Großmehring
Vermieterin findet neuen Träger

Ambulanter Pflegedienst übernimmt ab 1. März Tagespflegestätte in Großmehring

07.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr
Eine unruhige Zeit haben die Besucher der Tagespflege in Großmehring hinter sich. Mittlerweile hat sich mit der Vohburger Hauskrankenpflege ein neuer Träger gefunden, der die Einrichtung ab 1. März von der Caritas-Sozialstation Kösching übernimmt. −Foto: Stephan

Großmehring (DK) In der Tagespflegestätte in Großmehring dürfte bald wieder Ruhe einkehren: Zum 1. März übernimmt die Vohburger Hauskrankenpflege die Trägerschaft. Die drohende Schließung nach dem Rückzug der bisher zuständigen Caritas-Sozialstation Kösching wird damit hinfällig.

Über dem Eingang der Tagespflege in Großmehring steht in roten Lettern ein Satz, der für einige der Besucher in dieser Zeit wohl besonders gilt: "Lass keinen Tag ohne Freude vergehn, denn irgendwas ist immer schön." Fünf von ihnen sitzen im Gemeinschaftsraum, sie lösen Kreuzworträtsel, lesen Zeitung oder unterhalten sich. Als die Sprache kurz auf den Fortbestand der Einrichtung kommt, lächeln sie. "Ja, das ist schön", sagt eine der Frauen.

Ein Blick zurück: Ab Ende 2016 war wie berichtet nach und nach bekannt geworden, dass sich die Tagespflege in Großmehring zu einer defizitären Einrichtung entwickelt hatte. Ein Grund war vor allem die zu geringe Auslastung der zwölf Betreuungsplätze, sodass am Ende ein jährlicher Fehlbetrag von bis zu 50 000 Euro auf der Rechnung stand. Nachdem im August 2017 die Schließung der Tagespflege beziehungsweise eine Zusammenlegung mit der Station in Kösching verkündet wurde, regte sich Widerstand. Doch auch 1700 Unterschriften halfen nichts - die Kündigung des Mietvertrags zum 28. Februar war beschlossene Sache.

Umso größer ist im Ort die Freude, dass sich ein neuer Träger gefunden hat. Der Betrieb der Tagespflege wird laut Bürgermeister Ludwig Diepold ohne Unterbrechung fortgeführt. Die Caritas-Sozialstation ziehe am 28. Februar aus, ab 1. März übernehme die Vohburger Hauskrankenpflege. "Das wird ein nahtloser Übergang", sagt Diepold, der sich in den vergangenen Monaten als großer Befürworter der Tagespflege positioniert hat. Der Bürgermeister zeigt sich erleichtert über diese Entwicklung. "Für unsere Gemeinde ist das wichtig", sagt er. "Es sind Stammbesucher da, die Hilfe brauchen und jetzt überglücklich sind, dass sie drinbleiben können."

Zu verdanken haben sie dies vor allem dem Einsatz der Vermieterin des Gebäudes, in dem die Tagespflege seit 2001 untergebracht ist. "Sie hat das mit dem neuen Träger ausgemacht", sagt Diepold. Der Erhalt der Einrichtung sei ein Wunsch aus Familienkreisen gewesen, "also hat sie sich auf die Suche gemacht" - und die Vohburger Hauskrankenpflege gefunden. Der ambulante Pflegedienst ist seit 2010 in der Region Vohburg und Umgebung tätig. Die Leistungen der GmbH umfassen laut Homepage im Allgemeinen ambulante Pflege, Wundversorgung, Essen auf Rädern, Beratungsbesuche, hauswirtschaftliche Versorgung, Seniorennachmittage oder Fahrdienste.

Letzteres war sogar mit ausschlaggebend für den Erhalt der Einrichtung. "Wir wurden von Patienten, die wir als Pflegedienst zur Tagespflege fahren, darauf angesprochen", erzählt stellvertretender Geschäftsführer Dieter Förster. "Wir haben deshalb schon im Sommer mit dem Gedanken gespielt, einzusteigen." Der endgültige Anstoß sei schließlich die Kontaktaufnahme der Vermieterin gewesen.

Förster kündigt an, dass der Betrieb ab 1. März erst einmal unverändert weiterlaufen soll. Die Besucher würden von morgens bis nachmittags betreut. Das Angebot beinhalte drei Mahlzeiten, eine gewisse Grundpflege wie Hilfe bei der Medikamenteneinnahme oder beim Toilettengang sowie Spiele, Musik oder Basteln mit Ehrenamtlichen. "Wir werden im Laufe der Zeit sehen, ob wir etwas anders machen", sagt Förster, der sich auch über Unterstützung durch die Gemeinde freut. Änderungen werde es nur beim Personal geben, das nicht übernommen werde. "Nicht, weil wir nicht wollen, sondern weil die Vergütung durch die Kassen bei uns anders läuft als bei der Caritas", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer.

Angesprochen auf die finanziellen Probleme der Tagespflegestätte verweist Förster auf eine zweite Chance: "Wir fangen bei null an." Er erwarte, dass die bisherigen Besucher - über diese beziehungsweise je nach Pflegegrad über deren Kassen laufe die Finanzierung - die Einrichtung wieder gut annehmen. "Es gibt zwölf Besucher, die aber nicht jeden Tag kommen", sagt Förster. Die Vohburger Hauskrankenpflege strebe deshalb eine Optimierung an. "Wir wollen neue interessierte Leute finden, um auch die bislang nicht ausgeschöpften Tage decken zu können."

Kommentar von Tanja Stephan

Der Fortbestand der Tagespflege in Großmehring ist eine sehr gute Nachricht. Vor allem für die Besucher und ihre Angehörigen, die angesichts einer Schließung jeden Tag nach Kösching hätten fahren oder eine ganz neue Betreuungsmöglichkeit hätten finden müssen. In einer Zeit eines Personalmangels in der Altenpflege gar nicht so einfach.

Dass sich sowohl die Patienten als auch die Gemeinde nach einem neuen Träger umgehört haben, zeigt, wie wichtig die Einrichtung trotz der - bisher - geringen Auslastung ist. Besonders ist aber der Einsatz der Vermieterin hervorzuheben. Sie hätte im Hinblick auf den knappen Wohnraum in der Region zweifellos einen anderen Mieter für das Haus am nördlichen Ortsrand finden können, sich aber doch um den Erhalt der sozialen Einrichtung bemüht. Jetzt liegt es an anderen, die Tagespflegestätte in eine (finanziell) gesicherte Zukunft zu führen.