Großmehring
Gesteuerter Flutpolder geplant

Bauvorhaben der Staatsregierung stößt aber im Gemeinderat Großmehring auf Ablehnung

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Großmehring (DK) In Großmehring soll ein gesteuerter Flutpolder gebaut werden. Die dafür vorgesehene Fläche beträgt 480 Hektar und liegt zwischen der Manchinger Straße und dem Donaudamm, im sogenannten Letten. In dieses Rückhaltebecken können rund elf Millionen Kubikmeter Wasser fließen.

Zudem ist vorgesehen, um den Flutpolder einen dreieinhalb bis vier Meter hohen Damm zu errichten. Ziel ist es, Entlastungsräume bei sehr großen Hochwasserereignissen zu schaffen und die Spitze einer Hochwasserwelle zu kappen. Dieses Vorhaben ist Teil des bayerischen Flutpolderkonzeptes der Bayerischen Staatsregierung. Nach deren Plänen sollen in Bayern mehrere Flutpolder errichtet werden, um jeweils die Unterlieger zu schützen.

Diese Planung stieß beim Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung auf wenig Begeisterung. Zweiter Bürgermeister Helmut Sielaff (SPD) gab zu bedenken, dass in dem vorgesehen Areal Naturschutz- und Gewerbegebiete sowie Hochspannungsleitungen lägen. „Das muss alles geschützt werden, wie soll das gehen“ Dies werde im Raumordnungsverfahren geklärt, sagte Stephan Daum vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Er stellte zusammen mit Thomas Zapf das Projekt vor und stand für Fragen bereit.

Thomas Heindl, Fraktionssprecher der CSU, beschäftigten die Grundstücke in der vorgesehenen Fläche: „Die haben einen Wertverlust.“ Die Eigentümer erhielten eine Grundentschädigung und eine Entschädigung im Falle einer Flutung, erklärte Zapf. „Hierzu laufen Gespräche zwischen den Ministerien und dem Bauernverband.“ Auch für nachhaltig geschädigte Flächen, ausgelöst durch eine Flutung, gebe es eine Entschädigung. Der Ablauf des Wassers ist laut Daum entweder über die Donau oder über die Paar geplant. Zu der Idee, Hochwasser über die Staustufe zu regulieren, meinte er: „Es ist enorm schwierig, die Staustufe im Hochwasserfall zu steuern.“

Bürgermeister Ludwig Diepold sagte zur Problematik Grundwasser: „Dieses steigt, wenn das Wasser länger in dem Rückhaltebecken steht.“ Dazu stellte Daum in Aussicht: „Hierzu wird ein Grundwassermodell erstellt, das die Auswirkungen zeigt.“ Denn Dritte dürften nicht geschädigt werden. Um dies zu verhindern, sollen Pump- und Schöpfwerke das Grundwasser absenken.

„Wenn nun Widerstand aus der Bevölkerung kommt, was würde dann geschehen“, wollte Marianne Stadler (CSU) wissen. „Man muss miteinander reden und aufeinander zugehen“, antwortete Daum. Eine Lösung müsse man außerdem noch mit dem Eigentümer des Kiesabbaugebietes finden, das in der betreffenden Fläche liege. Die größten Bedenken erwartet Daum übrigens vonseiten der Unteren Naturschutzbehörde.

Die Entscheidung, den „roten Knopf“ zu drücken, liege bei einer übergeordneten Stelle, zum Beispiel der Staatsregierung. Denn das Fluten des Rückhaltebeckens bringe große finanzielle Auswirkungen mit sich, sagte Daum.

Generell interessierte den Gemeinderat die Frage: Jahrelang habe man von solchen Plänen nichts mehr gehört. Wieso komme man jetzt wieder auf Großmehring? „Die Technische Universität München hat im Auftrag des Freistaates Bayern alle potenziellen Flächen untersucht“, informierte Daum. „Es gibt nicht mehr viele Standorte in Bayern. Großmehring aber ist einer der wenigen, die noch geeignet sind.“

Nach vorliegender Planung sehen die nächsten Schritte für Großmehring wie folgt aus: Im vierten Quartal 2014 erfolgt eine europaweite Ausschreibung für das planende Ingenieurbüro. Im zweiten bis dritten Quartal 2015 werden dann die Unterlagen, darin auch enthalten die Ergebnisse des Grundwassermodells, für das Raumordnungsverfahren erstellt. Dieses wird schließlich Anfang 2016 eingeleitet.

Ergänzend noch die freigegebenen Beschlüsse aus der vorigen Sitzung: Der Kauf von Leuchten und deren Elektroinstallation am Marienplatz schlägt mit rund 41 600 Euro brutto zu Buche. Des Weiteren fallen zusätzliche Arbeiten am Kanal im Bereich Marienplatz für knapp 21 300 Euro brutto an.