Gerolfing
Willkommensgruß im Zeltdorf

Blasmusik für Flüchtlinge in Gerolfing – 30 Bürger helfen dort ehrenamtlich

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Musik für die Neu-Gerolfinger: Die Singgemeinschaft unter Leitung von Stefan Winkelmeyr begrüßte die 120 Flüchtlinge. Die Stücke der Blaskapelle Kolpingia gefielen einem kleinen Buben gleich so gut, dass er voller Begeisterung mitklatschte - Fotos: Hauser

Gerolfing (DK) Seit zwei Wochen leben 120 Flüchtlinge in einem Zeltdorf in Gerolfing. Gestern wurden sie mit einem Konzert begrüßt. Anfängliche Vorbehalte gegenüber den fremden Menschen sind kaum mehr zu spüren, 30 Gerolfinger engagieren sich in der Unterkunft.

Viele Flüchtlinge lernen Deutsch. In den großen, weißen Zelten reiht sich Stockbett an Stockbett, darauf liegen karierte Bettdecken. Das kleine Gelände, auf dem die Flüchtlinge leben, ist eingezäunt. Viele Gerolfinger bleiben vor dem Zaun stehen, trauen sich nicht auf den Kiesplatz. Dort spielt die Blaskapelle Kolpingia, die Singgemeinschaft Gerolfing trägt unter der Leitung von Stefan Winkelmeyr Lieder vor. Die Flüchtlinge – aus Ländern wie Nigeria und Albanien – sitzen auf Bierbänken oder stehen in Grüppchen zusammen. Anfangs ein wenig zögerlich, klatschen sie bald zunehmends begeistert mit. Viele filmen den Auftritt mit der Handykamera, einige Kinder tanzen fröhlich im Kreis. Auch die Gerolfinger wagen sich langsam auf den Platz.

Für die Flüchtlinge dürfte es eine völlig neue kulturelle Erfahrung gewesen sein, in den beschaulichen Ingolstädter Vorort gekommen zu sein, in dem sie jetzt herzlich empfangen wurden. Meist kommen sie völlig mittellos in Deutschland an, haben viel durchgemacht. Das weiß Brigitte Turinsky, eine der rund 30 Ehrenamtlichen, die sich in der Unterkunft engagieren, aus Gesprächen. „Wir wollen ihnen deshalb den Start hier erleichtern.“ Sie gibt Deutschunterricht, an dem rund 40 Erwachsene wissbegierig teilnehmen. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man was zurückbekommt.“ Die 34-jährige Juliet schaltet sich ins Gespräch ein, erzählt lächelnd vom Unterricht. Noch ist die Sprache untereinander Englisch. Eralba, zwölf, aus Albanien ist zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Mutter hergekommen. Mutter Viola war schon ein paarmal in der Pfarrkirche St. Rupert, wie sie erzählt.

Die Flüchtlinge sind im Dorf zwar präsent, aber „wir merken keine Veränderung“, versichert die Gerolfingerin Edeltraud Burth am Rande der Veranstaltung. Außerdem: „Sie sagen freundlich ,Grüß Gott’ und wollen sich bei uns eingliedern.“ Barbara Blumenwitz übersetzt derweil die Begrüßungsworte des Chorleiters für die Flüchtlinge, ihr schallt mehrmals ein lautes „Thank You“ entgegen. Blumenwitz ist bei der Stadt angestellt und koordiniert die ehrenamtliche Hilfe.

Dazu gehören auch Sportangebote. Der 21-jährige Robin Estenfelder spielt mit den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft Fußball, Volleyball und Frisbee. Ein großer Teil der Betreuung bestehe auch darin, den Flüchtlingen Fragen zu beantworten. „Sie brauchen vor allem Hilfe, wenn man bei einer Sache Deutsch können muss, zum Beispiel, wenn sie eine Handy-SIM-Karte freischalten wollen.“ Vorbehalte hatte der junge Mann keine gegenüber den Flüchtlingen, im Gegenteil: „Ich find’s einfach interessant, was über die Leute zu erfahren.“ Und die seien offen, erzählen ihre Geschichten, sagt Sabine Grupp, auch eine der Ehrenamtlichen. „Wenn man die Menschen dann besser kennt, geht einem das sehr nahe.“

Als vor drei Wochen bekannt wurde, dass auch nach Gerolfing Flüchtlinge kommen, gab es heftige Diskussionen. „Jetzt sind sie da, und es stellt sich sehr positiv dar“, resümiert der Gerolfinger Eberhard Pittrof. Die Leute, die Vorbehalte hätten, tauchten zu solchen Veranstaltungen aber ohnehin nicht auf. „Die hätten heute die beste Möglichkeit gehabt, zu sehen, dass die Flüchtlinge alle nett und höflich sind.“