Großmehring
Die Toskana mitten in Bayern

Der Unternehmer Bernhard Geistbeck hat in Großmehring eine spektakuläre Villa gebaut

15.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:49 Uhr

Eine der letzten Außenarbeiten an der Toskana-Villa des Unternehmers Bernhard Geistbeck (vorne im Bild) in Großmehring war vor wenigen Tagen die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern mit Hilfe eines Baggers, darunter 14 etwa 35 Jahre alte Eichen - Foto: Schmidl

Großmehring (DK) Man sieht sie schon von weitem, die Toskana-Villa, die der Unternehmer Bernhard Geistbeck am Rand von Großmehring an einer Hanglage gebaut hat. Aber vielen reicht das offenbar nicht. Seit einiger Zeit hat sich ein regelrechter Tourismus rund um das Grundstück entwickelt.

Dass sich an schönen Sonntagen bis zu 300 Leute die Villa als Ziel ihres Spaziergangs aussuchen und die Neugierigen und Interessierten sogar schon bis aus Starnberg kommen, damit hat der 35-jährige Geistbeck nicht gerechnet. Und auch nicht damit, welche Spekulationen rund um seine Person aus dem Boden schießen würden. Nur weil er sich mit der Toskana-Villa einen Traum erfüllt und gleichzeitig aus der Not eine Tugend gemacht hat. Denn weil ihn sein Großhandel mit industrieller Steuerungstechnik so in Beschlag nimmt, dass er nicht mehr in seine bevorzugte Urlaubsregion, eben die Toskana, fahren kann, hat er beschlossen, sich die Toskana im wahrsten Sinn des Wortes ins Haus zu holen.

Er habe ein Programm für Microsoft entwickelt und sei damit steinreich geworden. Oder aber er sei ein Russe, der einen unknackbaren Code gefunden habe. Das und noch viel mehr hat er schon über sich gehört. Nur: Nichts davon stimmt. Geistbeck ist ein Ingolstädter, der bei Audi gearbeitet und sich vor sieben Jahren selbstständig gemacht hat. Er habe „mit Null angefangen“, sagt er. Seine Rechnung „Doppelt so viel Arbeit bringt doppelt so viel Geld“ sei aber aufgegangen, weshalb er nicht selten 16-Stunden- oder noch längere Arbeitstage hat. Anfangs musste er kräftig in sein Warenlager investieren, das ebenso wie das Büro mit derzeit drei Angestellten in einem Teil der Villa untergebracht ist. Und die Gewinne reinvestierte Geistbeck stets in seine Start-Up-Firma, die inzwischen auf einem funktionierenden Netzwerk fußt und weltweit 250 Kunden hat. Nur für die Toskana-Villa machte der Unternehmer bei den Reinvestitionen eine Ausnahme. Damit wollte er auch seiner Familie, die er wegen des Geschäfts oft vernachlässigt hatte, etwas zurückgeben. Denn „die Familie ist mein ein und alles“, so der 35-Jährige.

„Mich hat keiner gesehen, weil ich im Haus gehockt bin und gearbeitet habe“, begründet er, dass er nicht einmal in Großmehring und schon gleich gar nicht in Ingolstadt oder noch weiter entfernt bekannt ist wie ein bunter Hund. Die Glanz-und-Glamour-Welt ist ihm nach eigenen Aussagen weitgehend fremd, wobei er zugibt, es sei „nett, mal reinzuschnuppern“. Etwa bei einem Geschäftstermin. Aber insgesamt ist das laut Geistbeck alles „relativ unspektakulär“.

Im Gegensatz zu seiner Toskana-Villa. Die 350 Quadratmeter große Terrasse mit türkischem Sandstein und der noch etwas größere Bereich auf der Eingangsseite mit chinesischem Sandstein fallen ebenso wie das Haus selbst schon wegen ihrer schieren Größe auf. Dennoch sagt der Unternehmer, ihm sei „nicht groß, groß, groß, sondern schön“ wichtig gewesen. „Ich brauchte ein Haus mit 35 Ecken und Walmdach“, sagt Geistbeck. „Denn ein Haus mit bunten Dachziegeln ist für mich kein Toskana-Haus.“

Im Inneren der Villa, in deren Eingangsbereich sofort ein 200 Jahre altes Taufbecken in einem „Haus im Haus“ mit steinerner Wendeltreppe ins Auge fällt, war dem 35-Jährigen „das Bauen mit alten Stoffen“ ein Anliegen. „Ich kann zu allem eine Geschichte erzählen“, sagt er und fügt noch an: „Viele der Handwerker hatten vor langer Zeit zum letzten Mal so wie hier gearbeitet“.

Und wenn einmal kein oder nicht genügend altes Material zur Verfügung stand, dann trat „Geistbeck, der Lösungssucher“ auf den Plan. So fand er einen Spezialisten, der aus neuen Balken mit einer „Dreckbaazlasur“ alte macht. Oder er, der über sich selbst sagt, er sei „eher Handwerker als Kaufmann“, legte selbst Hand an wie etwa beim Schweißen der Außenlaternen.

Nachdem das Haus nach zwei Jahren nun so gut wie fertig ist, denkt Geistbeck weiter. Er will in einer nächsten Entwicklungsstufe nun nach und nach Aufgaben, die in seiner Firma anfallen, an andere übertragen. Damit er wieder einmal mehr Zeit hat: für sich, seine Familie und seine Villa.