Großmehring
Festungsgeschichte erlebbar gemacht

Fort Prinz Karl bei Großmehring ist deutschlandweit einzigartig Im Juli starten die monatlichen Führungen

23.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Foto: DK

Großmehring (DK) Nach zehnjähriger Renovierung steht Fort Prinz Karl für regelmäßige Führungen zur Verfügung. Finanz- und Heimatminister Markus Söder stellte es gestern vor. Die Anlage ist deutschlandweit einmalig und die einzig weitgehend erhaltene der früheren bayerischen Landesfestung Ingolstadt.

Passender hätte das bayerische Finanzministerium den Termin zur Eröffnung des Fort Prinz Karl nicht aussuchen können. Am bislang heißesten Tag des Jahres mit tropischen Temperaturen war es in der Festungsanlage mit gut zehn Grad angenehm kühl. Söder (CSU) hielt seine kurze Ansprache daher auch im Eingangsbereich des Forts auf dem Katharinenberg bei Großmehring (Landkreis Eichstätt). Dabei war er in durchaus hochherrschaftlicher Gesellschaft. Ansgar Reiß, Direktor des Bayerischen Armeemuseums und mit dem Förderverein Bayerische Landesfestung für die Führungen zuständig, hatte unweit von Söder ein Bild des Namensgebers, des Königssohns Prinz Karl, aufstellen lassen.

"Bayerische Geschichte lässt sich jetzt wieder hautnah erleben", sagte Söder vor einem kleinen Kreis von Behördenvertretern, Politikern und Historikern. Der Zustand des Forts sei sehr schlecht gewesen, Teile der Ziegelmauerwerks waren herausgebrochen, einige Räume der großen Anlage sogar einsturzgefährdet. In zehn Jahren Sanierung habe der Freistaat rund vier Millionen Euro in die Anlage investiert.

Söder erinnerte an die zentrale Lage Ingolstadts und an die frühere Bedeutung der bayerischen Landesfestung. Das Interesse der Bevölkerung sei groß, und daher gelte es, den Stellenwert der eigenen Geschichte immer im Blick zu behalten. Er erinnerte weiter daran, dass auch Charles de Gaulle während des Ersten Weltkriegs hier kurz inhaftiert war.

Ein Teil des Forts wurde in der Vergangenheit nicht nur als Gefangenenlager, sondern bis vor wenigen Jahren als Munitionsdepot genutzt. Der Rest stand leer. Etliche Räume wurden saniert und vermitteln einen faszinierenden Einblick in ein Stück bayerische Festungsgeschichte. Auch heute beeindrucken noch die Bäckerei, die Wasserversorgung, die Luftgänge hinter den Mauern oder der extra dick gemauerte Munitionsraum, wo die Soldaten einst Filzstiefel trugen.

Wer körperlich noch etwas fit ist, darf es wagen, im Inneren eines restaurierten Beobachtungsstands eine Leiter hinaufzuklettern. Oben angekommen, kann man mit Hilfe einer Kurbel und einer gewissen Portion Muskelkraft die tonnenschwere, gepanzerte Abdeckungshaube drehen und die Landschaft durch das Sichtfeld eines früheren Artilleristen beobachten. Weniger spektakulär, aber sehr wichtig ist der mit modernen Medien ausgestattete Raum, den vor allem Schulen nutzen sollen.

Die öffentlichen Führungen finden zwischen Mai und Oktober an jedem zweiten Sonntag im Monat statt. Beginn ist um 14 Uhr, Treffpunkt ist am Eingang des Forts: Am Kreisel nach dem Interpark nach rechts Richtung Katharinenberg abbiegen und dann den zweiten Feldweg links. Karten gibt es nur an der Kasse im Neuen Schloss in Ingolstadt. Vor Ort besteht keine Möglichkeit mehr, Karten zu erstehen. Die erste Führung ist am 10. Juli. Festes Schuhwerk ist zu empfehlen.