt sie. Wenn Shila durch die Halle turnt, weht ihr pinkes Kleidchen. Es sieht fast so aus, als würde sie anschließend in den Ballettunterricht gehen. Doch nach dem Spaß in der Reithalle werden die Kinder die Pferde erst mal waschen und füttern. Dann gibt es noch ein gemeinsames Mittagessen auf dem Gut Aufeld, bevor es wieder zurück in den Alltag geht – die Flüchtlingsunterkunft in Neuburg.