Ingolstadt
Grüne Gewinner bei Europawahl

SPD stürzt in Ingolstadt auf einstelliges Ergebnis ab - CSU bleibt stärkste Kraft

26.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:53 Uhr
So sehen Sieger aus: Die Ingolstädter Grünen waren die großen Gewinner der Europawahl. Entsprechend gut war die Stimmung. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Mit 37,78 Prozent und damit drei Prozent weniger als bei der letzten Europawahl 2014 bleibt die CSU die stärkste Partei in Ingolstadt.

Doch als großer Gewinner dürfen sich die Grünen fühlen, die deutlich von 11,19 auf 18,88 Prozent zulegten - wohl vor allem zu Lasten der SPD, deren Stimmenanteil sich von 20,17 auf nur noch 8,75 Prozent mehr als halbierte. Damit fielen die Sozialdemokraten noch hinter die AfD zurück, die von 8,61 auf 10,8 Prozent zulegte. Die Plätze dahinter belegen die FDP mit 4,51 (2014: 3,14) Prozent und die Freien Wähler mit 4,07 (2,99) Prozent.

"Das finde ich fürchterlich. " OB Christian Lösel (CSU) meinte in einer ersten Stellungnahme um kurz nach 18 Uhr zu den ersten Ergebnissen der Europawahl auf Bundes- und Landesebene nicht das "fast stabile" Ergebnis seiner Partei und auch nicht die Verluste der Schwesterpartei. Er sprach vom Tiefschlag für die SPD, deren Ergebnis sich halbierte und in den einstelligen Bereich fiel.

Für das Abrutschen der Union auf Bundesebene sei allein die CDU verantwortlich, folgerte Lösel aus den ersten Zahlen. Und in Richtung der Sozialdemokraten fügte er noch an, deren Problem seien die Grünen, nicht die Union, wie oft zu hören sei.

Eine knappe Stunde später hatten die Ingolstädter Grünen überhaupt kein Problem mehr. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene und in Ingolstadt war die Partei der große Gewinner, hatte den Hochrechnungen zufolge ihren Stimmenanteil nahezu verdoppelt oder zumindest deutlich gesteigert. Steffi Kürten, die noch im vergangenen Oktober für die Partei als Landtagskandidatin angetreten war, freute sich zu diesem Zeitpunkt aber am meisten über das schlechte Abschneiden der AfD in Bayern mit nur gut sieben Prozent und meinte gleichzeitig, die gut zehn Prozent der AfD in Ingolstadt seien immer noch zu viel. Aber dann stimmte auch Kürten in die positive Stimmung beispielsweise der beiden Stadträtinnen Petra Kleine und Barbara Leininger ein. "Mein Gott, sieht das schön aus", meinte etwa Kleine, als für die Grünen in Ingolstadt stets ungefähr 19 Prozent angezeigt wurden. Leininger liebäugelte gar mit einer "2" am Anfang des Wahlergebnisses, woraus zwar nichts wurde, was aber nichts daran änderte, dass gegen 19 Uhr die Sektkorken knallten.

Der SPD war derweil nicht zum Feiern zumute. Am Absturz in den einstelligen Prozentbereich hatte Ortsvereinsvorsitzender Christian De Lapuente schwer zu schlucken, gerade weil er der Überzeugung ist, dass die Bundes-SPD eine gute Politik mache. Aber es sei halt "trendy", die Grünen zu wählen. Man sei eben gern bei den Gewinnern, folgerte er und zog Parallelen zum Fußball: "Lieber FC Bayern als 1860 München. " Der Europakandidat der SPD, Alexander Exner, meinte, die SPD müsse nach vorne blicken und endlich Ex-Kanzler Gerhard Schröder aus dem Gedächtnis streichen, denn der sei "der Anfang vom Ende" für die SPD gewesen.

Oskar Lipp, Kreisvorsitzender der AfD, war mit dem Ergebnis "im Großen und Ganzen zufrieden". "Wir sind die drittstärkste Kraft in Ingolstadt und im Landkreis Eichstätt, haben uns im Vergleich zur letzten Wahl um zwei beziehungsweise drei Prozent verbessert. " Das starke Ergebnis der Grünen in der Autostadt Ingolstadt ist für Lipp "ein Phänomen".

Von einem "Erdrutschsieg" seiner Partei sprach unterdessen schon kurz nach Bekanntwerden der ersten Zahlen Bernd Sandner, Kreisvorsitzender von Die Partei in Ingolstadt. Danach hatte Die Partei ihr Ergebnis in Bayern (wie letztlich auch in Ingolstadt) vervierfacht. Sandner gab zu, dass er "nie erwartet" habe, in Bayern mehr als zwei Prozent zu erreichen.